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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0271
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

hast, Vom glauben und von der liebe in Christo Je-
suθ; Item 2. Timoth. 2, v. 15 Vermahnet er den Ti-
motheum und in seiner Personen alle andere Diener,
daß sie das wort der warheit recht scheiden oder
theilen32.
Damit aber die Diener gute ordnung in iren Pre-
digten halten, dienet nit wenig darzu, daß sie den
underscheidt deß Gesetzes Gottes und deß heiligen
Evangeliums wol wissen zuverstehen und |3| nach
dem fall alle Predigten zurichten, Dann auß unver-
standt desselben (wie menniglich bewust) grosse ir-
thumben für und nach entstanden, [und sollen] auff
folgende ordnung, wie die auß den schrifften der H.
Propheten und Aposteln gelehret wirt, wol acht ha-
ben Erstlich, dieweil ins gemein die Leut von natu-
ren unverstendig und blint seindt, als daß sie weder
Gott noch sich selbst recht erkennen, daß sie wegen
deß Gesetzs, darauß die Erkantnuß der Sünden
kommetι unnd Gottes gerechtigkeit wider die Sünde
verstanden wirt, fleissig predigen, Darnach den zer-
schlagenen und betrübten, daß die Sünde allein auß
gnaden von wegen deß verdienstes Jesu Christi allen
gleubigen vergeben werden33, fürhalten unnd, auff
daß die Gleubigen in ihrer selbst unnd Got- |4| tes
erkentniß wachsen, auch wissen, was sie Gott für
inwendigen und außwendigen dienst leisten sollen,
daß sie, zum letzten, das Gesetz widerumb predigen,
Auff welche drei Stücke34 die Prediger in irem für-
habenden Text sehen sollen mit allem fleiß und also
für und für daran sein, daß sie die Artzenei nach
nothturfft der gewundten35 Gewissen recht gebrau-
chen.

θ 2. Tim. 1, v. 13.
ι Rom. 3, v. 20.

b-b Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 337.

32 An die Gläubigen austeilen, ihnen verkündigen.
33 Vgl. Röm 3,24; Eph 2,8.
34 Anspielung auf die drei Teile des Heidelberger Katechis-
mus: Sündenbekenntnis („Von des Menschen Elend“),
Erlösung („Von des Menschen Erlösung“) und Dankbar-
keit („Von der Dankbarkeit“).

Es sollen auch die Diener nach dem armen, ge-
ringen verstandt deß gemeinen Volckes ihre Predig-
ten also wissen zu stellen36, daß sie sich in der Lehr
und vermahnung immer auff die stücke deß Cate-
chismi37 ziehen unnd referieren, Als 1. die Articul
deß Christlichen Glaubens38, 2. Zehen Gebott39,
3. das Vatter Unser40, 4. die H. Sacramenten, damit
dieselbe dem Volck desto verstendtlicher werden. |5|
bDieweil sich dann Gott in seinem Wort zu er-
kennen gibt, welchs in Canonicis libris deß Alten
und Newen Testaments vollenkomlich begriffen ist,
So sollen alle Predigten darauß genommen unnd
darauff begründet sein und auff die gegenwertige
mängel und gebrechen deß Volcks, auch eines jeden
standes, jederzeit gerichtet sein laut deß spruchs
deß H. Apostels Pauli, 2. Timoth. 3., v. 16[—17]: Alle
Schrifft, von Gott eingegeben, ist nutz zur Lehr, zur
straff, zur besserung, zur züchtigung in der gerech-
tigkeit, daß ein Mensche Gottes sey volnkommen,
zu allen guten Wercken geschickt.
Es sollen auch die Diener der Kirchen kein Buch
nach ihrem eignen wolgefaln und gutdüncken auß
der heiligen Schrifft zuerklären fürnemmen ohn |6|
rath und vorwissen ihrer Collegen oder Mitarbeite-
ren, welche dann ein auffsehens haben sollen, daß
die Bücher deß neuwen Testaments, die dem gemei-
nen Man am nützlichsten sein, an den Sontagen für-
nemblich fürgetragen und erklert werden, Welche
erklerung uber eine stunde nicht wehren solb.

35 Verwundeten, Beladenen.
36 Anzupassen, Grimm, DWb 32, Sp. 851.
37 Heidelberger Katechismus 1563, Abdruck in: Neuser,
Katechismus, S. 174-212; Niesel, Bekenntnisschriften,
S. 148-181 und innerhalb der kurpfälzischen Kirchen-
ordnung, Sehling, EKO XIV, S. 342-368.
38 Apostolisches Glaubensbekenntnis, BSELK S. 42f.
39 Ex 20,1-17; Dtn 5,6-21.
40 Mt 6,9-13. Hier wird die lutherische Formulierung („Va-
ter unser“) verwendet. Im weiteren Verlauf des Texts
folgt jedoch die reformierte Form „Unser Vater“.

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