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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0531
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Einleitung

die Neuenrader Ordnung gedruckt worden war, sie ebenfalls beschlagnahmen ließ67 oder ob sie hier womög-
lich Geltung erlangte.68
Auf das herzogliche Verbot wird auch zurückgeführt, dass die Neuenrader Ordnung nur noch in drei
Exemplaren überliefert ist.69 Daneben ist unter dem Titel „Christlike Kerckengesenge unde ordeninge, uth
der Augßburgeschen Confeßion und Wittenbergeschen Kerckenordeninge thosamen gebracht“ noch eine
veränderte Fassung des Drucks bekannt.70 Dieser stimmt mit den Bögen B-K der Neuenrader Kirchenord-
nung überein. Der erste und letzte Bogen (A und L), auf denen sich Titelblatt, Vorrede und Nachwort
finden und in denen Wilken Bezug auf die Gemeinde in Neuenrade nahm, wurden durch einen „neutralen“
Titel und andere Textpassagen ersetzt.71 Vermutlich vor dem Hintergrund des herzoglichen Verbots sollte
dieser Druck also jeglichen Rückschluss auf die Neuenrader Kirchenordnung verschleiern. Möglicherweise
gehen diese Eingriffe auf den Drucker Albert Sartor in Dortmund zurück, der hoffte, die Auflage durch die
Neutralisierung noch an andere Kirchengemeinden verkaufen zu können.72
In den 1570er Jahren wurde in Neuenrade das reformierte Bekenntnis eingeführt. Am 18. Oktober 1573
hielt Pastor Johannes Grothe (Maior)73 (t 1604) den ersten reformierten Gottesdienst und seit 1578 feierte
er das Abendmahl mit gebrochenem Brot. Grothes Nachfolger Bernhard Decanus74 (1606-1631), der an der
Hohen Schule in Herborn studiert hatte, konsolidierte die Zweite Reformation in der Stadt.75 1611 zählte
Neuenrade mit den Gemeinden Plettenberg, Werdohl und Wiblingwerde zu der in diesem Jahr gegründeten
Süderländer Klasse (classis suderlandica). Diese gehörte mit drei anderen Klassen (Hamm, Unna-Kamen
und Ruhr) zur märkischen Synode (synodus Marcana), während sich die lutherischen Gemeinden 1612 in
sieben Klassen zusammengeschlossen hatten.76

67 Gryczan, Melanchthonschüler, S. 201; Böhmer, Her-
mannus Wilcken, S. 191; Voss, Hermann Wilcken,
S. 90f.; Stievermann, Neuenrade, S. 115f.; Döring,
Johann Lambach, S. 105; Löffler, Reformations-
geschichte, S. 222; Stupperich, Gang, S. 41.
68 So Winterfeldt, Durchbruch, S. 96; Bauks, Anfänge,
S. 133; Döring, Lambach, S. 105f.; Löffler, Reforma-
tionsgeschichte, S. 222. Helbich, Pax et Concordia,
S. 237 geht hingegen davon aus, dass die Ordnung in
Dortmund nicht verwendet wurde.
69 Neben dem hier als Textvorlage dienenden Exemplar aus
der SBB Berlin befinden sich zwei weitere in der HAB
Wolfenbüttel (A: 919.40 Theol. (3)) sowie im PfarrA Neu-
enrade. Beschreibung des Drucks bei Löffler, Buch-
druck, S. 61f.; Borchling/Claussen, Bibliographie I,
S. 843, Nr. 1903; Wackernagel, Bibliographie, S. 330f.
Zum Exemplar im Neuenrader Pfarrarchiv siehe Böh-
mer, Hermannus Wilcken, S. 191; Voss, Hermann
Wilcken, S. 91; Schlick, Gemeinde- und Gedenkbuch,
S. 56.
10 SBB Berlin Dr 18565, Digitalisat unter: http://digital.

staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht/?PPN=PPN7977
36662&LOGID=LOG_0001 [29.1.2016],
71 So wurde etwa Wilkens Formulierung im Vorwort
„Nadem dan düsse unse Christlike Gemeine hir tho Nig-
gen Rade er Kerckenampt und Godesdenst anders tho
ordenen und tho bestellen na Godes befel heft vorgeno-
men ...“ (unten, S. 517) ersetzt durch: „Up dath dann alle
Christlike Parheren er Kerckenampt und Gadeßdenst na
Godes bevell so vele bether ordenen unde bestellen moe-
gen ...“.
72 Gryczan, Melanchthonschüler, S. 202; Neuser, Kir-
chengeschichte, S. 100; HDEKM 1, S. 547 Nr. 106.
73 Bauks, Pfarrer, Nr. 2142.
74 Ebd., Pfarrer, Nr. 1170.
75 Ders., Anfänge, S. 133; Stievermann, Neuenrade,
S. 118f.; Kohl, Geschichte, S. 28-30.
76 Becher, Herrschaft, S. 165-182; Rothert, Altevange-
lische Kirche, S. 7-9; ders., Kirchengeschichte der Graf-
schaft Mark, S. 331-378; Schlick, Gemeinde- und
Gedenkbuch, S. 32, 40.

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