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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0350
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Rietberg

2. Anstellungsurkunde für den Rietberger Pfarrer Simon Hagemann3
10. November 1568

Wir, Agnes1, bekennen unnd thuen hieran kunt vor
uns unnd die wolgepornnen, unsere freuntliche, liebe
dochtere Ermegart unnd Walburgk2, als derselben
wahre und rechte, naturliche unnd bestedigte vor-
munderinne erben unnd nachkommen.
Nachdem durch doetlichen abganck weilandt
ehren Bernde Elbertz3, etwan pastorem der kirchen
in unser stadt Ritperch, dieselbe vacirt unnd uns
wiederumb zu conferiren heimgefalhen, als habenn
wir umb undertheniger pitt willen etzlicher guet-
hertziger leute ehren Simon Hagemannum in anse-
hung seiner gebort unnd geschicklicheit unnd das
ehr ein christlich, erbar und zuechtich lebendt furet,
wiederumb mit gemelter unser kirchenn aus gnaden
umb sunst zeitlanck seines lebens, inmassen ehr, Be-
rendt, die in besitz gehapt unnd der ufkumpfft ge-
nossen, provideren unnd begiftigen wollen, thuen
dasselbige auch in crafft diesses brieffs vestiglich
unnd haben ime gnediglich vorgunstiget unnd zuge-
lassen, uf denn fall, der almechtiger ime eine[n] sun-
derlingenn augenscheinlichen unfal unnd krancheit
zuschicken unnd ehr durch solliche verhinderung die
kirchenn nit bedienen konte, soll ehr durch eine
duchtige personen den kirchendienst, doch onhe un-
seren und menniglichs schaden, bedienen lassen mu-
gen, und soll gemelter Simon Hagemannus der kir-
chen nit entsetz[t], sundern ime deselbe seine
lebelanck in romerlichem besitz gelassen unnd sei-
nen erben annum gratiae (wie das genent wirdt)
onhe verhinderung gefolget werden.

a Textvorlage (Handschrift): LAV NRW W, Grafschaft
Rietberg, Akten, Nr. 813, fol. 1.
1 Agnes von Bentheim-Steinfurt (um 1531-1589), Witwe
Johanns II. von Rietberg (f 1562), siehe oben, S. 324.
2 Die Erbtöchter Armgard (f 1584) und Walburgis (ca.
1551-1586), siehe oben, S. 324.

Unnd haet filgemelter unser pastor sich dargegen
wederumb vorpflichtet und an eidtz statt mit hant-
gebender treuwe zugesacht, das ehr das gotliche,
ewich werende, selich machende wordt reine, lutter
unnd claer predigen unnd die sacramenta lauth und
vermuge der | Augspurgischer Confession4 und an-
ders nit darvon leren und dieselben außtheilen, auch
sich keiner verbottener ketterischen rot unnd sec-
terigge anhengich machen, sunderen dieselben nach
allem seinem vermogen mit dem gotlich worde we-
ren und nit gedulden woll, unnd uf dem fal, ehr das
vor sich selbst nit thuen konte, so soll ehr derwegen
uns und unsere midtbeschriebene umb die hilffliche
handt anruffen und ersuchen. So ehr aber, unser pa-
stoer, sich anders als gemeldet verhalten unnd sein
lebendt dem gotlichen worde gemeß nit respondiren
wurde, sol ehr sich alsbalte darmit der kirchen zu
Ritperg, wo ferne ehr sich der geboer nit purgiren
unnd vorandtworten konte, entsetz habenn onhe
argclist.
Des zu warer urkundt haben wir, obgemelte gra-
vinne, vor uns, wolgedachte unsere liebe dochtere,
erben und nachkommen unsere insiegel an diesen
brieffen hangen lassen unnd denselben mit aigener
hant underschrieben.
Geben zu Ritperg am abendt Martini episcopi im
jaer nach der geboert Christi tausent funffhundert
sechszich und achte

3 Bernhard Elbert war vor 1535 sowie von 1555 bis zu
seinem Tod 1568 Pfarrer an der Rietberger Pfarr- und
Residenzkirche, Hamelmann, Reformationsgeschich-
te, S. 421 Anm. 5. Vgl. oben, S. 323.
4 Confessio Augustana von 1530, BSELK S. 85-225.

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