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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0413
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1. Kirchenordnung 1532

Des ist yo hell und klaer genoch am vorgerorten
derden Capitel Johannis uitgedrucket: So we nicht
wedder offt ander mael werdt gebaren uith dem
wather und hilgen geeste, kan nicht yn Gades rike
gaen; S. Paulus manck anderen worden, Tit., iii.
Capitel [5]: Nicht um der wercke willen der gerech-
ticheit, de wy gedaen hedden, sünder na syner
barmherticheit makede he uns salich dorch dat bath
der weddergebordt und vorniggerunge des hilgen
geestes, etc.
Warum hebben doch nicht de vorbaselden, ver-
stockten, blinden Papen, Canonike, Münnike edder
bichtveder hir up gemarcket, wenn eer se um radt
over de armen, ellenden kinderkens, so villichte
dorch ungelucke uth vorhengunge Gades nicht yn
unsere hande gesteldt, by der moder doet gebleven,
worden angelanget und gefraget?
Ach des eddelen, leeffliken, sekeren trostes, den
se hir den swarmüdigen, bedroveden, moderliken
harten mermals hebben gegeven, de ungedofften
kinderkens gesecht, yn so groter düsternisse tho we-
sen, de men mit handen müchte tasten. Gedenck
dach, scholde sick nicht sulckes tzarten trüstlins eyn
vraulick harte hoch erfrawen, Ja van vrouden her-
vor breken, yuggen und springen, pfu der ungeler-
then bestien und ezelskoppe, dwelck erer egen grip-
licher düsternissen nicht gevüldt, hoger beqweme
und geschickt, süge wen Christus schappekens tho
hdden edder angevechtede conscientien tho trüsten.
| Clv |
Ghy överst, leeven Christliken veeder und mü-
der, volget den gewissen, grundtffasten raedt des
Achtbaren, hochgeleerten Doctoren und getruwen
baden Jesu Christi, Joannis Bugenhagen36, nach
lude und uitwysunge der Brunswikisschen Ordinan-
tien37, dreget yw kinderken, wo nicht gestadet up
den armen, ym gebeede unserem leeven Heren Jesu
Christo tho, ungeswekeder thoversicht, he wardt
sulcke gnedigen annemen, syns beveels unvergeeten:
Latet de kinderken tho my kamen und weret ene
nicht38. Lever Here Gadt, wo könne gy se tho der
waterdöpe stellen, wo se nicht up yuwen schoeth ed-
36 Siehe oben, Anm. 9.
37 Braunschweiger Kirchenordnung von 1528, Sehling,
EKO VI/1, S. 351-356.

der ynn yuwe hende warden gegeven? Hirum vor-
dert ock Godt sülcks nicht van yw, des ghy um-
mechtig und nu allene syner gewalt vorbehalden
yst.
Hirum biddet eindrechtigen hartens und gemö-
tes unsern gnedigen, leeven Heren und broder Je-
sum Christum, dat unsichtbar, leeve kindeken vor
syn wolde annemen, syn eddel, am crütze uithge-
gaten blodt dem sülfftigen wolde barmhartichlick
tho stade kamen laten, wo ydt yn yuwe hande ge-
geven, wil ghy Öm ghans gudtwillich tho der döpe
helpen, dat hilge Gadtlike beveel groter erwer-
dichiet unverachtet.
Sidt dar beneffen vry getroest der verharrunge,
dewile uns gelavet, thogesecht, ya dorch eenen eedt
vorsekert, Joannis, xvi. Capitel [23]: Warliken, war-
liken, sprickt Christus, ick segge yw: So gy den va-
der wat bidden werden yn minem namen, so wart he
ydt yw geven. Mathei. am vii. Capitel [7]: Biddet,
| C2r | so werdt yw gegeven. Joannis am xiiii. [14]:
Allent, wat gy den vader werden bidden yn mynen
namen, dat wil ick doen; yn der ersten Epistel Jo-
annis am latsten Capit. [14]: Dit ys de vrimödichiet,
de wy thom soene Gades hebben, so wy wat bidden
nach synem willen, so höret he uns, etc.
Wer twivelt nu, ydt sy de wolbehechlike wille
Gades, vor de armen kinderkens tho bidden?
Item Mathei am xviii. Capitel [19]: Vorder segge
ich yw, So twe manck yw eyns werden up erden,
warum ydt ys, dat se bidden willen, dat schal öm
weddervaren van mynem vader ym hemmell.
Ich hape yo, dat hir thom wenigsten vader und
moder der saken werden eyns syn, der eddelen
vrucht eres lives heil und salichiedt bidden und be-
geren, Se weren den graver, unredeliker wen köye
und swine; Der Jöden kinder verdömede nicht, dath
se unbesneden, so binnen achte dagen storven, wen-
te an dem achteden dage was bevalen, Öne dat tee-
ken der verbünthnisse tho geven, nemlick de besni-
dunge, welcker ys eyne figur unser döpe. Also ys ock
unschedelick der Christgeiövigen kinderkens und
nicht vordömlick, wen se ynn moderlikem schrine
38 Mk 10,14.

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