Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Arend, Sabine [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0261
License: Free access  - all rights reserved
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
1. Tecklenburger Kirchenordnung 1543

Van dem avendtmaell des heren

Nadem Gott, almechtich, unser aller vader, synem
gotlichen worde intgemein uthwendige teken plegt
anthohangen, swacheit unses gelovens tho sterken,
hefft onse selichmacker Christus sinen miter-
ven6, de dorch syn heilich evangelion recht gelehrt,
en in einen wahren geloven bekennen, mit guder
conscientien in der christelichen gemeente wanderen
und ein tuchtich, erlich und gotlich leven vören, dat
sacrament synes warhafftigen lives und blodes in
sichtlicher gestalt des broedes und wynes wie ein se-
gell und wairteeken der thosage synes heiligen evan-
gelii ingesat und bevolen, datselvige tor gedach-
teniße synes dodes und to vergevinge unser sunde,
oick to vermeringe broiderlicke lieve und to hilginge
unser licham, tho entfangenλ Darom wil sick gebö-
ren, dat ein pastoir ofte predigher alletidt, vorne-
melyck averst an den folgenden festdagen, bequeme
sy, dat avendtmaell des heren vor de armen bedro-
vigen und erschrockenen conscientien, so des bege-
ren, innichlich und erlich mit beden und gesengen na
form und wyse, wo na beschreben, antorichten und
to holden.
1. De pastoir edder prediger, de dat avendtmaell des
heren vor der christlicher gemeine anrichtet, sall
sich bekleden mit einem rochelen, treden vor dat
altar und singen gekneiget: Veni sancte spiritus7,
und besluiten mit einer duischen collecten und
opentlicher gotlicher bekenninge.
2. In stede des introitus sall man singen einen
duischen psalm Davids of dergelichen, mit Gades
worde beweirt, darneist dat Kyrie eleison und Glo-
ria in excelsis duisch.
3. Darna wende sich de parher um und singe of,
so he hinder of gebreck hadde, spreke ehr so luide he
kan tho dem volcke: De Here sy mit juw. Dat chor

λ Matth. 26 [26-28]; Marc. 14 [22-24]; Luc. 22 [19-20];
1. Cor. 11 [23-25].
μ 1. Cor. 14 [26]; Col. 3 [16].
b In der Handschrift: praecentoris.
6 Röm 8,17.
7 Veni sancte spiritus, Graduale Triplex, S. 253; Li-

antwere: Und mit dinem geisteμ Dan kere sich de
pastoir |4r| wedder na den altair und singe eine
duische collecten uth der Nurenbergischen8 ofte uth
einer anderen christelichen ordinantien, so avervlo-
dich vorhanden syn, na gelegenheit der jegenwerdi-
gen noth edder tydt.
4. Vordan sall sich de pastoir ofte prediger wed-
der wenden tho dem volcke, lesen edder singende
des dages ingesatte epistolen verstentlich und in
duischer spraeke. Nae ending der epistolen sall dat
chor weder singen einen duischen psalm na praecep-
torisb gevallen.
5. Wider sall de predicante na dem gesengte des
duischen credo Wy geloven etc.9 des dages bestemde
evangelion van dem predigestoel uth dem nyen te-
stamente rein und duitlich afgeleisen und dem
volcke mit gottlicher schrifft, sunder vermenginge
des phariseischen suirdeges10, daerna, alß einen je-
deren de hillige geist verlent, vordan uthleggen und
verklaren. De wol gestemmet und willent na older
wonheit ersthen vor dem altair uit norden innichli-
chen singen, steit in ehrem wilkoer. Na volendinge
der predige sall de predicante de gantße gemeine
vermanen thom gebede und ropen Godt, den hem-
lischen vader, dorch Christum an um einicheit der
christelichen religion und gelovens, vor de ovricheit,
van Gade verordent, dat se godtsaligen und vrede-
sam regere, umme guide predigers, vor krancken
und gefangene, vor schwangere frouwen, dat de kin-
der und joghet wol erthogen, pestilentie, vede, duire
tydt afwendt moigen werden na Gades gefallen und
willen unde vorth vor alle andere anliggende noet
der gantzen christenheit und all erer stende.
6. Wan nu de prediger vam stole wedderom vor
dat altair trit, sal he sich wenden na dem volcke und

ber Usualis, S. 880; Wackernagel, Kirchenlied,
S. 177.
8 Brandenburg-nürnbergische Kirchenordnung von 1533,
Sehling, EKO XI, S. 188-195; Osiander, Gesamt-
ausgabe 5, S. 148-155.
9 Luther: Wir glauben all an einen Gott, AWA 4, Nr. 24.
10 Vgl. Mt 16,6.11; Mk 8,15; Lk 12,1.

243
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften