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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0230
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Moers

vielmehr die heilsame gnad Gottes im fleißigh ein-
bildenn soll. Furnemblich aber soll der kirchenndie-
ner zu mehrerm trost dem kranckhen die articulen
deß christlichen glaubens198 furhaltenn, dieselben
kurtzlich ercleren unnd ime anzeigen, wie er sich ei-
nes jeden articuls fur seine eigene person in seiner
kranckheit getrösten.
Zum andern: Damit der kranckh in seinen sünden,
kranckheit und allerley anfechtungh, auch deß todts
angst und noth nit verzage oder kleinmütigh werde,
so soll der kirchendiener daß heiligh evangelium ime
furhalten, in welchem erstlich gelehrt würt, daß
Christus, der sohn Gottes, unns von der sündt loß
unnd sehligh gemacht hatt, so wir seiner verhei-
schungen |36v| glauben, Act. 13 [38-39]: So sey euch
nun kundt gethan, lieben brodter, daß euch ver-
khunndigt würdt vergebungh der sünden durch Je-
sum unnd von dem allem, durch welches ir nit kün-
det im gesetz Moisi gerecht werden. Wer an diesen
glaubet, der ist gerecht. Act. 15 [9]: Er hatt ire hert-
zenn gereinigt durch den glauben; zum andern, daß
er auch die sünde durch seinen heiligen geist in die-
sem leben aus unnser natur außfeget unnd vertilget
und endtlich nach diesem leben von allen sünden
uns reinigen will, auf daß wir hie anfangen, in wah-
rer gerechtigkheit unnd heiligkheit fur Gott zu
wandlen unnd nach dem absterben dieses lebenns in
aller volkhommenheit ewigh mit Gott leben mögen.
Zum dritten: Damit nun solches geschehe unnd vol-
bracht werde, so schickt uns unnser lieber herr Gott
kranckheit, ja auch den todt zu auß grosser gnadt,
daß er unns in diesem leben zu wahrer buß unnd
glauben treibe unnd endtlich auß den sünden, darin
wir noch steckhen, unnd auß allem ungluckh beide,
leiblich unnd geistlich, frey mache, [wie] 1. Cor. 11
[32] gelehrt würt: Wan wir vom herrn gerichtet wer-
denn, so werdenn wir gezuchtigt, auf daß wir nit mit
der weldt verdammet werden.
Zum viertten: Wen nun der diener dem kranckhen
solche unnd dergleichen puncten nach gestalt seines
k-k Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 403f.

gewissens zum trost hatt vorgedragenn, so soll er
zum beschluß dahin arbeiten, daß auß dem hertzen
deß kranckhenn daß schreckhen unnd die forcht deß
todts unnd göttlichenn gerichts (so er damit bela-
den) genommen werdt, welches der diener desto
leichter würt thun khönnen, wen er den kranckhen
auß Gottes wort uberzeuget, unnd der kranckh dem
glauben gibt, daß in Gott, der himlischer vatter,
zum kindt unnd erben199 des ewigenn |37r | lebens in
Christo aufgenommen und ime alle seine sünden
durch denn todt Jesu Christi, der allein die vol-
khommene bezahlungh fur aller gleubiger sünden
ist, vergeben habe. Weil dan deme also, so darff sich
der kranckh seiner sunden halben, die ime nun ver-
ziegen, nit bekhümmern, alls solt in Gott darumb
verwerffen und verdammen, sondern zu demselben
Gott alls zu seinem himlischen vatter soll er sich
alles guttes versehen, daß, wie er in diesem leben
angefangen habe, ime seine barmhertzigkheit zu be-
weisen und er darvon zeugnus in seinem hertzen
empfindet, so werdt er auch dieselbe in zeit der
noth, alls in schwerer kranckheit unnd todtsnöthen,
nit von im nemmen, sonder innen endtlich nach sei-
ner verheischungen unnd unwandelbarenn willen
sehligh machen, wie Christus lehret, Joan. 6 [40]:
Daß ist der will des, der mich gesandt hatt, daß, wer
den sohn sehet unnd glaubet an inen, habe daß
ewigh lebenn, und ich werde in auferweckhen am
jungsten tage.
Es sollenn auch die kirchendiener die kranckhen
nit einmahl, sondern zum offtermahl, auch unerfor-
dert, besuchen und bey denn kranckhen mitsambt
der beywesender, so offt es sein mögen, daß christ-
lich gebett thun auf folgende oder dergleichen weißj.
kGebett bey dem krancken
Ewiger, barmhertziger Gott unnd vatter unsers
herrn Jesu Christi, der du todt unnd leben allein in
deiner handt hast unnd ohn unnderlaß allso fur unns
sorgest, daß weder gesundtheit noch kranckheit
noch irgentetwas böses noch gutes uns widerfahren,
ja auch khein haar von unnserm haubt fallen |37v|
198 Siehe oben, Anm. 8.
199 Röm 8,17; Gal 4,7.

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