2. Ordnung für das Tecklenburger Zisterzienserinnenkloster Leeden 1585
2. Ordnung für das Tecklenburger Zisterzienserinnenkloster Leedena
27. Februar 1585
αDemnach Wir, Arnold1, Graf zu Bentheim, Teke-
lenburg und Steinfurt, Herr zu Rheda und Weve-
linghoven etc., Unser Ampt und Beruff bey uns be-
trachtet und daß es fürnemlich umb rechte, wahre
Erkäntnis und Furcht Gottes (welche aller Tugend
und Weißheit Fundament und Anfang ist) zu pflant-
zen gedeyen solle, aus dessen H[eiligem] Worte und
natürlichen Pflicht uns zu entrichten haben. Ob nun
wol durch unsere liebe Vorfahren Gottsehligster Ge-
dächtnis (Gott sey darum gelobet) darzu nicht al-
lein Anleitung geben, sondern der falsche Gottes-
dienst mehrentheils in unseren Landen abgeschaffet
worden, So ist doch nicht ohne, daß solch angefan-
gen Werck durch derselben Absterben zu gewünsch-
tem Ende biß anher nicht allerdinge hat mügen ins
Werck gebracht werden. Und damit dan Wir Unsere
conscientz befriedigen, das Böse, wie der Prophet
David ermahnetß, nicht alleine vermieten, sondern
das Guhte auch ins Werck gerichtet werde, Als wol-
len Wir, in specie, so viel das Junffern Kloster Le-
den, in unser Grafschafft Tekelenburg belegen, an-
langet, daß alle die, so sich darin zu leben begeben,
nicht allein |67| eines guten Herkommens, Handels
und Wandels seyn, sondern, welches das erste ist,
Gott recht zu erkennen und zu dienen, sich mügli-
ches Fleisses angelegen und befohlen seyn lassen sol-
lenγ. Darzu Wir dan nicht undienlich erachtet, ja,
für das allereinfeltigst und bequemste vor Jeder-
männiglichen, Alten und Jungen, so darin erzogen
werden mögten, halten und wollen:
α Augustin. Divinitus praecipitur Regibus, ut in suo regno
bona iubeant, mala prohibeant; non solum, quae perti-
nent ad humanam societatem, verum etiam, quae ad di-
vinam religionem [Augustinus, Contra Cresconium
Grammaticum Donatistam, Lib. III, 51 = CSEL 52,
S. 462],
β Ps. 34 v. 15.
γ Lactant. Religio et timor Dei solus est, qui custodit ho-
minum inter se societatem [Lactantius, De ira Dei, lib.
12 = CSEL 27, S. 98].
1. Daß die sämptliche Conventualen und Stiffts-
Junfferen (darzu dan die Erw. Fraw Abbatißin zur
Zeit ein gut Exempel geben soll) neben und mit ih-
rem Pastor alle Tage des Morgens zu sieben Uhren
in der Kloster Kirchen zusammen kommen, Erstlich
das Morgengebett sprechen, zum andern einen
Psalm singen und daß der Pastor Ihnen ein Capittel
in der Bibel daselbst vorlesen und das summarischer
weise auslegen solle. Wan solches verrichtet, daß
man alsdan nach Gelegenheit der Zeit einen Psalm
singe und die Junfferen endlich mit deß Herren Se-
gen zu ihrer Arbeit tretten.
2. Imgleichen Nachmittags zu 3 oder 4 Uhren wie-
derum in der Kirchen zusamen kommen und erstlich
einen Psalm singen, zum andern der Pastor aus dem
Haußbuche Bullingeri2 ein Capittel lesen und Sum-
marischer weise erkleren solle; hernacher, daß man
einen Psalm singe und endlich das Abendgebett
spreche und also von einander scheide.
3. Und daß niemand sich ohne erhebliche Ursache,
davon der werdigen Frawen zur Zeit, | 68| welcher
darob zu halten und die Wiederwilligen nach Befin-
dung anzubringen, oblieget und hiemit anbefohlen
wird anzuzeigen, zu gesetzeten Zeiten durch einig
praetext absentiren, Wie dan der Pastor insonder-
heit sich dabey finden lassen solle, es were dan, daß
a Textvorlage (Abdruck): Rumpius, Tekelenburg,
S. 66-68.
1 Arnold II. von Bentheim (1554-1606), siehe oben,
S. 227.
2 Heinrich Bullingers „Sermonum Decades quinque“ (De-
kaden), eine Sammlung von 50 Lehrpredigten, Bullin-
ger, Heinrich, Werke 3/3: Sermonum Decades quin-
que de potissimis Christianae religionis capitibus (1552),
bearb. von Peter Opitz, hg. von Emidio Campi, Zürich
2008. Vgl. Rohrbach, Buchbestand, S. 309 Nr. 6.
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2. Ordnung für das Tecklenburger Zisterzienserinnenkloster Leedena
27. Februar 1585
αDemnach Wir, Arnold1, Graf zu Bentheim, Teke-
lenburg und Steinfurt, Herr zu Rheda und Weve-
linghoven etc., Unser Ampt und Beruff bey uns be-
trachtet und daß es fürnemlich umb rechte, wahre
Erkäntnis und Furcht Gottes (welche aller Tugend
und Weißheit Fundament und Anfang ist) zu pflant-
zen gedeyen solle, aus dessen H[eiligem] Worte und
natürlichen Pflicht uns zu entrichten haben. Ob nun
wol durch unsere liebe Vorfahren Gottsehligster Ge-
dächtnis (Gott sey darum gelobet) darzu nicht al-
lein Anleitung geben, sondern der falsche Gottes-
dienst mehrentheils in unseren Landen abgeschaffet
worden, So ist doch nicht ohne, daß solch angefan-
gen Werck durch derselben Absterben zu gewünsch-
tem Ende biß anher nicht allerdinge hat mügen ins
Werck gebracht werden. Und damit dan Wir Unsere
conscientz befriedigen, das Böse, wie der Prophet
David ermahnetß, nicht alleine vermieten, sondern
das Guhte auch ins Werck gerichtet werde, Als wol-
len Wir, in specie, so viel das Junffern Kloster Le-
den, in unser Grafschafft Tekelenburg belegen, an-
langet, daß alle die, so sich darin zu leben begeben,
nicht allein |67| eines guten Herkommens, Handels
und Wandels seyn, sondern, welches das erste ist,
Gott recht zu erkennen und zu dienen, sich mügli-
ches Fleisses angelegen und befohlen seyn lassen sol-
lenγ. Darzu Wir dan nicht undienlich erachtet, ja,
für das allereinfeltigst und bequemste vor Jeder-
männiglichen, Alten und Jungen, so darin erzogen
werden mögten, halten und wollen:
α Augustin. Divinitus praecipitur Regibus, ut in suo regno
bona iubeant, mala prohibeant; non solum, quae perti-
nent ad humanam societatem, verum etiam, quae ad di-
vinam religionem [Augustinus, Contra Cresconium
Grammaticum Donatistam, Lib. III, 51 = CSEL 52,
S. 462],
β Ps. 34 v. 15.
γ Lactant. Religio et timor Dei solus est, qui custodit ho-
minum inter se societatem [Lactantius, De ira Dei, lib.
12 = CSEL 27, S. 98].
1. Daß die sämptliche Conventualen und Stiffts-
Junfferen (darzu dan die Erw. Fraw Abbatißin zur
Zeit ein gut Exempel geben soll) neben und mit ih-
rem Pastor alle Tage des Morgens zu sieben Uhren
in der Kloster Kirchen zusammen kommen, Erstlich
das Morgengebett sprechen, zum andern einen
Psalm singen und daß der Pastor Ihnen ein Capittel
in der Bibel daselbst vorlesen und das summarischer
weise auslegen solle. Wan solches verrichtet, daß
man alsdan nach Gelegenheit der Zeit einen Psalm
singe und die Junfferen endlich mit deß Herren Se-
gen zu ihrer Arbeit tretten.
2. Imgleichen Nachmittags zu 3 oder 4 Uhren wie-
derum in der Kirchen zusamen kommen und erstlich
einen Psalm singen, zum andern der Pastor aus dem
Haußbuche Bullingeri2 ein Capittel lesen und Sum-
marischer weise erkleren solle; hernacher, daß man
einen Psalm singe und endlich das Abendgebett
spreche und also von einander scheide.
3. Und daß niemand sich ohne erhebliche Ursache,
davon der werdigen Frawen zur Zeit, | 68| welcher
darob zu halten und die Wiederwilligen nach Befin-
dung anzubringen, oblieget und hiemit anbefohlen
wird anzuzeigen, zu gesetzeten Zeiten durch einig
praetext absentiren, Wie dan der Pastor insonder-
heit sich dabey finden lassen solle, es were dan, daß
a Textvorlage (Abdruck): Rumpius, Tekelenburg,
S. 66-68.
1 Arnold II. von Bentheim (1554-1606), siehe oben,
S. 227.
2 Heinrich Bullingers „Sermonum Decades quinque“ (De-
kaden), eine Sammlung von 50 Lehrpredigten, Bullin-
ger, Heinrich, Werke 3/3: Sermonum Decades quin-
que de potissimis Christianae religionis capitibus (1552),
bearb. von Peter Opitz, hg. von Emidio Campi, Zürich
2008. Vgl. Rohrbach, Buchbestand, S. 309 Nr. 6.
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