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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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B entheim-Tecklenburg

angefangen unnd endtlich in der seligen aufferste-
hung (da dann unser Fleisch dem sterblichen Leib
Christi gleichfdrmig sein wirt116) in uns volkömlich
offenbaret werden solle. 1671
Nachdem aber in einem jeden Bunde beyde theil
sich verpflichten, so verheissen auch wir Gott, dem
Vatter, Sohn unnd heiligen Geiste, daß wir durch
seine gnad in allein fur unsern einigen, wahren und
lebendigen Gott erkennen und bekennen wollen, ihn
allein in aller noth anruffen und als gehorsame Kin-
der loben wollen, wiex diese newe Geburt erfordert,
welche in diesen zweien Stücken bestehet: Erstlich,
daß wir auß wahrer reuw und leidt uber unsere Sün-
de alle unser vernunfft verlassen, verleugnen und
alle Sünde von Hertzen lassen unnd fliehen. Dar-
nach, daß wir auch anheben, lust und liebe zu haben
nach dem Worte Gottes, in aller Heiligkeit und Ge-
rechtigkeit zu leben117. 1681
Wann wir aber bißweilen auß schwachheit in
Sünde fallen, so sollen wir doch nit darinnen bleiben
ligen noch verzagen oder durch einige ander mittel
dann alleine durch Christum vergebung der Sünden
suchen, sondern allezeit durch unsere H. Tauff erin-
nert werden, davon abzustehen und festiglich zuver-
trawen, daß derselbigen umb deß Blutvergiessens
Christi willen vor Gott nimmermehr sol gedacht
werden, Sintemal uns die H. Tauff ein ungezweiffelt
zeugnuß ist, daß wir einen ewigen Bundt mit Gott
haben und in dem lebendigen Brunnen der ewigen
Barmhertzigkeit deß Vatters und deß allerheiligsten
Leidens und sterbens Jesu Christi durch die Krafft
deß heiligen Geistes getaufft sein. 1691
Wiewol aber unser Kindtlein diese gemeldte ur-
sachen unnd geheimnuß noch nicht verstehen, viel
weniger können bekennen (so sollen sie doch von der
Heiligen Tauff keines wegs außgeschlossen werden),
dieweilen sie von Gott zu seinem heiligen Bundt be-
ruffen seindt, den Gott mit Abraham, dem Vatter
aller Glaubigen, und seinem Samen und auch also
mit uns und unsern Kindern gemacht hat: Ich wil,

x Im Druck: und.
116 Phil 3,21. Vgl. Heidelberger Katechismus, Frage 57,
Neuser, Katechismus, S. 189.

spricht der Herr, auffrichten meinen Bundt zwi-
schen mir unnd dir und deinem Samen nach dir bei
iren nachkommen, daß es ein ewiger Bundt sey und
deines Samens nach dir118.
Nun ist aber unser Herr Jesus Christus in die
Welt kommen nit, die gnade seines himlischen Vat-
ters zuverkleinern, 1701 Sondern viel mehr den Gna-
denbundt, so zuvor im Volck Israel eingeschlossen
war, durch die gantze Welt außzubreiten und an-
statt der Beschneidung die heilige Tauff zum wahr-
zeichen und Siegel dieses Bundts unsern Kindern
verordnet, Wie der heilige Apostel Paulus119 solche
bestetigung deß Bunds außdrücklich lehret Und in
den Geschichten der Aposteln im 2. ca., v. 38[—39],
da er spricht: Thut Buß unnd lasse sich ein jeder
tauffen auff den Nahmen Jesu Christi zur verge-
bung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Ga-
ben deß heiligen Geistes, Dann ewer und ewern Kin-
dern ist diese verheissung und allen, die ferre seindt,
welche Gott, unser Herr, herzu ruffen wirdt.
Darzu heisset auch der Herr Christus selbst, die
unmündigen Kinder zu sich bringen und spricht ih-
nen mit worten und wercken das Himmelreich zu,
wie Marci 10, versic. 3120 geschrieben stehet: Zu der
zeit brachten sie Kindtlein zu Jesu, daß er sie an-
ruhrete; 1711 die Jünger aber fuhren die an, so sie
trugen. Da es aber Jesus sahe, wardt er unwillig und
sprach zu ihnen: Lasset die Kinder zu mir kommen
und wehret ihnen nicht, dann solcher ist das Him-
melreich. Warlich, ich sage euch, wer das Reich Got-
tes nicht empfähet als ein Kindtlein, der wirdt nicht
hinein kommen, und hertzet sie und leget die Hände
auff sie und segnet sie.
Auß diesen worten ist offenbar, daß auch unser
Kinder im Reich und Bunde Gottes seindt, und der-
halben sie auch die Tauff als das Siegel deß Bundts
empfangen sollen, Ob sie schon die geheimniß der
Tauffe alters halben noch nicht verstehen, gleich wie
die Kindlein von Jesu Christo selbst mit worten und
wercken gesegnet unnd in der alten Kirchen am ach-

117 Vgl. Heidelberger Katechismus, Fragen 89 und 90, Neu-
ser, Katechismus, S. 198.
118 Gen 17,7.
119 Richtig ist: Petrus.
120 Mk 10,13-16.

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