32
JAHRESFEIER
So wie wir um die Verstorbenen trauern, freuen wir uns über die neu gewonnenen
Mitglieder.
Die Philosophisch-historische Klasse wählte zu ordentlichen Mitgliedern
Herrn Werner Frick, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität
Freiburg,
Herrn Wolfgang Frisch, Professor für Strafrecht und Strafprozeßrecht an der Uni-
versität Freiburg,
Herrn Jürgen Leonhardt, Professor für Klassische Philologie an der Universität
Tübingen,
Herrn Joseph Maran, Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hei-
delberg,
Herrn Bernd Schneidmüller, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Uni-
versität Heidelberg.
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse wählte zu ordentlichen Mitglie-
dern
Herrn Klaus-Michael Debatin, Professor für Pädiatrie an der Universität Ulm,
Herrn Wolfgang Schleich, Professor für Theoretische Physik an der Universität Ulm,
Herrn Christoph Wetterich, Professor für Physik an der Universität Heidelberg.
Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden gewählt:
Herr Helmut Birkhan, Professor für Ältere Deutsche Sprache und Literatur an der
Universität Wien,
Herr Sierd Cloetingh, Professor für Physik an der Universität Amsterdam.
Ich heiße unsere neuen Mitglieder in aller Öffentlichkeit in der Akademie noch ein-
mal willkommen. Wir freuen uns auf Ihr Mittun.
Eigentlich ist die Jahresfeier der Akademie ein Geburtstagsfest — sie erinnert an
die Stiftung. Wie alle Feste soll auch dieses heiter gefeiert werden. Aber die Geburts-
tagsfeste von Institutionen haben noch eine andere Bestimmung. Sie sollen die Erin-
nerung an die Gründungsprinzipien lebendig halten, die Institution an das erinnern,
was ihr aufgegeben ist. Geburtstagsfeste von Institutionen sind auch Tage der
Rechenschaftslegung. Was ist das die Akademie der Wissenschaften konstituierende
Prinzip? Ihre eigentliche Bestimmung? Sie ist ein Raum des Gesprächs. Pointierter
formuliert: Sie ist der einzige Ort der Wissenschaft, der sich in seinem Selbstver-
ständnis durch das Gespräch definiert; der einzige Ort, an dem — gleichsam institu-
tionalisiert - das Gespräch ins Zentrum wissenschaftlicher Erkenntnissuche gestellt
wird.
Dem einen oder anderen mag es so erscheinen, als lade diese Formulierung
eine Nischenidylle unangemessen mit Bedeutung auf. Aber so verhält es sich nicht.
Die Kultur des Gesprächs ist ein Herzstück der Kultur überhaupt, in einer Zeit, in
der das Gespräch weithin zur Talkshow degeneriert ist, ein gefährdetes Herzstück.
Auch für die Wissenschaft gilt, daß ihr das Gespräch als Medium der Erkenntnissu-
che immer fremder wird. Akademien müßten erfunden werden, gäbe es sie nicht,
JAHRESFEIER
So wie wir um die Verstorbenen trauern, freuen wir uns über die neu gewonnenen
Mitglieder.
Die Philosophisch-historische Klasse wählte zu ordentlichen Mitgliedern
Herrn Werner Frick, Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Universität
Freiburg,
Herrn Wolfgang Frisch, Professor für Strafrecht und Strafprozeßrecht an der Uni-
versität Freiburg,
Herrn Jürgen Leonhardt, Professor für Klassische Philologie an der Universität
Tübingen,
Herrn Joseph Maran, Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Universität Hei-
delberg,
Herrn Bernd Schneidmüller, Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Uni-
versität Heidelberg.
Die Mathematisch-naturwissenschaftliche Klasse wählte zu ordentlichen Mitglie-
dern
Herrn Klaus-Michael Debatin, Professor für Pädiatrie an der Universität Ulm,
Herrn Wolfgang Schleich, Professor für Theoretische Physik an der Universität Ulm,
Herrn Christoph Wetterich, Professor für Physik an der Universität Heidelberg.
Zu korrespondierenden Mitgliedern wurden gewählt:
Herr Helmut Birkhan, Professor für Ältere Deutsche Sprache und Literatur an der
Universität Wien,
Herr Sierd Cloetingh, Professor für Physik an der Universität Amsterdam.
Ich heiße unsere neuen Mitglieder in aller Öffentlichkeit in der Akademie noch ein-
mal willkommen. Wir freuen uns auf Ihr Mittun.
Eigentlich ist die Jahresfeier der Akademie ein Geburtstagsfest — sie erinnert an
die Stiftung. Wie alle Feste soll auch dieses heiter gefeiert werden. Aber die Geburts-
tagsfeste von Institutionen haben noch eine andere Bestimmung. Sie sollen die Erin-
nerung an die Gründungsprinzipien lebendig halten, die Institution an das erinnern,
was ihr aufgegeben ist. Geburtstagsfeste von Institutionen sind auch Tage der
Rechenschaftslegung. Was ist das die Akademie der Wissenschaften konstituierende
Prinzip? Ihre eigentliche Bestimmung? Sie ist ein Raum des Gesprächs. Pointierter
formuliert: Sie ist der einzige Ort der Wissenschaft, der sich in seinem Selbstver-
ständnis durch das Gespräch definiert; der einzige Ort, an dem — gleichsam institu-
tionalisiert - das Gespräch ins Zentrum wissenschaftlicher Erkenntnissuche gestellt
wird.
Dem einen oder anderen mag es so erscheinen, als lade diese Formulierung
eine Nischenidylle unangemessen mit Bedeutung auf. Aber so verhält es sich nicht.
Die Kultur des Gesprächs ist ein Herzstück der Kultur überhaupt, in einer Zeit, in
der das Gespräch weithin zur Talkshow degeneriert ist, ein gefährdetes Herzstück.
Auch für die Wissenschaft gilt, daß ihr das Gespräch als Medium der Erkenntnissu-
che immer fremder wird. Akademien müßten erfunden werden, gäbe es sie nicht,