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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0226
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Moers

Darnach soll der kirchendiener ire hendt zusamen
füegen oder inen solches zuthun bevehlen und spre-
chen:
Der vatter der barmherzigkheit, der euch durch sei-
ne gnadt zu diesem heiligen standt der ehe beruffen
hatt, verbinde euch mit rechter lieb unnd trew unnd
gebe euch seinen segen in Christo Jesu, unnserm
herrn, Amen.
Haben sie ringh, die mögen sie einander geben.
Höret nun ahn das heilige evangelium, wie starckh
diß ehelich bandt sey, wie es beschreibt der heiligh
evangelist Matth. am 19c. capittel [3-9]: Die phari-
seer trattenn zum herrn Jesu, versuchten in unnd
sprachen zu im: Ist es auch recht, daß sich ein man
scheide von seinem weibe umb irgent einer ursachen
willen? Er antwort unnd sprach: Habt ir nit gelesen
das, der im anfangh den menschen erschaffen hatt,
der machet, das ein man unnd weib sein solt unnd
sprach: Darumb würt ein mensch sein vatter unnd
mutter lassen unnd seinem weib anhangen, unnd
werden zwey ein fleisch sein. So seindt sie nun nit
zwey, sonder ein fleisch. Was nun Gott zusamen ge-
fugt hatt, daß soll der mensch nit scheiden. Da spra-
chen sey: Warumb hatt dan Moises gebottenn, ein
scheidtbrieff zugeben unnd sich von ir zuscheiden?
Er sprach: Moises hatt euch erleubet, zuscheiden
von ewerenn weibern von ewers hertzen härtigkheit
wegenn, von anfangh aber ist nit allso gewesenn. Ich
sage aber euch, wer sich vonn seinem weib scheidet,
es sey dan umb der hurerey willen, unnd freiet eine
andere, der bricht die ehe, unnd wer die abgeschei-
dene freyet, der bricht auch die ehe. |32v| Glaubet
diesenn wortten deß herrn Christi unnd seyt dessen
versichert unnd gewis, daß unnser lieber herr Gott
euch zusamen gefuegt hatt zu diesem heiligen ehe-

c In der Handschrift: 9.
182 Gen 2,24.

standt, und nemet derhalbenn alles, was euch in die-
sem ehestandt begegnet, mit gedult unnd dancksa-
gungh ahn alls auß der handt Gottes, der euch
zusamen gefuegt hatt.
Nach diesem soll der diener die eheleuth heischen
niederknien und vermanen die gemein, fur sie zubit-
ten und sprechen:
Almechtiger Gott, der du deine gütte [und] weiß-
heit in allen deinen geschö[p]ffen und ordnungen er-
zeigest und von anfangh gesprochen hast, das es nit
guet sey, daß der mensch allein sey, und derhalben
ime ein gehülffenn, die umb in were, erschaffenn
hast unnd verordnet, daß zwey eins sein sol-
len182, straffest auch alle unreinigkheit, wir bitten
dich daß, nachdem du diese zwey personen zu dem
heiligen standt der ehe beruffen unnd verbunden
hast, wollest innen geben deinen heiligen geist, auf
daß sie in wahrem unnd festen glauben heiliglich le-
ben nach deinem göttlichen willenn unnd allem bö-
sen widerstandt thun, wollest sie auch segnen, wie
du die glaubige vetter unnd deine freundt und ge-
trewe diener Abraham, Isaac unnd Jacob gesegnet
hast183, auf das sie miterbenn184 deß bundts, mit
dennselben vettern aufgericht, heilige kinder be-
khommen unnd die gottsehligh erziehenn mögen zu
der ehrenn deines heiligen nahmens unnd zur befur-
derungh ihres negsten unnd außbreittungh deines
heiligen evangelions. Erhöre unns, o vatter aller
barmhertzigkheit, durch Jesum Christum, deinen
lieben sohn, unnsern herrn, der unns also hatt lehret
betten: Unser vatter, etc.
Unnser lieber herr Gott erfulle euch mit seinen gna-
den und gebe, daß ihr in allem gutten langh unnd
heiliglich beyeinandern leben |33r| möget zu der eh-
renn seines heiligen nahmens, besserungh ewers neg-
stens unnd zu ewer sehligkheit, Amenb.

183 Siehe oben, Anm. 58.
184 Gal 3,29.

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