Bentheim-Tecklenburg
7. Einrichtung des Steinfurter Ehegerichts8
7. Oktober 1606
Wir, Adolff1 etc., gebrüdere2, graffen etc., bekhen-
nen hiemit, alß der wolgeborner graff unnd herr,
herr Arnoldt3, graff zu Bentheim, Tecklenburg,
Steinfhurdt unnd Limburg etc., unser geliebter herr
vatter, christmilter gedechtnuß, zu befurderung der
heilsamen justitien, uff daß gleichmässig recht bei
allen underthonen, auch den außwendigen4, so des
rechtens in unser hoch- unnd pottmässigkeit zuthun
haben, so woll ahn under- alß obergerichten admi-
nistriert unnd verschaffet werde, ettliche hoffge-
richts verwaltere biß zu fernerer verordnung, dane-
ben zu erhaltung christlicher disciplin, zuchtt unnd
erbarkeit, consistoria angestelt, welches alles wir ih-
rer l[iebden] denckwurdigem exempell nach mitt der
zeitt gern nitt allein erhalten, sondern auch verbes-
seren wollen, unnd dan in der thatt unnd auß der
täglicher erfahrung ein hohe nott zu sein befunden,
daß hinfurter in streittigen ehesachen unnd händlen,
so vor die civill obrigkeit allein nitt gehören, nicht
mehr vor außwendigen päpstlichen gerichten5 pro-
cediert noch geurtheilt, sondern unsere underthonen
in solchen ihren obligen, irrungen unnd gebrechen,
so derselben ewige unnd zeittliche heill unnd wol-
fahrt betreffen, wie sich die hin unnd wider ereugen
unnd ferner entstehen mögen, unnd darin christliche
underweisungen unnd endtlich recht- unnd pillich-
mässige urtheill nach der sachen gelegenheit erfor-
dert werden, so ist unsere gnedige wolmeinung unnd
a Textvorlage (Handschrift): FA Burgsteinfurt Best. A
Nr. 1059, fol. 8r-9v.
1 Adolf, Graf zu Tecklenburg (1577-1623), siehe oben,
S. 232.
2 Adolfs Brüder Arnold Jost (1580-1643), Graf zu Bent-
heim, und Wilhelm Heinrich (1584-1632), Graf zu Stein-
furt.
3 Arnold II. von Bentheim (1554-1606), siehe oben,
S.229.
4 Außer Landes lebenden Untertanen, die den Grafen ju-
ristisch unterstehen.
5 Dem geistlichen Gericht des zuständigen Bischofs.
bevelch, daß die jhenige perso- |8v| nen, so jetzt zu
unsers hoffgerichts verwalteren verordnet, nemblich
die ernvest unnd hochgelerte unsere respective
cantzler, rahtt unnd liebe getrewe Werner Bre-
wer6, der rechten licentiat, unnd Johan Pagenste-
cher7, der rechten doctoris, unnd ferner von unnß
angesetzt werden mögen mitt zuthun ettlicher an-
wesenden theologen unnd prediger, unnd fur dieß-
mahll der ehrwurdig, hoch- unnd wolgelehrten, un-
sere auch lieben, getrewen Conradt Vorstium8, der
heiligen schrifft doctoris unnd professoris unserer
schulen zu Steinfurtt, und Johannes Kemners9, un-
sers hoffpredigers, alß eherichter, biß zu unserer an-
derer oder weitterer anstellung solche furfallende
ehesachen unnd speen in unserm namen unnd auß
unserer dieser speciall commission gottsalig auff-
richtig unnd schleunig nach gnugsamb vorgehender
cognition in der gutte oder durch einen rechtlichen
spruch, wie sich daß in solchen sachen nach ordnung
der recht gebürtt, mitt ansetzung ordentlicher ter-
min, zeugen verhör unnd anderm beweiß, auch mitt
einnemmung nottwendigen berichts von pastorn
unnd kirchendiener[n] in andern unsern graff- unnd
herschafften entscheiden unnd erörtteren, auch die
sententien durch gebürliche zwangbrieff oder exe-
cutoriales unnd andere nottwendige rechtliche mit-
tell zu ihrer würckligkeit bringen sollen oder mögen.
6 Lic. iur. Werner Brewer war 1613 Kanzler Graf Wilhelm
Heinrichs zu Steinfurt, Warnecke, Arnoldinum,
S. 262, 275.
7 Dr. Johann Pagenstecher (1575-1650) studierte 1598 in
Zerbst und 1601 in Heidelberg. In diesem Jahr wurde er
in Marburg zum Dr. jur. promoviert. Von 1602 bis 1610
war er Professor am Arnoldinum in Burgsteinfurt. Da-
neben fungierte er als Bentheimer Rat sowie 1633 als
Hofrichter, Kanzler und Konsistorialpräsident, War-
necke, Arnoldinum, S. 283-285; ders., Räte, S. 224
Nr. 23; Rübel, Gymnasium, S. 306.
8 Zu Conrad Vorstius siehe oben, S. 234.
9 Zu Johann Kemener siehe oben, S. 229.
306
7. Einrichtung des Steinfurter Ehegerichts8
7. Oktober 1606
Wir, Adolff1 etc., gebrüdere2, graffen etc., bekhen-
nen hiemit, alß der wolgeborner graff unnd herr,
herr Arnoldt3, graff zu Bentheim, Tecklenburg,
Steinfhurdt unnd Limburg etc., unser geliebter herr
vatter, christmilter gedechtnuß, zu befurderung der
heilsamen justitien, uff daß gleichmässig recht bei
allen underthonen, auch den außwendigen4, so des
rechtens in unser hoch- unnd pottmässigkeit zuthun
haben, so woll ahn under- alß obergerichten admi-
nistriert unnd verschaffet werde, ettliche hoffge-
richts verwaltere biß zu fernerer verordnung, dane-
ben zu erhaltung christlicher disciplin, zuchtt unnd
erbarkeit, consistoria angestelt, welches alles wir ih-
rer l[iebden] denckwurdigem exempell nach mitt der
zeitt gern nitt allein erhalten, sondern auch verbes-
seren wollen, unnd dan in der thatt unnd auß der
täglicher erfahrung ein hohe nott zu sein befunden,
daß hinfurter in streittigen ehesachen unnd händlen,
so vor die civill obrigkeit allein nitt gehören, nicht
mehr vor außwendigen päpstlichen gerichten5 pro-
cediert noch geurtheilt, sondern unsere underthonen
in solchen ihren obligen, irrungen unnd gebrechen,
so derselben ewige unnd zeittliche heill unnd wol-
fahrt betreffen, wie sich die hin unnd wider ereugen
unnd ferner entstehen mögen, unnd darin christliche
underweisungen unnd endtlich recht- unnd pillich-
mässige urtheill nach der sachen gelegenheit erfor-
dert werden, so ist unsere gnedige wolmeinung unnd
a Textvorlage (Handschrift): FA Burgsteinfurt Best. A
Nr. 1059, fol. 8r-9v.
1 Adolf, Graf zu Tecklenburg (1577-1623), siehe oben,
S. 232.
2 Adolfs Brüder Arnold Jost (1580-1643), Graf zu Bent-
heim, und Wilhelm Heinrich (1584-1632), Graf zu Stein-
furt.
3 Arnold II. von Bentheim (1554-1606), siehe oben,
S.229.
4 Außer Landes lebenden Untertanen, die den Grafen ju-
ristisch unterstehen.
5 Dem geistlichen Gericht des zuständigen Bischofs.
bevelch, daß die jhenige perso- |8v| nen, so jetzt zu
unsers hoffgerichts verwalteren verordnet, nemblich
die ernvest unnd hochgelerte unsere respective
cantzler, rahtt unnd liebe getrewe Werner Bre-
wer6, der rechten licentiat, unnd Johan Pagenste-
cher7, der rechten doctoris, unnd ferner von unnß
angesetzt werden mögen mitt zuthun ettlicher an-
wesenden theologen unnd prediger, unnd fur dieß-
mahll der ehrwurdig, hoch- unnd wolgelehrten, un-
sere auch lieben, getrewen Conradt Vorstium8, der
heiligen schrifft doctoris unnd professoris unserer
schulen zu Steinfurtt, und Johannes Kemners9, un-
sers hoffpredigers, alß eherichter, biß zu unserer an-
derer oder weitterer anstellung solche furfallende
ehesachen unnd speen in unserm namen unnd auß
unserer dieser speciall commission gottsalig auff-
richtig unnd schleunig nach gnugsamb vorgehender
cognition in der gutte oder durch einen rechtlichen
spruch, wie sich daß in solchen sachen nach ordnung
der recht gebürtt, mitt ansetzung ordentlicher ter-
min, zeugen verhör unnd anderm beweiß, auch mitt
einnemmung nottwendigen berichts von pastorn
unnd kirchendiener[n] in andern unsern graff- unnd
herschafften entscheiden unnd erörtteren, auch die
sententien durch gebürliche zwangbrieff oder exe-
cutoriales unnd andere nottwendige rechtliche mit-
tell zu ihrer würckligkeit bringen sollen oder mögen.
6 Lic. iur. Werner Brewer war 1613 Kanzler Graf Wilhelm
Heinrichs zu Steinfurt, Warnecke, Arnoldinum,
S. 262, 275.
7 Dr. Johann Pagenstecher (1575-1650) studierte 1598 in
Zerbst und 1601 in Heidelberg. In diesem Jahr wurde er
in Marburg zum Dr. jur. promoviert. Von 1602 bis 1610
war er Professor am Arnoldinum in Burgsteinfurt. Da-
neben fungierte er als Bentheimer Rat sowie 1633 als
Hofrichter, Kanzler und Konsistorialpräsident, War-
necke, Arnoldinum, S. 283-285; ders., Räte, S. 224
Nr. 23; Rübel, Gymnasium, S. 306.
8 Zu Conrad Vorstius siehe oben, S. 234.
9 Zu Johann Kemener siehe oben, S. 229.
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