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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0296
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Bentheim-Tecklenburg

2. Daneben, daß nach gelegenheit und notturfft ei-
nes jeden orts auß der Gemeine gottselige Minner,
die die schrifft 11271 Seniores oder Eltesten, 1. Ti-
moth. 5, v. 19, nennet, erwehlet werden, die mit
unnd neben den Kirchendienern ein auffsehen auff
die Gemeine haben und helffen, dieselbe regieren
unnd fleissig zusehen, daß sie für irrthumb und är-
gerlichem leben verhütet178 Und, so sie sich verlauf-
fen, mit straffen unnd vermanen wider zu recht ge-
bracht werden.
(p3. Zum letzten ist vor allen dingen von nüthen, daß
die Kirchendiener sich selbst gleich den allergering-
sten in der Kirchen dieser Christlichen straff under-
werffen unnd nicht understehen, ihres gefallens an-
dere zu straffen unnd auß der Gemein zu schliessen
und selbst nicht wollen gestrafft sein, Welches viel
mehr eine ubung der Tyranney ist uber 11281 andere
(damit die Kirch mehr beschedigt dann gebauwet
wirdt) als eine rechtmessige und auß liebe herflies-
sende Straff, dann dieweil der Son Gottes als der
Ertzhirt aller Hirten, 1. Petr. 5, v. 4, sich selbst die-
ser straff, Joan. 8, v. 46, da er sagt: Wer kan mich

einer Sünde zeihen? underwirfft, So wirt es allen
gottsfürchtigen Dienern, die da bald und leichtlich
fallen künnen, nit ubel anstehen, nach disem Exem-
pel derselben straff sich auch zu underwerffen. Und
wo die Kirchendiener sich nit befleissigen, in Lehr
und leben für der Menschen Augen unstrüfflich zu
sein, wie Paul. lehrt, Tit. 1, v. 7, oder sich, wann sie
fallen, nit wollen straffen lassen, wie sich der Apo-
stel Petrus von Paulo, Gal. am 2., v. 11, straffen
ließ, dann werden sie mit irer Predigt keinen oder
gar 11291 wenig (wie die erfahrung lehret) frucht
schaffen. Derhalben [ist] von noten, daß auch leicht-
fertige Leute zu Dienern nit angenommen werden,
sondern fromme und gotsförchtige Männer*, die,
was sie andern auß Gottes wort gebieten und auff-
legen, auch selbst understehen zu thun, Und also
beide, mit Lehr unnd leben, die Gemeinde auffer-
bawen. Wie man nun hirinnen sol procediren, das
wirdt ein verstendiger Kirchendiener durch das
fleissig undersuchen der H. schrifft und lesen der
gotseligen gelerter Bücher leichtlich verstehen k6n-
nen.

VI. Hauptstück
Vom Catechismo179

Wie notwendig die Lehr deß Catechismi in der Kir-
chen Christi sey, das lehret die erfahrung, dann
gleich wie auß der lehr und erklärung der fürnemen
11301 Articul Christlicher Religion ware erkendtnusse
Gottes, Glaube, Gottesforcht und andere Christli-
che tugenten folgen, Also im gegentheil, da nemb-
lich die Lehr deß Catechismi nicht im brauch ist,
folget nit anders dann unverstandt, irrthumb,
blindtheit unnd ins gemein ein gottloß leben, wie
man das in vielen Jahren hero (leider) mehr dann zu
vil erfahren hat. Sol derhalben in allen Kirchen,
unnd das auß folgenden ursachen, die in Gottes
Wort gegründet, zum nothwendigen bericht beyde,
der Jungen und der Alten Leuth, der Catechismus
gelehret werden.
’’ NB.
x NBene.

Zum ersten. Damit niemandt es dafür halte, den
Catechismum zu uben, sey ein Menschen Satzunge,
lehret Got-11311 tes Wort, daß man die Kinder unnd
sonst junge Leuth, sowol in den Schulen und daheim
als in den Kirchen, fleissig in den Hauptpuncten
Christlicher Lehr underrichten sol, Wie Deutr. am
6.[-7.] vers, 6. Cap. gelehret wirdt, Da der Herr also
spricht: Diese wort, die ich dir heute gebiete, soltu
zu Hertzen nemmen, und solt sie deinen Kindern
scherpffen unnd davon reden, wann du in deinem
Hause sitzest oder auff dem Wege gehest, wann du
dich niderlegest oder auffstehest. Der Apostel Pau-
lus zu den Ephesern im 6. c., v. 4 befihlt auch allen
Christlichen Eltern dasselbig und spricht: Ihr Vät-
ter, reitzet euwere Kinder nicht zu zorn, sondern
178 Geschützt.
179 Siehe oben, Anm. 37.

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