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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0412
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Soest

Van der döpe

So wy alsdenn vormiddelst Gadtliker gnade und
hulpe geschickte diener overkamen syn, welck uns
dat lange vorswegen, Ewich durende, gnadenrike,
Gadtlich wordt klaer, lutter und reyn, ane alle min-
schlike thosettunge vordragen, wardt ydermennich-
lick, so gereide nicht leesen kan edder am gude un-
mechtich, böker tho kopen, so verne om Gades wort
smecket und ynt harte sincket, uth dechliker pre-
dige hören und leren, dat ydt nicht unchristlick,
sunder ydel recht, ock van | B8r | Godt bevalen, de
kleinen, gebaren kinderken, uth gnaden geschenckt,
tho der döpe dragen33, Christo offern, der se grundt-
hartich, gantz willich, gnedigen annimpt, angeseyn,
wy sülck nicht uth unsen egen köppen edder vor-
nemen, sünder up syn thogesechte wordt und beveel
don. He sprickt, Mar. am x. Cap. [14]: Latet de kin-
derken tho my kamen und weret Ön nicht, wente
sölker ys dat rike Gades.
Wy hebben am mennigem orde der hilgen
schrifft, dat ydt unmöglick ys, ane den geloven
Gade tho behagen, Hebreo. xi. Capitel [6]. Der
overst Gade misshaget, kan nicht syn ryke errave-
ren noch arven; volget gewislick, de kinderken, so
yn Christo warden und dorch Christum gedofft, den
geloven hebben, wowol noch unweeten, des unser
vornunfft, frow klöken (de ock yn allen anderen hy-
melisschen Gödtligen saken blindt), altho behende
unde subtyl tho begripen und verstan, konde ock
süst wedder gelove heeten noch syn. Wolde wy alles
yn unse ungehövelde verstandt vathen, mosten de
artickel des Christen gelovens thom baddem under-
gaen.
Doch weete wy, dat allene dorch Gades wordt
geleerdt, overtuget, der gelövigen dat hemmelrick
behorich ist, Joannis am iii. Capitel [16.18]: Also
hefft Gadt de warldt gelevet, dat he synen einigen

33 Vgl. Mk 10,13-16; Mt 19,13-15; Lk 18,15-17. Confessio
Augustana Art. 9, BSELK S. 104f.
34 Mk 10,13-16; Mt 19,13-15; Lk 18,15-17.
35 Augustinus, Epistola De praesentia Dei liber, 10, 32:
„tamen illa sanctificatio, qua efficimur et singuli templa
dei et in unum omnes templum dei, non est nisi renato-
rum, quod nisi nati homines esse non possunt“, PL 33,

söne gaff, up dat alle, de an en löven, nicht vorlaren
werden, sunder dat ewige leeven hebben. Wol an en
lövet, de wart nicht gerichtet, wol Överst nicht ge-
lövet, ys reide gerichtet, etc. Item am v. Capitel
Marci, am lesten [16]: De dar gelövet und werdt ge-
| B8v | dofft, werdt salich werden; wer överst nicht
gelövet, ist schon gericht.
Uith dussem alle volget yo nöthalven, dat de
kinderken, welckeren Christus secht, dat rike der
hemelen behorich, möten gelövich syn, mit wat ree-
den scholde me ön den des warhafftigen Gadtliken
verbundes seegel weigern? Laeth varen alle vor-
bleendede, verstockte wedderdöpers und haldt dick
an Christus wört, drech öm de armen kinderken up
dynen armen und ym gebeede tho, wenn se dy ge-
geeven weerden34.
Idt ys Överst ein groth unweethen, ydel narren-
spiel, dat de bademömen edder ander frowen, so yn
kindesnöden darby syn, by willen ein hendeken offt
süs wat se vor ein lythmathe Ögen edder tho sichte
kriegen, flux döpen, gelick were Gades handt an oer
döpe gebunden und konde nu nicht ane sulck döpen
salich maken, moste wedderum, wo so gedöpet, tho
sick neemen.
Ick schrive unsen ungelerden Papen, Monniken
und bichtveederen dusse grote, blinde unweeten-
hiedt tho, hebben over alle nichts up de schrifft acht
gehadt, hedden anders yo möten völen, wat dar hei-
te, andermal werden gebaren, wolden se dach sick
uth Gades wordt leren und underrichten laten, wo
der Meister Israelis, Nycodemus, Joan., iii. Capit.
[1-36], stonde, eene tho raden.
Sanct Augustinus sprickt: Non potest renasci,
qui nondum natus est35. Nicht mach der andermael
edder wedder gebaren weerden, so noch ungebaren
ynn moderschrine erhalden. |Clr|

Sp. 844; CSEL 57, S. 110; vgl. Decr. Grat. III, d. 4, c.
115 = ClCan I, Sp. 1397; siehe auch Nassau-Dillenbur-
ger Kirchenordnung von 1537, Sehling, EKO X, S. 66
Anm. 19; Braunschweiger Kirchenordnung von 1528,
Sehling, EKO VI/1, S. 360 Anm. 24; Lippische Kir-
chenordnung von 1538, Sehling, EKO XXI, S. 314.

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