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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Arend, Sabine [Oth.]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (22. Band = Nordrhein-Westfalen, 2): Das Erzstift Köln - die Grafschaften Wittgenstein, Moers, Bentheim-Tecklenburg und Rietberg - die Städte Münster, Soest und Neuenrade - die Grafschaft Lippe (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.33493#0541
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1. Kirchenordnung 1564

Wann de thyt umme is, sall se mit dem kinde-
ken, so eth noch levet, in de Kerke ghan und Gode
dancken, de er geholpen, und eine leeflike, hüpsche
frucht beschert heft, und bidden, he wolde gediggen
dartho geven, dat se tho Godes ehr unnd erer egen
selicheit erwasse. So se wil, mach se vür dem Altar
kneen und laten thor dancksegginge 6ver sick spre-
ken den 128. Psalm:
Wol dem, de den Heren früchtet und up synen
wegen geht.
Du werst dick neren [von] dyner hende arbeit,
Wol dy, du hefst eth guth.
Din Wyff wert syn wie ein fruchtbar Wynstock
um dyn Huß herüm, dine Kinder wie de ülitwige um
dine tafel her.
Sü, also wert gesegent de Man, de den Heren
früchtet. 117v|
De Here wert dick segenen uth Zion, dat du
seest dat gelücke Jerusalem dyn levenlanck.
Und seest dyner kinder kinder, frede Üver Israel.

Darna dith Gebedt:
Almechtige, barmhertige Vader, de du düsser
Frouwen in erer groten angst und kindesnüden ge-
holpen (und eine frülike frucht beschert und dat kin-
deken in der Dope mit dem hilligen Geiste begna-
det) hefst, vor sülke dine gnade dancken, loven und
ehren wy dick und bidden dürch Jhesum Christum,
dinen leven Son, du willest dyck Sver düsse frauwe
(und kindeken), so itzt in der Kercken mit danck-
segginge erschynen, erbarmen und se vor allem 6vel
behöden, mit dinem hillgen Geiste stercken, se in
diner erkentnisse erhalden, erer gnediglick plegen
und warden, dat se in rechtem geloven thonemen
und bestendig dy allthyt denen dorch Jhesum Chri-
stum, unsen Heren, AmenJ
De Here behöde dynen inganck und uthganck
van nu an beth tho ewigen thyden, Amen40. |18r|

Van Brutlachtten

Eth geb6rt dem Hern Pastor, dat he mit rade und
hülpe der Kerckmeister und der Overicheit thosee
und wehre, dat nene Personen vereeliket werden, de
sick undereinander mit blotfröntschop oder mit swe-
gerschop verwand sint in den graden und geleden,
de dörch langen, ehrliken und löfliken gebruck und
gewonheit vorboden sint. Denn offwol Moses unnd
de Keiserliken rechte veel darinne nageven, ock gro-
te Heren tho unsen thyden sick tho veel willens dar-
inne nemen mit Pebstliker dispensation, geht uns
dat nicht an. Wy söllen und willen hirinne by dem
alden herkomen, als andere wol geordente Kercken
unnd Politien bliven, Is doch de werlt itzunt so full
lüde, dat man s6lkes lichtlick halden kan.
Heimlike und unordentlike verlöffnisse söllen
nicht gestadet werden noch bündich syn. |18v|
Drey Sundage vor der Brudtlacht söllen sick Brü-

ß Is das kint gestorven, so let man düsse worde uthe und
richtet alles allene up de Frauwe.

degam unnd Brudt vam Predigestol vorkündigen la-
ten mit düssen worden:
N. und N. willen sick na GÖdtliker ordninge in
den hilligen Ehestandt begeven, begeren des ein ge-
mein Christlick gebedt vor sick, dat se eth in Gades
Namen anfangen und wol gerade. So imandt wat
drin tho spreken hedde, de do eth by tyden oder
swige hernamals. Godt geve en synen segen, Amen.
Nene Brutlacht sall man des Sundages oder Fyrda-
ges halden, up dat de Gadesdenst na middage nicht
verhindert oder versümet werde, Sunder sünst up
einen dach in der weken, an welckerem man vor tein
uren den Brüdgam unnd Brudt na alder, l6ffliker,
Christliker gewonheit thor Kercken f6re unde singe
den Psalm: Wol dem, de in Gades früchten steith,
etc.41 Darna werden se vör dem Altar vertruwet.
119r |

40 Ps 121,8.
41 Luther: Wohl dem, der in Gottes Furcht steht, AWA 4,
Nr. 7.

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