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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0307
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3. Bentheim-Tecklenburger Kirchenordnung 1588/1619

da dein Vätterlicher will ist, uns auß diesem Jam-
merthal zu dir in dein ewigs Reich zunemmen. So
wöllest uns die schmertzen und schrecken deß leib-
lichen Todts gnädiglich lindern und benemen 11811
und für aller anfechtung behüten, die blüdig-
keit216 unsers Fleisches stärcken mit der krafft dei-
nes H. Geistes und in warem, bestendigen vertrau-
wen auff deine barmhertzigkeit, die du uns in
Christo Jesu erzeigt hast, in rechter anruffung dei-
nes Namens und friedt unsers Hertzens unsern Geist
in deine Hände auffnemmen, auff daß wir dich in
dem ewigen leben mit allen deinen Engeln und auß-
erwehlten preisen durch unsern Herrn Jesum Chri-
stum, welcher uns also hat gelehret betten: Unser
Vatter, der du bist, etc.
Wollest uns auch standthafftigkeit verleihen und
täglichs zunemen geben an dem alten, waren, unge-
zweiffelten Christlichen Glauben, der also lautet:
Ich glaub in Gott Vatter, etc.r 11821

Dieweil offtmals durch nachlässigkeit der Haußvät-
ter oder sonst anderer die krancken also versaumet
werden, daß sie bißweilen ohn allen trost dahin ster-
ben und zu vilen Personen dann erst die Kirchen-
diener beruffen werden, sie zu trüsten, wenn sie in
Todtsnöten oder mit kranckheiten also beschwert
seindt, daß sie keinen trost, bericht und vermanung
zur gedult mehr einnehmen oder keinen bescheidt
mehr von sich geben künnen, So ist für nütig ange-
sehen, darzu auch die Kirchendiener in ihren Pre-
digten das Volck vermanen sollen, daß man keinen
krancken ohne trost lange ligen lasse und daß man
bey guter zeit und das im anfang der kranckheit, ehe
dieselbe uberhandt nimbt, dem Kirchendiener da-
von meldung thun, auff daß die Krancken 11831
nach notturfft underrichtet und getrüstet werden
mügen.

XI. Hauptstück
sVon besuchunge der Gefangenen

Es sollen die Kirchendiener sich mit fleiß der Gefan-
genen, dieweil sie deß Trostes nit weniger bedürffen
dann die krancken, annemmen unnd sie offt nach
gestalt der sachen besuchen. Dieweil aber dieselbige
Leute mehrertheils unverstendig und wenig oder gar
nichts von dem grunde der seligkeit wissen, So sol-
len die Kirchendiener anfenglich dahin arbeiten, daß
sie die Gefangenen durch erklärung der zehen Ge-

bott217 unnd der gerechtigkeit Gottes wider die Sün-
de zu der erkentnisse irer Sünden und missethaten
führen und darnach denselben, wenn sie dahin ge-
bracht, die gnade Got-11841 tes in Christo Jesu zur
vergebung der Sünde fürhalten. Da aber ein Gefan-
gener sich gar kleinmütig erzeigt, Sollen die Kir-
chendiener von der sachen mit ime handelen8.

XII. Hauptstück
Von der Begräbnuß

Dieweil es ein alter, lSblicher brauch ist gewest, die
Todten ehrlich zu begraben, So sol derselbige
brauch, doch mit dem underscheidt, gehalten wer-
den, daß bey der Begräbnuß deren, die in offent-
licher verachtung der Gemein Gottes und ohne er-
fürderung eines Kirchendieners sterben, kein
s~s Folgt KO Kurpfalz 1563, Sehling, EKO XIV, S. 405.

Kirchendiener gegenwertig seyn noch mit der Leich
gehen darff. Jedoch sol der Kirchendiener an dem-
selben ort in der nechstfolgenden Predigt die ursach,
wa- 11851 rumb er bey solcher Begräbnuß nicht ge-
wesen, anzeigen unnd darbey die Gemeine bey ver-
lierung ihrer Seligkeit vermanen, sich an solchem
216 Schwachheit.
217 Siehe oben, Anm. 39.

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