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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0409
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1. Kirchenordnung 1532

tho maken. Alle ordenunge und gesette schollen na
Gades worde, welck van ewicheit gewest, older wen
alle dinck, gerichtet werden. Nu wutet me seer heff-
tich, raset und davet ungespaerden flits, den kraem
umme tho keren, unseren dullen, unsynnigen kop-
pen nach dorch egen erdachte vündelyn und settun-
ge dat hilge, GÜdtlike wort tho meesteren. Idt moth
henunder und uitgeradet werden, wat nicht van Ga-
de, unserem hemmelschen Vader, geplantet. Der
tidt wil gedienet syn, wo S. Paulus, Rome., xii. Ca-
pit. [7.11], vormandt. Idt hefft der Justianus kein
schande gedragen, na esschunge und der tidt beque-
micheit syn egen recht tho vorandern und tho be-
teren, In auc. Ut fra[tris] filifi], in princi[pio],
colla[tio] ix.17 Et In auc. De nupti[is], L[ex] No[vi-
mu]s autem, collati[o] iiii.18 Dem gelick Augustinus
hefft vor der gantzen werlt syn ordenunge gewan-
delt und wedderropen, xii. qfuestio] cfanon] Cer-
te.19 Ach God, wolden dach vele geweldigen daran
gedencken und gevolcklick syn, Denn welck up oldt
herkamen und gewanheit thuygen, gifft antwort
Gregorius, de consueftudo], distincftio] viii.20 Idt ys
mit hogem ernste flitich tho betrachten, antho-
mercken, Dat Christus secht, Joannis xiiii [6]: Ick
byn de wech, | B4r | de warheit, dat leven, und sprickt
nicht: Ick byn die gewonheit. Augustinus21: Als die
warheit offentlick geapenbardt, an dach gestelt ys,
schal de gewonheit und alde gebruyck der warheit
wyken, wente Christus ys dey warheit, dem wy
schollen volgen, und nicht der gewonheit. Cypria-
nus22: Dewile nu allene Christus tho hüren, behort
nicht tho achten, wes etlike vor uns tho donde ge-
meynt hebben, sunder wath Christus, der vor allen
ys, erst gedaen und bevalen hefft. Derwegen ys nö-
dich, nicht der minschen gewanheit üverst die Güdt-
liken warheit tho volgen, Deute. xii [8]. Eyn Ider
schal nicht don, wath om gudtduncket.
Seneca sprickt: Idt ys beter, argenisse geschee,
dan de warheit vorswegen blive. Die Jüden und
Phariseer hebben sick veelemals an Christus wort

g Im Druck: Meine.
17 Nov. 127 = ClCiv III, S. 633.
18 Nov. 22, 14 = ClCiv III, S. 154.
19 Decr. Grat. II, C. 12, q. 1, c. 18 = ClCan I, Sp. 683.

geargert, Mat. xv [12], Joannis vi [61]. Dennoch
moste ydt geprediget und gelerdt syn. Nicht wy,
sunder des leven Pawests geswaren und bescharen
sindt uprorissche boven, vorstüren gemeynen frede
und eindracht, Indem se wedder Godt und syn hilge
wort streven, wo der Prophete Elias dem KÜnninge
Ahab geantwort, iii. reg., xviii. Ca.23 Der Düvel
moth hen uth dem rike, darum werdt he nicht lach-
gen noch dorch syne lieven getruwen uns früntlick
anseen. Wy vormanen und leren mit ydermanne, so
vele an uns, lieffte, frede und eindracht tho holden,
Roma. xii. [18], Hebreo. xii. [14], Ephe. iiii. [2-3],
i. Petri iii. Capitel [8-9]. Dartho hefft uns Godt ge-
esschet, Colos. iii [13-15], wo alsden Paulus, ii. Co-
rinth. xiii [11], vast anheldt. Dat Üverst under allen
nicht frede und Enicheit kan gevunden werden, ge-
schuydt na lude und Inhalde des Hern wordes, Luce
am xii. [49-53], Matth. |B4v| x. Capitel [34-36], dar
he sprickt: Ick bin gekamen, dat ick eyn vuyr an-
sticke up erden etc. Meinet8 gy, dat ick hergekamen
byn, freede tho geeven up erden, dar segge ick neen
tho, sunder twidracht. Wente van nu an werden
vive ynn einem huse twidrachtich syn, dre wedder
twe und twe wedder dre. De vader werdt sick setten
wedder den süne und de süne yegen den vader, De
moder wedder de dochter Und de dochter yegen de
moder, Des mans frouwen moder wedder des söns
fruwe.
Godt ys nicht der unenicheit und twidracht,
sunder des freedes ein Godt und leeffhebber.24 Den-
noch modt dat lieve Evangelion verhaters und ver-
volgers hebben. Christus ys yn ein theken geset,
dem enteegen gesecht werdt, Luce, ii. Capitel [12].
So wil ick hirmit all myn gonner und vergonners
demödigen mit hoger andacht gebeeden hebben,
wolden doch ersten leesen, eer sey richter syn. Idt ys
nicht hir den gudtdünckelen, hochwisen neesen
geesteren, dem nichts wen eer egen gevelt, ßünder
allen Christgelövigen, simpelen, framen herten ge-
dienet, dem ydt nicht behaget, die make ein beter

20 Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 5 = ClCan I, Sp. 14.
21 Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 6 = ClCan I, Sp. 14f.
22 Decr. Grat. I, Dist. 8, c. 9 = CiCan I, Sp. 15.
23 lKön 18,17-18.
24 lKor 14,33.

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