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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0210
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Moers

Zum dritten: daß wir im nahmen deß heiligenn
geistes geteufft werden, würdt unnß verheischen,
daß der heiligh geist unnser und unser kinder lehrer
unnd tröster in ewigkheit sein werde unnd zu wah-
ren gliedern deß leibs Jesu Christi machenn, auff
daß wir an Christo unnd allen seinen güttern sambt
allen gliedern der christlichen kirchen gemeindt-
schafft haben also, daß unnserer sünden in ewig-
kheit nit mehr gedacht werdenn, auch die sunde
unnd schwacheit, die in unns noch uberigh pleibt, je
lenger, je mehr getödtet unnd in unns ein newes le-
ben anngefangen unnd entlich in der sehligenn auf-
ferstehungh (da diß unser fleisch dem herrlichen leib
Christi gleichformigh sein würdt93) in unns vol-
khommentlich offenbahret werdenn soll.
Nachdem aber in einem jeden bundt beide theil sich
ver- |14v| pflichtenn, so verheischen wir auch Gott,
dem vatter, sohn unnd heiligenn geist, daß wir
durch seine gnadt innen allein vor unsern einigen,
wahren unnd lebendigen Gott erkhennen, und be-
khennen wollen, in allein in aller noth anruffen und
alls gehorsame kinder leben, wie diese newe geburt
erfordert, welche in diesen zweyen stucken bestehet,
erstlich, daß wir auß wahrer rew unnd leidt uber
unsere sünde alle unser vernunfft und luste ver-
leuchnen unnd dem willen Gottes underwerffen
unnd alle sunde von herzen hassen unnd fliehen,
darnach, daß wir auch anheben, lust unnd lieb zu
haben nach dem wortt Gottes, in aller heiligkheit
unnd gerechtigkheit zu lebenn94.
Wan wir aber bißweilen auß schwacheit inn sun-
den fallen, doch darinnen nit pleiben liegen noch
verzagen oder durch einige andere mittel dan durch
Christum vergebungh der sünden suchen, sondern
allzeyt durch unnsern tauf erinnert werden, darvon
abzustehen unnd fleißiglich zuvertrawen, daß der-
selbenn umb deß blutvergiessens Jesu Christi willen
vor Gott nimmermehr solle gedacht werden, sinte-
mahl unns der heiligh tauff ein ungezweifeltes zeug-
nus ist, das wir einen ewigen bundt mit Gott haben
unnd in dem lebendigen brunnen der ewigen barm-
w In der Handschrift: zu.
93 Phil 3,21. Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 57,
Neuser, Katechismus, S. 189.

herzigkheit deß vatters und deß allerheiligstenn lei-
dens unnd sterbens Jesu Christi durch die crafft deß
heiligen geistes getaufft seindt.
Wiewoll aber unsere kindlein diese gemelte ur-
sachen und geheimnuß noch nit verstehen, vielwe-
niger bekhennen khonnen, so sollen sie doch vom
heiligen tauf kheinswegs außgeschlossen werdenn,
dieweil sie vonn Gott zu seinem bundt beruffen
seindt, den Gott mit Abraham, dem vatter aller
gleubigen, | 15r | unnd seinem sahmen unnd auch also
mit uns und unsern kindern gemacht hatt: Ich will,
spricht der herr, aufrichten meinen bundt zwischen
mir und dir und deinem samen nach dir bey ihren
nachkhommen, daß es ein ewiger bundt sey also,
daß ich dein Gott sey unnd deines samens nach
dir95.
Nun ist aber Christus in die welt khommen, nit
die gnadt seines himlischen vatters zu verkleinern,
sonder vielmehr, den gnadenbundt, so zuvor im
volckh Israel eingeschlossen wahr, durch die gantze
weldt außzubreiten, unnd hatt anstatt der be-
schneidungh den heiligen tauff zum wahrzeichen
unnd siegel dieses bundts unns unnd unsern kindern
verordnet, wie der heiligh apostel Petrus solche be-
stettigungh des bundts austrucklich lehret in der ge-
schichten der aposteln im 2. capitel [38-39], da er
spricht: Thuet buß unnd lasset sich ein jeder tauffen
auf den nahmen Jesu Christi zur vergebungh der
sünden, so werdet ihr empfangen die gabe deß hei-
ligen geistes, dan ewer unnd ewer kinder ist diese
verheischungh unnd allen, die noch fern seindt, wel-
cher Gott, unnser herr, herzu beruffen wirdt.
Darzu heischet auch der herr Jesus Christus
selbst die unmündige kinder zu sich bringen unnd
spricht innen mit wortt und wercken daß himmel-
reich zu, wie Marcus am 10. [13-16] geschrieben ste-
het: Zu der zeit brachtenn sie die kindtlein zu Jesu,
daß er sie ahnrürete; die junger aber fuhren sie
anw, die sie drugen. Da es aber Jesus sahe, wardt er
unwilligh unnd sprach zu innen: Lasset die kinder zu
mir khommen unnd wehret innen nit, dan solcher ist
daß reich Gottes, dan warlich, ich sage euch, wehr
94 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 89 und 90, Neu-
ser, Katechismus, S. 198.
95 Gen 17,7.

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