Joseph Maran
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Antrittsrede von Herrn JOSEPH MARAN
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 15. Juli 2006.
Lassen Sie mich eingangs hervorheben, dass ich mich
über die Wahl zum Mitglied der Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften sehr gefreut habe. Ich empfin-
de es als eine Auszeichnung, in Ihren Kreis aufgenom-
men worden zu sein.
Mit wenigen Worten möchte ich meinen bisheri-
gen Lebensweg nachzeichnen. Geboren wurde ich im
Jahre 1957 in Frankfurt am Main, als Sohn der US-
amerikanischen Staatsbürger Edit und George Maran.
Für die Familien beider Elternteile waren die Vereinig-
ten Staaten ein Zufluchtsort vor Verfolgung in der Alten
Welt gewesen. Mein Großvater väterlicherseits ent-
stammte einer armenischen Familie aus Smyrna und emigrierte 1920 in die USA,
wo er seinen Namen von Marangossian zu Maran abkürzte. Meine Mutter kam aus
einer jüdischen Familie aus Wien und floh mit ihren Eltern 1939, gleichsam in letz-
ter Sekunde. In Deutschland ließen sich meine Eltern 1956 nieder, weil mein Vater
als lyrischer Tenor im Theater in Darmstadt ein interessantes und, wie sich heraus-
stellte, dauerhaftes Engagement fand. Das experimentierfreudige Musikleben in
Darmstadt, dessen Spektrum von Monteverdi bis Ligeti reichte, habe ich so als Kind
und Jugendlicher erleben dürfen, was ich sehr genossen habe. Schon früh ging mein
Hauptinteresse jedoch in Richtung Archäologie. Bereits als 15-jähriger nahm ich an
Ausgrabungen der Hessischen Bodendenkmalpflege teil, und nach dem Abitur, das
ich am altsprachlichen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt ablegte, kam für
mich nur ein Studium der Ur- und Frühgeschichte in Frage. Dieses nahm ich im
Wintersemester 1976/77 an der Universität Heidelberg auf.
Die Begegnung mit dem dortigen Ordinarius für Ur- und Frühgeschichte,
Vladimir Milojcic, war ausschlaggebend für meine weitere Laufbahn, und dies,
obwohl ich nur drei Semester bei ihm studieren durfte; denn Milojcic starb im
Februar 1978. Er war es, der mein Interesse auf den Südosten Europas und hier
besonders auf Griechenland lenkte. Im Sommer 1977, damals war ich im zweiten
Semester, nahm mich Milojcic auf seine Ausgrabung auf den bronzezeitlichen Sied-
lungshügel Pevkakia-Magula in der nordgriechischen Landschaft Thessalien mit. Bis
heute bildet die Beschäftigung mit dem Griechenland der Jahrtausende vor Homer
meinen zentralen Forschungsgegenstand. Warum gerade Griechenland? Weil dieses
Land nicht erst seit der klassischen Antike für die historischen und kulturellen Wur-
zeln Europas immer wieder eine zentrale Rolle gespielt hat. Früher als in allen ande-
ren Teilen Europas, nämlich schon im 7. Jahrtausend v. Chr., fasste hier die bäuerli-
che Wirtschaftsweise Fuß; hier entstanden im 2. Jahrtausend v. Chr. Europas erste
schriftführende Hochkulturen und hier vollzog sich der erstaunliche Wandel von den
mykenischen Königtümern des 13. Jahrhunderts v. Chr. zu den archaischen Poleis.
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Antrittsrede von Herrn JOSEPH MARAN
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 15. Juli 2006.
Lassen Sie mich eingangs hervorheben, dass ich mich
über die Wahl zum Mitglied der Heidelberger Akade-
mie der Wissenschaften sehr gefreut habe. Ich empfin-
de es als eine Auszeichnung, in Ihren Kreis aufgenom-
men worden zu sein.
Mit wenigen Worten möchte ich meinen bisheri-
gen Lebensweg nachzeichnen. Geboren wurde ich im
Jahre 1957 in Frankfurt am Main, als Sohn der US-
amerikanischen Staatsbürger Edit und George Maran.
Für die Familien beider Elternteile waren die Vereinig-
ten Staaten ein Zufluchtsort vor Verfolgung in der Alten
Welt gewesen. Mein Großvater väterlicherseits ent-
stammte einer armenischen Familie aus Smyrna und emigrierte 1920 in die USA,
wo er seinen Namen von Marangossian zu Maran abkürzte. Meine Mutter kam aus
einer jüdischen Familie aus Wien und floh mit ihren Eltern 1939, gleichsam in letz-
ter Sekunde. In Deutschland ließen sich meine Eltern 1956 nieder, weil mein Vater
als lyrischer Tenor im Theater in Darmstadt ein interessantes und, wie sich heraus-
stellte, dauerhaftes Engagement fand. Das experimentierfreudige Musikleben in
Darmstadt, dessen Spektrum von Monteverdi bis Ligeti reichte, habe ich so als Kind
und Jugendlicher erleben dürfen, was ich sehr genossen habe. Schon früh ging mein
Hauptinteresse jedoch in Richtung Archäologie. Bereits als 15-jähriger nahm ich an
Ausgrabungen der Hessischen Bodendenkmalpflege teil, und nach dem Abitur, das
ich am altsprachlichen Ludwig-Georgs-Gymnasium in Darmstadt ablegte, kam für
mich nur ein Studium der Ur- und Frühgeschichte in Frage. Dieses nahm ich im
Wintersemester 1976/77 an der Universität Heidelberg auf.
Die Begegnung mit dem dortigen Ordinarius für Ur- und Frühgeschichte,
Vladimir Milojcic, war ausschlaggebend für meine weitere Laufbahn, und dies,
obwohl ich nur drei Semester bei ihm studieren durfte; denn Milojcic starb im
Februar 1978. Er war es, der mein Interesse auf den Südosten Europas und hier
besonders auf Griechenland lenkte. Im Sommer 1977, damals war ich im zweiten
Semester, nahm mich Milojcic auf seine Ausgrabung auf den bronzezeitlichen Sied-
lungshügel Pevkakia-Magula in der nordgriechischen Landschaft Thessalien mit. Bis
heute bildet die Beschäftigung mit dem Griechenland der Jahrtausende vor Homer
meinen zentralen Forschungsgegenstand. Warum gerade Griechenland? Weil dieses
Land nicht erst seit der klassischen Antike für die historischen und kulturellen Wur-
zeln Europas immer wieder eine zentrale Rolle gespielt hat. Früher als in allen ande-
ren Teilen Europas, nämlich schon im 7. Jahrtausend v. Chr., fasste hier die bäuerli-
che Wirtschaftsweise Fuß; hier entstanden im 2. Jahrtausend v. Chr. Europas erste
schriftführende Hochkulturen und hier vollzog sich der erstaunliche Wandel von den
mykenischen Königtümern des 13. Jahrhunderts v. Chr. zu den archaischen Poleis.