Rietberg
Zum vierdten, wenner ein meiger9 seinem kinde
bruitlacht10 halten würde, sall nicht mehr dan secht-
zig geste von beiderseits negester freundt-
schafft11 undt nachpauren, die kötter undt zulege-
re12 aber nicht mehr als dreissigh personen laden,
undt darmit die gesterey am dinxstedage13 gantz
aufhören.|22r|
Zum fünfften. Zum kindelbier14 sollen die meiger
nicht mer dan dreissigh undt die kötter fünfftzehen
geste bitten, undt so dahin geladen, sich ubermeis-
siger gefatterenbrünge15 undt giffte16 enthalten undt
nit mehr dan eynen tagk kindelbier halten.
Zum sechsten. Uff den huißboeren17 sollen nicht
mehr dan die jenigen, so noetwendich boren18 undt
arbeiten, geladen werden, undt also dergleichen mit
eynem tage uffhören.
Undt welcher in diesem fall dem vierten, fünfften
undt sechsten articuln nit gehorsamen wirdt, soll
unabpittlich in fünfftzehen taller peen undt straffe
verfallen seyen.
Item sollen keine landtzknechte, leddichgenger, jun-
ge mans- oder frauweßpersonen in der graffschafft
zu garden19 undt bettelen gestattet noch auch ge-
hauset oder geherberget, sondern, wo dieselben be-
tretten, an das hauß Rittbergh gefencklich, vermü-
ge der kayserlichen undt deß hailigen reichs
policeyordnungh20 zu straffen, gepracht werden.
Denn rechten armen im lande aber sall ein zei-
9 Abhängiger Bauer.
10 Hochzeit.
11 Verwandtschaft.
12 Kötter = hintersässiger Kleinbauer; Zuleger = Helfer,
Parteigänger.
13 Dienstag.
14 Tauffeier.
15 Geschenke der Taufpaten.
16 Gaben, Geschenke, Grimm, DWb 7, Sp. 7425.
17 Richtfesten.
18 Das Gebäude errichten.
19 Heischen.
chen21, darauff das wapen Ritpergh gestempelt, von
den tempelers22, mit vorwissen des pastors undt
sünst 122v | nemandtz anders, zu bettelen zugestatten
gegeben. Undt nach auffgehabener maltzeit die al-
mosen außgeteilet werden, die sie also mit züchtiger
dancksagungh empfangen, darnach anheimisch ge-
hen undt dem werde23 undt gesten nit mehr be-
schwerlich sein sollen.
Item, so jemandt in hoichlesterlichem undt un-
christlichem ehebruch befunden undt sonst sich zu
seiner verwandten im blode [o]der schwegerschafft
leggen, vertruwen undt schwechen würde, sollen
vermüge der peinlichen halßgerichtzordnungh24 ge-
straiffet werden, undt soll hirmit den pastoren sub
poena et privatione beneficii ufferlacht sein, daß sie
nu alßbalde undt also fürbaß solche unordnunge nit
vorschweigen, sondern dieselben den ambtleuthen
zu straffen vermelden sollen.
Item, deßgleichen soll es auch mit den deven, mor-
derern, zeuberschen undt denen, so mit vergifft
undt anderen düvelskünsten umbgehen, auch sonst
verpottene gegen Gott undt die natur unchristlich,
lesterlich werck begehen würden, mans oder frawes-
personen gehalten werden.
Item, so jemandt ausserhalb der ehe eine maget be-
schlaiffen undt unehren würde, sollen sie beide, als
die manspersonen mit eyner tunne botteren undt die
maget (wofern sie sich nit zu der ehe nemmen wür-
den) mit einer halben tunne botteren gebüesset undt
gestraffet werden.
20 Reichspolizeiordnung von 1548 §§ 26-30, Weber,
Reichspolizeiordnungen, S. 202-204; DRTA.JR 18,3,
S. 2077.
21 Bettlerzeichen, -marke, das sichtbar an der Kleidung be-
festigt werden musste, MauE, Hermann, Bettlerzei-
chen und Almosenzeichen im 15. und 16. Jahrhundert,
in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1999,
S.125-140.
22 Kirchenverwaltern.
23 Wirt.
24 Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. (Carolina)
von 1532, Art. 117, 120.
330
Zum vierdten, wenner ein meiger9 seinem kinde
bruitlacht10 halten würde, sall nicht mehr dan secht-
zig geste von beiderseits negester freundt-
schafft11 undt nachpauren, die kötter undt zulege-
re12 aber nicht mehr als dreissigh personen laden,
undt darmit die gesterey am dinxstedage13 gantz
aufhören.|22r|
Zum fünfften. Zum kindelbier14 sollen die meiger
nicht mer dan dreissigh undt die kötter fünfftzehen
geste bitten, undt so dahin geladen, sich ubermeis-
siger gefatterenbrünge15 undt giffte16 enthalten undt
nit mehr dan eynen tagk kindelbier halten.
Zum sechsten. Uff den huißboeren17 sollen nicht
mehr dan die jenigen, so noetwendich boren18 undt
arbeiten, geladen werden, undt also dergleichen mit
eynem tage uffhören.
Undt welcher in diesem fall dem vierten, fünfften
undt sechsten articuln nit gehorsamen wirdt, soll
unabpittlich in fünfftzehen taller peen undt straffe
verfallen seyen.
Item sollen keine landtzknechte, leddichgenger, jun-
ge mans- oder frauweßpersonen in der graffschafft
zu garden19 undt bettelen gestattet noch auch ge-
hauset oder geherberget, sondern, wo dieselben be-
tretten, an das hauß Rittbergh gefencklich, vermü-
ge der kayserlichen undt deß hailigen reichs
policeyordnungh20 zu straffen, gepracht werden.
Denn rechten armen im lande aber sall ein zei-
9 Abhängiger Bauer.
10 Hochzeit.
11 Verwandtschaft.
12 Kötter = hintersässiger Kleinbauer; Zuleger = Helfer,
Parteigänger.
13 Dienstag.
14 Tauffeier.
15 Geschenke der Taufpaten.
16 Gaben, Geschenke, Grimm, DWb 7, Sp. 7425.
17 Richtfesten.
18 Das Gebäude errichten.
19 Heischen.
chen21, darauff das wapen Ritpergh gestempelt, von
den tempelers22, mit vorwissen des pastors undt
sünst 122v | nemandtz anders, zu bettelen zugestatten
gegeben. Undt nach auffgehabener maltzeit die al-
mosen außgeteilet werden, die sie also mit züchtiger
dancksagungh empfangen, darnach anheimisch ge-
hen undt dem werde23 undt gesten nit mehr be-
schwerlich sein sollen.
Item, so jemandt in hoichlesterlichem undt un-
christlichem ehebruch befunden undt sonst sich zu
seiner verwandten im blode [o]der schwegerschafft
leggen, vertruwen undt schwechen würde, sollen
vermüge der peinlichen halßgerichtzordnungh24 ge-
straiffet werden, undt soll hirmit den pastoren sub
poena et privatione beneficii ufferlacht sein, daß sie
nu alßbalde undt also fürbaß solche unordnunge nit
vorschweigen, sondern dieselben den ambtleuthen
zu straffen vermelden sollen.
Item, deßgleichen soll es auch mit den deven, mor-
derern, zeuberschen undt denen, so mit vergifft
undt anderen düvelskünsten umbgehen, auch sonst
verpottene gegen Gott undt die natur unchristlich,
lesterlich werck begehen würden, mans oder frawes-
personen gehalten werden.
Item, so jemandt ausserhalb der ehe eine maget be-
schlaiffen undt unehren würde, sollen sie beide, als
die manspersonen mit eyner tunne botteren undt die
maget (wofern sie sich nit zu der ehe nemmen wür-
den) mit einer halben tunne botteren gebüesset undt
gestraffet werden.
20 Reichspolizeiordnung von 1548 §§ 26-30, Weber,
Reichspolizeiordnungen, S. 202-204; DRTA.JR 18,3,
S. 2077.
21 Bettlerzeichen, -marke, das sichtbar an der Kleidung be-
festigt werden musste, MauE, Hermann, Bettlerzei-
chen und Almosenzeichen im 15. und 16. Jahrhundert,
in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1999,
S.125-140.
22 Kirchenverwaltern.
23 Wirt.
24 Peinliche Gerichtsordnung Kaiser Karls V. (Carolina)
von 1532, Art. 117, 120.
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