5. Kirchenordnung [1581]
gehen, das die anndern desto baß hvon seinem
Dienst, leben und wandel sich underfragenh mögen,
unnd soll einer auß innen dem praeside, wan er wi-
der eingeruffen, und was seinethalben in seinem ab-
wesen beschlossen, ansagen, welche ordnungh mit
den andern auch also soll gehaltenn werden. Da aber
notoria facinora vorfielen, dieselben sollenn der ob-
rigkheit ahngegeben werden.
Zum drittenn soll der praeses einen jedern diener
fragen, ob auch die consistorialn beykümbsten196 in
ihren kirchen gehalttenn, die disciplina ecclesiastica
getrieben werdt, ob sie auch einen streit mit ketzern
oder zweifel an einigen haubtpuncten deri lehr ha-
ben, ob auch die armen nach notturfft versorgt
unnd die schulen unnderhalten werden, lezlich, ob
sie der regierungh ihrer kirchenn auch anderer die-
ner rath, hülff unnd beystandt vonnötten haben
unnd der-|35v | gleichenn dingenn mehr.
Zum lezten: Wen diese dingen allso ordenntlich ver-
handlet sein, soll daß orth des künfftigen synodi er-
nent werden, unnd der praeses soll am endt der ver-
samblungh die dancksagungh unnd daß gebett thun.
Von besuchung der krancken
Es spricht der heiligh apostel Paulus, Act. 20 [27],
zu denn eltistenn von Epheso: Ich hab nichts ver-
haltenn197, daß da nutzlich ist, daß ich euch ver-
khündigt hette unnd euch gelehret offentlich unnd
sonderlich. Item [31]: Ich hab nit abgelassen, einen
idlichen drey jhar tagh unnd nacht mit trewen zu-
vermahnen; mit welchen worten der apostel will zu-
verstehen geben, das es der kirchendiener ambt sey,
nit allein offentlich, wie daß die noth erfordert unnd
die gelegennheit gibt, die christenn zu lehren, zu
straffen und zu trösten.
jDieweil aber nun der mensch zu kheiner anderer
zeit der lehr und des trosts mehr vonnötten hatt,
dan wan er von Gott durch allerley widerwertig-
kheit, alls da seindt kranckheiten unnd derglei-
chenn, heimbgesucht würdt, dieweil er fuhlet, daß er
fur daß urtheil Gottes erfordert würt, auch von we-
gen der anlauff unnd anfechtungh deß teuffels, wel-
cher alsdan mit gewalt ime zusezt, auf daß er daß
kranckh unnd betrübte hertz gar unnderdruckhen
unnd in abgrundt der verzweifelung sturtzenn möge,
so sollen die diener der kirchen mit allem mitleiden,
trew unnd fleiß die betrübte herzen tröstenn unnd
zu dem sohn Gottes durch verkhündigungh deß hei-
ligen evangelions weisen, unnd [der] innen hülff ver-
h-h Fehlt in der Handschrift, ergänzt aus der Bentheim-
Tecklenburger Kirchenordnung, siehe unten, S. 286.
i In der Handschrift: oder.
spricht, Matth. 11 [28]: Khommet zu mir alle, die
ihr beschwert unnd beladen seit, ich will euch er-
quicken. |36r|
Wiewoll nun alle krancke unnd bekummerte nit
einerley anliegen haben unnd derhalben auch khein
solcher trost khann beschriebenn werden, der uff die
gestalt unnd umbstendt eines jeden anliegen gerich-
tet sey, so sollen dannoch diese nachfolgende
haubtstuckh unnd lehren gemeinlich allen kran-
ckhen furgetragen werden.
Zum erstenn: Daß alle kranckheiten unnd gebrechen
unnd ellendt nicht ohne gefahr, sonndern von Gott
dem herrn umb unserer sünden willen, daß wir die
alls die ursach alles unnsers ellendts recht erkhen-
nen, zugeschickt werden, dan wo wir ohne sundt
wehren, so hette weder der todt noch einigerley
kranckheit an unns etwas mögen schaffen. Der sün-
den soldt ist der todt, spricht der apostel Paulus,
Rom. 6 [23]. Diese ursach der kranckheit soll der
kirchendiener dem kranckhen, welche ire sundt
nicht recht fuhlen, fur die augen stellen, wie auch
dargegenn, im fall der krancke mit schmertzen sei-
nes gewissens geengstigt ist, der kirchendiener daß
verwundt gewissen nit harter engstigen, sondern
j-j Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 401-403.
196 Versammlungen.
197 Unterlassen.
211
gehen, das die anndern desto baß hvon seinem
Dienst, leben und wandel sich underfragenh mögen,
unnd soll einer auß innen dem praeside, wan er wi-
der eingeruffen, und was seinethalben in seinem ab-
wesen beschlossen, ansagen, welche ordnungh mit
den andern auch also soll gehaltenn werden. Da aber
notoria facinora vorfielen, dieselben sollenn der ob-
rigkheit ahngegeben werden.
Zum drittenn soll der praeses einen jedern diener
fragen, ob auch die consistorialn beykümbsten196 in
ihren kirchen gehalttenn, die disciplina ecclesiastica
getrieben werdt, ob sie auch einen streit mit ketzern
oder zweifel an einigen haubtpuncten deri lehr ha-
ben, ob auch die armen nach notturfft versorgt
unnd die schulen unnderhalten werden, lezlich, ob
sie der regierungh ihrer kirchenn auch anderer die-
ner rath, hülff unnd beystandt vonnötten haben
unnd der-|35v | gleichenn dingenn mehr.
Zum lezten: Wen diese dingen allso ordenntlich ver-
handlet sein, soll daß orth des künfftigen synodi er-
nent werden, unnd der praeses soll am endt der ver-
samblungh die dancksagungh unnd daß gebett thun.
Von besuchung der krancken
Es spricht der heiligh apostel Paulus, Act. 20 [27],
zu denn eltistenn von Epheso: Ich hab nichts ver-
haltenn197, daß da nutzlich ist, daß ich euch ver-
khündigt hette unnd euch gelehret offentlich unnd
sonderlich. Item [31]: Ich hab nit abgelassen, einen
idlichen drey jhar tagh unnd nacht mit trewen zu-
vermahnen; mit welchen worten der apostel will zu-
verstehen geben, das es der kirchendiener ambt sey,
nit allein offentlich, wie daß die noth erfordert unnd
die gelegennheit gibt, die christenn zu lehren, zu
straffen und zu trösten.
jDieweil aber nun der mensch zu kheiner anderer
zeit der lehr und des trosts mehr vonnötten hatt,
dan wan er von Gott durch allerley widerwertig-
kheit, alls da seindt kranckheiten unnd derglei-
chenn, heimbgesucht würdt, dieweil er fuhlet, daß er
fur daß urtheil Gottes erfordert würt, auch von we-
gen der anlauff unnd anfechtungh deß teuffels, wel-
cher alsdan mit gewalt ime zusezt, auf daß er daß
kranckh unnd betrübte hertz gar unnderdruckhen
unnd in abgrundt der verzweifelung sturtzenn möge,
so sollen die diener der kirchen mit allem mitleiden,
trew unnd fleiß die betrübte herzen tröstenn unnd
zu dem sohn Gottes durch verkhündigungh deß hei-
ligen evangelions weisen, unnd [der] innen hülff ver-
h-h Fehlt in der Handschrift, ergänzt aus der Bentheim-
Tecklenburger Kirchenordnung, siehe unten, S. 286.
i In der Handschrift: oder.
spricht, Matth. 11 [28]: Khommet zu mir alle, die
ihr beschwert unnd beladen seit, ich will euch er-
quicken. |36r|
Wiewoll nun alle krancke unnd bekummerte nit
einerley anliegen haben unnd derhalben auch khein
solcher trost khann beschriebenn werden, der uff die
gestalt unnd umbstendt eines jeden anliegen gerich-
tet sey, so sollen dannoch diese nachfolgende
haubtstuckh unnd lehren gemeinlich allen kran-
ckhen furgetragen werden.
Zum erstenn: Daß alle kranckheiten unnd gebrechen
unnd ellendt nicht ohne gefahr, sonndern von Gott
dem herrn umb unserer sünden willen, daß wir die
alls die ursach alles unnsers ellendts recht erkhen-
nen, zugeschickt werden, dan wo wir ohne sundt
wehren, so hette weder der todt noch einigerley
kranckheit an unns etwas mögen schaffen. Der sün-
den soldt ist der todt, spricht der apostel Paulus,
Rom. 6 [23]. Diese ursach der kranckheit soll der
kirchendiener dem kranckhen, welche ire sundt
nicht recht fuhlen, fur die augen stellen, wie auch
dargegenn, im fall der krancke mit schmertzen sei-
nes gewissens geengstigt ist, der kirchendiener daß
verwundt gewissen nit harter engstigen, sondern
j-j Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 401-403.
196 Versammlungen.
197 Unterlassen.
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