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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0498
Soest
10. Artikel der Prediger3
1. September 1590
Nachdem wir, prediger der stadt Soest, fur augen
sehen, wie das allerley corruptelen beneben andern
sunden unnd schanden als eine sindtfluß herein reis-
sen unnd derhalben gutes auffsehens unnd ernstli-
cher disciplin hoch von nöten, als haben wir unns
folgender punct unnd articul einhellig vorgelichen,
welliche hie kurtz vorzeichenet unnd aber mit meh-
ren weitleufftigern worten in einem sonderlichen
dazu gemachten buch1 sollen deducirt werden, ohn
wellicher articul subscription hinfurder niemandt in
unnser ministerium soll zugelassen werden, unnd
sindt die articule diese nachfolgende:
1. Unnser corpus doctrinae ist unnd soll sein die hei-
lige bibel, prophetische unnd apostolische schrifft,
die drey bewehrten symbola, als Apostolicum, Ni-
cenum unnd Athanasii2, die Augspurgische Confes-
sion unnd derselben Apologia3, wie dieselbige anno
funffzehenhundert unnd dreissigk rom. key. maje-
stet ist uberandtwortet worden, die Schmalkaldi-
schen Articul4, der kleine unnd grosse catechismus
Lutheri5 unnd Formula Concordiae6, auff wellichs
corpus doctrinae wir examinirt, ordinirt unnd in das
heilige predigampt getreten sein, dabey wir auch biß
in unnsere gruben vormittelst gottlicher hulff wollen
bestendig beharren. Alle corruptelas, so diesem unn-
serm corpori doctrinae zuwiedern sein, sie sein alt
oder newe oder möchten zukunfftiger zeit noch er-
wachsen, wollen wir einhellig vorwerffen. 11381
2. Weil auch grosser unrath hiraus entstehen
kan, wen man junge unnd auch unbekante leute auff
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 6156b,
S. 137-140. Abdruck: Peters, Corpus Doctrinae,
S.114-116.
1 1593 legten die Soester Prediger ein ausführliches Corpus
doctrinae vor, StadtA Soest, Abt. A 6345, Abdruck bei
Peters, Corpus Doctrinae, S. 114-135; Deus, Soester
Recht 5, S. 747-759 und Auszug bei Jacobson, Urkun-
den-Sammlung, S. 33f. Siehe auch oben, S. 380f.
den predigestuel komen lesset unnd weiß nicht, zu
wellichem corpori doctrinae sich ein jeder bekennet,
als soll keiner unter unns hinfurt jemandt zu predi-
gen auff die cantzel komen lassen, er sey den fur das
gantze ministerium gestellet unnd mit ihme nach
nottorfft geredet worden.
3. Papisten, Calvinisten unnd alle andere, sie
sein geistlichs oder weldtlichs standts, unnserer re-
ligion wiederwertige, sollen zur gefatterschafft bey
der tauffe nicht geduldet oder zugelassen werden.
4. Die in offenbaren sunden leben, sollen sine
publica poenitentia zum tische des herrn nicht zuge-
lassen werden.
5. Weil ein pastor seine schaffe unnd derer gele-
genheit am besten weiß, auch damit disciplina ec-
clesiastica möge erhalten werden, soll einer des an-
dern beichtkinder ohn ihres pastors furwissen unnd
willen nicht annhemen. 11391
6. Ohn furgehende proclamation sollen keine leu-
te copulirt werden, unnd da jemandt wurde an
frembde orter lauffen unnd sich daselbs copulirn las-
sen, soll derselbige sine publica poenitentia ad coe-
nam Domini nicht admittirt werden.
7. Auff das die ehe desto ehrlicher möge gehalten
werden, soll keine copulatio geschehen den allein in
der kirchen, es erfurderte den die hohe nott ein an-
ders, wurde auch von der oberigheit von unns umb
sollicher nottsachen willen begeret.
8. Jungen kindern geschehen keine leichpredige,
biß das sie ad annos discretionis gekomen unnd zum
tische des herrn gewesen sein.
2 Apostolisches, Nizänisches und Athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSELK S. 42-60.
3 Confessio Augustana von 1530 und Apologie von 1531,
BSELK S. 85-709.
4 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSELK S. 718-785.
5 Luther, Kleiner Katechismus, BSELK S. 852-910; Lu-
ther, Großer Katechismus, BSELK S. 912-1162.
6 Konkordienformel von 1577, die 1580 ins Konkordien-
buch aufgenommen wurde, BSELK S. 1184-1607.
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10. Artikel der Prediger3
1. September 1590
Nachdem wir, prediger der stadt Soest, fur augen
sehen, wie das allerley corruptelen beneben andern
sunden unnd schanden als eine sindtfluß herein reis-
sen unnd derhalben gutes auffsehens unnd ernstli-
cher disciplin hoch von nöten, als haben wir unns
folgender punct unnd articul einhellig vorgelichen,
welliche hie kurtz vorzeichenet unnd aber mit meh-
ren weitleufftigern worten in einem sonderlichen
dazu gemachten buch1 sollen deducirt werden, ohn
wellicher articul subscription hinfurder niemandt in
unnser ministerium soll zugelassen werden, unnd
sindt die articule diese nachfolgende:
1. Unnser corpus doctrinae ist unnd soll sein die hei-
lige bibel, prophetische unnd apostolische schrifft,
die drey bewehrten symbola, als Apostolicum, Ni-
cenum unnd Athanasii2, die Augspurgische Confes-
sion unnd derselben Apologia3, wie dieselbige anno
funffzehenhundert unnd dreissigk rom. key. maje-
stet ist uberandtwortet worden, die Schmalkaldi-
schen Articul4, der kleine unnd grosse catechismus
Lutheri5 unnd Formula Concordiae6, auff wellichs
corpus doctrinae wir examinirt, ordinirt unnd in das
heilige predigampt getreten sein, dabey wir auch biß
in unnsere gruben vormittelst gottlicher hulff wollen
bestendig beharren. Alle corruptelas, so diesem unn-
serm corpori doctrinae zuwiedern sein, sie sein alt
oder newe oder möchten zukunfftiger zeit noch er-
wachsen, wollen wir einhellig vorwerffen. 11381
2. Weil auch grosser unrath hiraus entstehen
kan, wen man junge unnd auch unbekante leute auff
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Soest Abt. A 6156b,
S. 137-140. Abdruck: Peters, Corpus Doctrinae,
S.114-116.
1 1593 legten die Soester Prediger ein ausführliches Corpus
doctrinae vor, StadtA Soest, Abt. A 6345, Abdruck bei
Peters, Corpus Doctrinae, S. 114-135; Deus, Soester
Recht 5, S. 747-759 und Auszug bei Jacobson, Urkun-
den-Sammlung, S. 33f. Siehe auch oben, S. 380f.
den predigestuel komen lesset unnd weiß nicht, zu
wellichem corpori doctrinae sich ein jeder bekennet,
als soll keiner unter unns hinfurt jemandt zu predi-
gen auff die cantzel komen lassen, er sey den fur das
gantze ministerium gestellet unnd mit ihme nach
nottorfft geredet worden.
3. Papisten, Calvinisten unnd alle andere, sie
sein geistlichs oder weldtlichs standts, unnserer re-
ligion wiederwertige, sollen zur gefatterschafft bey
der tauffe nicht geduldet oder zugelassen werden.
4. Die in offenbaren sunden leben, sollen sine
publica poenitentia zum tische des herrn nicht zuge-
lassen werden.
5. Weil ein pastor seine schaffe unnd derer gele-
genheit am besten weiß, auch damit disciplina ec-
clesiastica möge erhalten werden, soll einer des an-
dern beichtkinder ohn ihres pastors furwissen unnd
willen nicht annhemen. 11391
6. Ohn furgehende proclamation sollen keine leu-
te copulirt werden, unnd da jemandt wurde an
frembde orter lauffen unnd sich daselbs copulirn las-
sen, soll derselbige sine publica poenitentia ad coe-
nam Domini nicht admittirt werden.
7. Auff das die ehe desto ehrlicher möge gehalten
werden, soll keine copulatio geschehen den allein in
der kirchen, es erfurderte den die hohe nott ein an-
ders, wurde auch von der oberigheit von unns umb
sollicher nottsachen willen begeret.
8. Jungen kindern geschehen keine leichpredige,
biß das sie ad annos discretionis gekomen unnd zum
tische des herrn gewesen sein.
2 Apostolisches, Nizänisches und Athanasianisches Glau-
bensbekenntnis, BSELK S. 42-60.
3 Confessio Augustana von 1530 und Apologie von 1531,
BSELK S. 85-709.
4 Schmalkaldische Artikel von 1537, BSELK S. 718-785.
5 Luther, Kleiner Katechismus, BSELK S. 852-910; Lu-
ther, Großer Katechismus, BSELK S. 912-1162.
6 Konkordienformel von 1577, die 1580 ins Konkordien-
buch aufgenommen wurde, BSELK S. 1184-1607.
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