3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619
getrewer Herr unnd Heylandt Jesus Christus selbst
gelehret hat: Unser Vatter, der du bist, etc.p
Es ist von nöthen, daß an Bettagen die teutsche Li-
tanie, wie bißher bräuchlich gewest, in der Kirchen
gesungen oder der Gemeine fürgelesen werde. Dann
dieweil in diesem Gebett die Noth der gantzen Chri-
stenheit Gott ordentlich, und das nicht one bewe-
gunge und besserung der Gemeine, wirt fürgetragen,
So sol es bei demselben allein |52| bleiben, Außge-
nommen, daß der Diener mit außgedruckten wor-
ten96 der Noth, so fürhanden, im Gebett gedencken
sol.
III. Hauptstück
Von der heiligen Tauff
Daß der Christen Kinder sollen getaufft werden, Ist
auß folgenden ursachen offenbar:97
Erstlich, Dieweil sie zu dem Bundt Gottes, den
er mit Abraham, dem Vatter aller Glaubigen, unnd
seinem Samen gemacht hato, gehören und alle ver-
heissung deß heiligen Evangelii ihnen wie auch den
Alten, als vergebung der Sünden, gerechtigkeit und
ewiges Leben zubekommen, So sol ihnen die heilige
Tauff als das wahrzeichen und Siegel deß Bunds und
der Evangeli-|53| schen verheissungen auch mitge-
theilet und sie also von den unglaubigen Kindern
underscheiden werden.
Zum andern ist auch gewiß, daß die Kinder so
wol als die Alten den heiligen Geist empfangen, der
den glauben in die Hertzen pflantzet. Dann wer den
Geist Christi nicht hat, Rom. 8, v. 9, der ist nicht
sein, die aber den Geist Gottes haben, den kan nie-
mandt wehren, daß sie nit getaufft sollen werden,
Act. 10, v. 47
Zum dritten seindt auch die Kinder nit der ge-
ringste theil der Christlichen Kirchen98, welche
Kirch sampt allen ihren Gliedern durch das Blut
Christi erlöset ist unnd gereiniget wirdt durch das
Badt im Wort, Ephes. 5, vers. 26. Ist derhalben bil-
lich, daß die Glieder |54| der Christlichen Kirchen,
denen zu gut die H. Tauff wie vorhin99 die Be-
schneidung im alten Testament ist eingesetzt100, die
o Gen. 17, [v.] 9.
u Im Druck: Saltzung.
96 Ausdrücklich.
97 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 74, Neuser, Ka-
techismus, S. 193.
Tauff als das zeugnuß und Siegel der reinigung von
den Sünden, die allein in dem Blute Christi beste-
het, und einleibung in der Christlichen Gemein emp-
fangen.
Zum letzten. Dieweil die Israeliter sampt ihren
Kindern mit den Wolcken bedeckt worden und
durch das rote Meer giengen101, und Paulus, 1. Cor.
10, v. 1, zeuget, daß sie alle mit der Wolcken und
dem Meer getaufft seindt, welches er nicht würde
gethan haben, wo nicht die Wolcke und das Meer
ein fürbildt auff unsere Tauff gewesen unnd mit der-
selben viel gemeins gehabt hette, |55 | So sollen un-
sere Kinder nit weniger dann jene getaufft werden.
Auß diesen und dergleichen ursachen ist klar, daß
nit allein die jungen Kinder keines wegs von der
Tauff sollen außgeschlossen werden, Sondern auch
verstehet man auß denselbigen ursachen, was der
einige grundt unnd fundament der Tauff der jungen
Kinder sey, nicht die Satzungu102 (wie die Bäpstler
sagen) der Kirchen, derselben oder der Eltern oder
der Gefattern glaub, auch nit der Kinder eintfalt
und unöseligkeit103, sonder der Bundt oder die ver-
heissung Gottes Laut der Sprüche Gen. 17, v. 7: Ich
bin dein und deines Samens Gott, Und Marci 10,
v. 14: Lasset die Kindlein zu mir kommen, etc.
Dieweil aber bißanhero in vielen Evangelischen
unnd Bäpstlichen Kir-|56| chen bräuchlich, daß die
98 Vgl. Mk 9,36-37; 10,13-16.
99 Vormals.
100 Gen 17,10.
101 Ex 14,1-31.
102 Anspielung auf die kirchlichen Traditionen.
103 Unnoselheit = Unschuld, Schiller/Lübben, Wörter-
buch 5, S. 67.
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getrewer Herr unnd Heylandt Jesus Christus selbst
gelehret hat: Unser Vatter, der du bist, etc.p
Es ist von nöthen, daß an Bettagen die teutsche Li-
tanie, wie bißher bräuchlich gewest, in der Kirchen
gesungen oder der Gemeine fürgelesen werde. Dann
dieweil in diesem Gebett die Noth der gantzen Chri-
stenheit Gott ordentlich, und das nicht one bewe-
gunge und besserung der Gemeine, wirt fürgetragen,
So sol es bei demselben allein |52| bleiben, Außge-
nommen, daß der Diener mit außgedruckten wor-
ten96 der Noth, so fürhanden, im Gebett gedencken
sol.
III. Hauptstück
Von der heiligen Tauff
Daß der Christen Kinder sollen getaufft werden, Ist
auß folgenden ursachen offenbar:97
Erstlich, Dieweil sie zu dem Bundt Gottes, den
er mit Abraham, dem Vatter aller Glaubigen, unnd
seinem Samen gemacht hato, gehören und alle ver-
heissung deß heiligen Evangelii ihnen wie auch den
Alten, als vergebung der Sünden, gerechtigkeit und
ewiges Leben zubekommen, So sol ihnen die heilige
Tauff als das wahrzeichen und Siegel deß Bunds und
der Evangeli-|53| schen verheissungen auch mitge-
theilet und sie also von den unglaubigen Kindern
underscheiden werden.
Zum andern ist auch gewiß, daß die Kinder so
wol als die Alten den heiligen Geist empfangen, der
den glauben in die Hertzen pflantzet. Dann wer den
Geist Christi nicht hat, Rom. 8, v. 9, der ist nicht
sein, die aber den Geist Gottes haben, den kan nie-
mandt wehren, daß sie nit getaufft sollen werden,
Act. 10, v. 47
Zum dritten seindt auch die Kinder nit der ge-
ringste theil der Christlichen Kirchen98, welche
Kirch sampt allen ihren Gliedern durch das Blut
Christi erlöset ist unnd gereiniget wirdt durch das
Badt im Wort, Ephes. 5, vers. 26. Ist derhalben bil-
lich, daß die Glieder |54| der Christlichen Kirchen,
denen zu gut die H. Tauff wie vorhin99 die Be-
schneidung im alten Testament ist eingesetzt100, die
o Gen. 17, [v.] 9.
u Im Druck: Saltzung.
96 Ausdrücklich.
97 Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 74, Neuser, Ka-
techismus, S. 193.
Tauff als das zeugnuß und Siegel der reinigung von
den Sünden, die allein in dem Blute Christi beste-
het, und einleibung in der Christlichen Gemein emp-
fangen.
Zum letzten. Dieweil die Israeliter sampt ihren
Kindern mit den Wolcken bedeckt worden und
durch das rote Meer giengen101, und Paulus, 1. Cor.
10, v. 1, zeuget, daß sie alle mit der Wolcken und
dem Meer getaufft seindt, welches er nicht würde
gethan haben, wo nicht die Wolcke und das Meer
ein fürbildt auff unsere Tauff gewesen unnd mit der-
selben viel gemeins gehabt hette, |55 | So sollen un-
sere Kinder nit weniger dann jene getaufft werden.
Auß diesen und dergleichen ursachen ist klar, daß
nit allein die jungen Kinder keines wegs von der
Tauff sollen außgeschlossen werden, Sondern auch
verstehet man auß denselbigen ursachen, was der
einige grundt unnd fundament der Tauff der jungen
Kinder sey, nicht die Satzungu102 (wie die Bäpstler
sagen) der Kirchen, derselben oder der Eltern oder
der Gefattern glaub, auch nit der Kinder eintfalt
und unöseligkeit103, sonder der Bundt oder die ver-
heissung Gottes Laut der Sprüche Gen. 17, v. 7: Ich
bin dein und deines Samens Gott, Und Marci 10,
v. 14: Lasset die Kindlein zu mir kommen, etc.
Dieweil aber bißanhero in vielen Evangelischen
unnd Bäpstlichen Kir-|56| chen bräuchlich, daß die
98 Vgl. Mk 9,36-37; 10,13-16.
99 Vormals.
100 Gen 17,10.
101 Ex 14,1-31.
102 Anspielung auf die kirchlichen Traditionen.
103 Unnoselheit = Unschuld, Schiller/Lübben, Wörter-
buch 5, S. 67.
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