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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0297
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

ziehet sie auff in der zucht und vermahnung in dem
Herren.
Zum andern. Dieweil die Kinder im alten Testament
nach der Beschneidung, wann sie zu irem verstandt
kommen waren, in den Hauptstücken gdttlicher
Lehr und sonderlich von dem ge-11321 heimnuß der
Beschneidung und anderen Sacramenten gelehret
worden, wie Exo. 12, v. 25, 26, 27 und 13, v. 8, 9
stehet: Wann ir ins Landt kommet, das euch der
Herr geben wirt, wie er geredet hat, So haitet diesen
Dienst. Unnd wenn euwere Kinder zu euch sagen:
Was habt ihr da für einen dienst? So solt ihr sagen:
Es ist das Pascheopffer deß Herren, der für den Kin-
dern Israel gienge in Egypten, da er die Egypter
plaget und unsere Hauser errettete.
So sollen auch unsere Kinder nach empfangenem
Tauff vom rechten verstande desselben, Auch aller
Sacramenten unnd anderer Puncten Christlicher
Religion, damit sie von der unglaubigen Kinderen
underscheiden, berichtet werden.
Zum dritten, daß die Lehr deß Catechismi zu zeiten
der heiligen Apostelen im brauch gewesen sey, Ist
auß dem 6. Cap. zu den Hebr., Auch nach aller
Gottseligen gelehrten meinung offen- 11331 bar, da
der Apostel, ver. 1[—2], also spricht: Darumb wollen
wir die Lehr vom anfang Christliches lebens jetzt
lassen und zur vollkommenheit fahren unnd nicht
abermal grundt legen von der Buß, den todten
Wercken180, vom glauben in Gott, von der Tauff,
von der Lehr, von Händen aufflegen, von der Tod-
ten aufferstehung und vom ewigen Gerichte.
Auß diesen und dergleichen ursachen erscheint ge-
nugsam, daß der Catechismus keines weges under-
lassen, sondern mit allem fleisse sol getrieben wer-

v Clemens Alexandrin., lib. 6 Strom. fol. 314 [Clemens von
Alexandrien, Stromateis, lib. 6, PG 9, S. 354A].
180 Buße, Umkehr von den toten Werken.
181 Beim katholischen Ritus wird dem Firmling mit Chri-

den. Unnd ist auch dieser brauch so lange in der
Christlichen Kirchen verblieben, biß daß der leidige
Satan durch seine Diener den auffgehaben und an-
statt desselben ein besonder schmierung und bac-
kenstreich181 eingesetzt. Derhalben sollen die Kir-
chendiener neben andern ordentlichen Predigten
disen brauch der lehr deß Catechismi einzufüren
sich understehen und die gemeine j 1341 Leute fleissig
in der Predigt vermanen, daß sie ihre Kinder da-
heim zu derselben lehr deß Catechismi halten, Oder,
so sie das füglich, wegen daß sie deß lesens unbe-
richt, nicht thun können, zu der Schulen, fürnem-
blich aber zu der Predigt, da sie dann von dem Die-
ner examiniert unnd underfragt werden sollen,
führen, Auff daß also die Kinder von jugendt auff zu
der gottseligkeit sich gewehnen mügen.
Es sol aber an allen Sontagen, sowol in Dürffern
als in Stätten, nachmittag zu der stundt, die einem
jeden ort gelegen ist, die Predigt deß Catechismi mit
folgender ordnung gehalten werden, daß nemblich
der Kirchendiener, ehe unnd zuvor der Psalm ge-
11351 sungen wirdt, etliche auß den Schulkindern
unnd andere junge Leute, die fürhanden, die Frag-
stück, die folgendts in der Predigt erklürt werden
sollen, abfragen sol und im abfragen den Kindern
anleitung geben, daß sie die auffgesagte fragen auch
verstehen lernen, und darnach die Predigt, wie oben
gesetzt, anfahen. Nach dem Gebett, für der Predigt
sol der Diener die auffgesagte fragstücke dem Volck
verstendtlich fürhalten und darnach dieselbe or-
dentlich nacheinander erklüren Und in der erklü-
rung darauff sehen, daß die fragen mit klaren zeug-
nussen der H. Schrifft bestettiget werden. Dann, so
jemandt redet, daß er rede als Gottes wort, 1. Pet.
4, v. 11, Dieser H. Petrus sol auch alzeit disen
Spruch: Wir reden nichts ausserhalb der H. Schrifft,
im Munde geführet habenL 1136 j

sam ein Kreuz auf die Stirn gezeichnet und ein sanfter
Schlag auf die Wange gegeben als Zeichen, bereit für alle
künftigen Anfechtungen zu sein, RGG3 2, Sp. 967f.;
RGG4 3, Sp. 143-146.

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