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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0492
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Soest

6. Anstellungsartikel für die Prediger3
3. Februar 1554
Bestallungsarticull der prediger dero stadt Soist, im jahr unsers herrn ein thausent funffhundert vier und
funfftzigh, ahm sambstagh Puricficationis Mariae durch rhatt, altenn rhatt, zwolffen, altenn zwolffen,
freundten und von ampten und gemeinheitt abgereddet und vertragen 172 leer, 731

Articuli, warauf die predicanten in annhemmungh
ihres dienstes uber und beneben, das sie Gottes
wortt und reine, unverfelschede lehr, so in der apo-
stolen und heiligen evangelisten und propheten
schrifften gegrundet, fuhren und lehren wollen, sich
auch sonst eines frommen, aufrichtigen lebens und
wandels befleißigen, inmaßen solchs obgeschriebe-
ner ihrer verpflichtungh einverleibt, gleichwoll auch
sich in andern gepreuchlichen und wolherbrachten
fhellen andern kirchenceremonien, gewhonheiten
und sonst halten und richten sollen, im jahr unsers
herrn ein tausent funffhundert vier und funfftzigh
auf satertagh Purificationis Mariae durch rhatt, al-
ten rhatt, zwolffe, alten zwolffen, freundte von amp-
ten und gemeinheitt bei folgendem substantiali ef-
fectu abgeredet und vertragen und in diese puncta
redigirt.
Vor erst. In der copulation und zusamen bevhel-
lungh der eheleutte, hieselbst in unser stadt und ge-
piette whonhafftigh, sollen die predicanten bevhor-
ab alsolche personen, die der copulation deß
ehestandtz begirigh, furhin drei mhall, altem ge-
brauch nach, |74| auf der cantzell außruffen und
verkhundigen laßen und, da daßelbige nicht furgan-
gen, alßdan sothanige persohnen in den heiligen ehe-
standt nicht zusamen geben und bevhellen. Und soll
gleichwoll ein jeglicher predicant, daß er andern pre-
digern in ihren kerspelen nicht vorgreiffen, sondern
aber solche copulation bei seinen underhorigen ker-
spelsleutten verrichte, gutte achtungh und aufsicht
haben.

a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 6156b,
S.71-75.

Zum andern. Ob sichs gefhiell und zutruge, das zwi-
schen zweien oder mehr persohnen eines vorgenhom-
menen ehestandes halber irthumb und widderwert-
tigkheitt endtsprunge, sollen die predicanten
ingemein die derwegen irrige und streittige parthei-
en zu ihrer gepurlicher obrigkheitt und den solchs
abzurichten und vertragen geburtte, remittiren und
hinweisen, und zuvor dieselbe endtscheidten und
verglichen wehren, sie nicht mitt dem heiligem ehe-
standt verkhnupfen noch zusamen bevhellen.
Eß sollen auch, zum dritten, die predicanten hie-
selbst sich aller außlendigen personen und so alhie in
der stadt und gepiette der von Soist nicht geseßen,
in den heiligen ehestandt zusamen zu gieben sich zu-
bemußen und zuendthalten wißen. 1751
Zum viertten. Alß viell die außtheilungh und rei-
chungh der sacramenten, so woll deß nachtmalß un-
sers hernn Jesu Christi alß auch die heilige thauff
belangendt, imgleichen auch ir predigampt, in die-
sem allem sollen sich die prediger dermaßenn erzei-
gen und verhalten, wie sie solchs bevhorab vor Gott
dem almechtigen ahm jungsten gericht, hie zeittlich
vor der landtfurslicher obrigkheitt1, dan auch vor
einem erbarn rhatt der stadt Soist und aller ehrlie-
bender obrigkheit wolln bekhandt sein, solchs auch
auß grundt heiliger schrifft bewehren und vor men-
niglichen verthettigen.
Zum funfften sollen sich auch die predicanten alles
schendens und schampffirens endthalten und die ca-
tholische mitt ihrer kirchen und ceremonien geweh-
ren laßen.
1 Der Herzog von Kleve war seit der Soester Fehde Mitte
des 15. Jahrhunderts Schirmherr von Soest, siehe oben,
S. 368.

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