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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0299
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

weiß bestettigen, und sol alhie der Diener nachfol-
gende vermanung den neuwen Eheleuten von dem
ehelichen stande fürlesen: 1141 [
Unser hülff stehet im Namen deß Herren, der Him-
mel und Erden erschaffen hat184, Amen.
'Dieweil den Eheleuten gemeinlich vielerley wider-
wertigkeit unnd Creutz von wegen der Sünde zu-
kommen: Auff daß N. und N., die ir in Gottes Na-
men euwere eheliche pflicht für der Christlichen
Kirchen wollet bestettigen lassen, in ewern Hertzen
versichert seyt der gewissen hülffe Gottes in ewerem
Creutz, So höret auß Gottes worte, wie daß der hei-
lige Ehestandt ehrlich sey und eine einsetzung Got-
tes, die ime gefelt, Darumb er auch die Eheleute wil
segenen und inen beistehen, Die Hurer aber unnd
Ehebrecher wil er urtheilen und straffen, Heb. 13,
v. 4.11421
Und erstlich solt ir wissen, daß Gott, unser Vat-
ter, nachdem er Himmel und Erden unnd alles, was
darinnen ist, erschaffen hat, den Menschen schuff
zu seinem Ebenbildt unnd gleichnuß, der ein Herr
were uber die Thier der Erden, uber die Fische im
Meer unnd uber die Vdgel deß Himmels185. Und
nachdem er den Mann erschaffen hatte, sprach
er“: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sey, ich
wil ihme ein gehülff machen, die umb ihn sey. Da
ließ Gott der Herr einen tieffen Schlaaff fallen auff
Adam, unnd er entschlieff. Unnd Gott nam seiner
Ribben eine und schloß die stette zu mit fleische.
Und Gott der Herr erschuff ein Weib auß der Rib-
ben, die er von dem Menschen nam, unnd brachte
sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist einmal
Beyn von meinen Beynen unnd fleisch von meinem
fleisch, man wirdt sie Münnin heissen darumb, daß
sie von dem Manne genommen ist. Darumb wirdt
ein Mann seinen Vatter unnd Mutter verlassen

“ Gen. 2 v. 18 et. seq.
ß Gen. 2, v. 24.
y Joan. 2, v. 1, 2 et seq.
'~l Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV,
S. 398-400.
m Im Druck: mogen.

unnd seinem Weib anhangen, und sie werden sein
ein Fleisch13.
Derhalben solt ihr nicht zweiffeln, der eheliche
Standt gefalle Gott dem Herrn, dieweil er dem
Adam sein Ehe-11431 gemahl erschaffen unnd selbst
zugeführet unnd zum Ehegemahl gegeben hat, Da-
mit zubezeugen, daß er noch heutiges tags einem je-
den sein Ehegemahl gleich als mit seiner Handt zu-
führet. Darumb hat auch der Herr Jesus Christus
den ehelichen standt also hoch geehret mit seiner
gegenwertigkeit, geschenck und wunderzeichen zu
Cana in Galilea7, damit zubezeugen, daß der eheli-
che standt sol ehrlich gehalten werden bey allen,
unnd daß er den Eheleuten seine hülff unnd bey-
standt allezeit wil beweisen, Auch, wann man sich
am wenigsten versihet.
Damit ihr aber in diesem Stande gottseliglich leben
mSget™, so solt ihr die ursachen wissen, umb deren
willen Gott den ehelichen standt hat eingesetzt. 11441
Die erste ursach ist, daß eins dem andern trew-
lich helffe unnd beistehe in allen dingen, so zum zeit-
lichen unnd ewigen Leben gehSren. Die andere ist,
Daß sie, nachdem sie Leibs Erben bekommen, die-
selben in warer erkentnuß Gottes ihm zu ehren er-
ziehen. Die dritte, Daß ein jeder alle unkeuscheit
unnd bSsen lüste vermeiden unnd also mit gutem,
rühigen Gewissen leben mSge, Dann, Hurerey zu-
vermeiden, sol ein jeder sein eigen Weib haben und
ein jedes Weib iren eigenen Mann186 Also, daß alle,
so zu ihren Jahren kommen und die gabe der keu-
scheit nicht haben187, nach dem befehl Gottes ver-
pflichtet und schuldig seindt, sich in den heiligen
Ehestandt nach Christlicher ord-11451 nung mit wil-
len und wissen irer Eltern oder Vormünder und
Freunde188 zubegeben, auff daß der Tempel Gottes,
das ist unser Leichnam189, nicht verunreiniget wer-
de. Dann so jemandt den Tempel Gottes verderbet,
den wirdt Gott verderben, 1. Cor. 3, v. 17.
184 Ps 124,8.
185 Gen 1,26-27.
186 lKor 7,2.
187 lKor 7,9.
188 Verwandten.
189 Leib.

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