Joseph Maran
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ihrem Verhältnis zu ihrem Lebensraum zu gelangen, halte ich es für unerlässlich, in
meinen Forschungsprojekten den Kontakt zu anderen Wissenschaftszweigen zu
suchen. Auf der einen Seite sind dies die Naturwissenschaften, denn sie helfen der
Archäologie, auf ganz verschiedenen Gebieten Neues zu erfahren. Zwischen 1994
und 1997 führte ich zusammen mit dem Physiker Hans Mommsen von der Univer-
sität Bonn ein vom BMBF gefördertes Projekt durch, in dem die Herkunft mykeni-
scher Keramik mit Hilfe der Neutronenaktivierungsanalyse untersucht wurde. Wir
erzielten neue Ergebnisse zu den Strukturen der Produktion und Verbreitung dieser
Keramik im Ostmittelmeerraum. Gleichfalls vom BMBF gefordert wurde ein For-
schungsvorhaben, das ich von 1998 bis 2002 in Zusammenarbeit mit Günther Wag-
ner von der Forschungsstelle Archäometrie der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften verwirklichte. Dabei ging es am Beispiel einer Region im Hinterland von
Korinth, dem Becken von Phlious, um die Erforschung des Zusammenhangs zwi-
schen langfristiger menschlicher Besiedlung und landschaftlichem Wandel.
Auf der anderen Seite erachte ich es als ebenso wichtig, über gemeinsame The-
men den Kontakt mit den Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu suchen.
Das von mir erforschte Tiryns etwa bietet einen hervorragenden Ansatzpunkt für
sozialgeschichtliche Fragestellungen, denn es gibt nur wenige Orte am Mittelmeer,
an denen sich die Entstehung und der Zerfall sozialer Komplexität in einer so lang-
fristigen Perspektive erforschen lassen. Jüngst bearbeitete ich zusammen mit dem
Soziologen Hermann Schwengel von der Universität Freiburg ein Jahresprojekt mit
dem Titel „Zeichen der Herrschaft. Archäologie und Soziologie der Macht“ im
Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Würt-
temberg geforderten Altertumswissenschaftlichen Kollegs Heidelberg. In dem Vorha-
ben setzten wir zwei thematische Schwerpunkte. Der erste Schwerpunkt galt den
Formen und Folgen von interkulturellem Kontakt zwischen räumlich weit entfern-
ten Gesellschaften im Zuge sich ausdehnender Austauschsysteme. Uns interessierte,
wie sich die Bedeutung von Gütern und Praktiken, wenn sie in eine andere Gesell-
schaft verpflanzt werden, verändert. Der zweite Schwerpunkt „Architektur und
Gesellschaft“ kreiste um die Frage, wie architektonische Räume die hierin stattfin-
denden Formen sozialer Interaktion prägen und wie umgekehrt im sozialen Han-
deln die Bedeutung dieser Räume immer wieder von neuem konstituiert wird.
Noch ein Paar Worte zu meinem Privatleben. Seit 1988 bin ich mit der aus
Griechenland stammenden Althistorikerin Eftychia Stavrianopoulou verheiratet.
Wir haben eine achtjährige Tochter Penelope.
Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit in der Akademie und danke Ihnen
erneut für das mir durch die Wahl erwiesene Vertrauen.
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ihrem Verhältnis zu ihrem Lebensraum zu gelangen, halte ich es für unerlässlich, in
meinen Forschungsprojekten den Kontakt zu anderen Wissenschaftszweigen zu
suchen. Auf der einen Seite sind dies die Naturwissenschaften, denn sie helfen der
Archäologie, auf ganz verschiedenen Gebieten Neues zu erfahren. Zwischen 1994
und 1997 führte ich zusammen mit dem Physiker Hans Mommsen von der Univer-
sität Bonn ein vom BMBF gefördertes Projekt durch, in dem die Herkunft mykeni-
scher Keramik mit Hilfe der Neutronenaktivierungsanalyse untersucht wurde. Wir
erzielten neue Ergebnisse zu den Strukturen der Produktion und Verbreitung dieser
Keramik im Ostmittelmeerraum. Gleichfalls vom BMBF gefordert wurde ein For-
schungsvorhaben, das ich von 1998 bis 2002 in Zusammenarbeit mit Günther Wag-
ner von der Forschungsstelle Archäometrie der Heidelberger Akademie der Wissen-
schaften verwirklichte. Dabei ging es am Beispiel einer Region im Hinterland von
Korinth, dem Becken von Phlious, um die Erforschung des Zusammenhangs zwi-
schen langfristiger menschlicher Besiedlung und landschaftlichem Wandel.
Auf der anderen Seite erachte ich es als ebenso wichtig, über gemeinsame The-
men den Kontakt mit den Geschichts-, Sozial- und Kulturwissenschaften zu suchen.
Das von mir erforschte Tiryns etwa bietet einen hervorragenden Ansatzpunkt für
sozialgeschichtliche Fragestellungen, denn es gibt nur wenige Orte am Mittelmeer,
an denen sich die Entstehung und der Zerfall sozialer Komplexität in einer so lang-
fristigen Perspektive erforschen lassen. Jüngst bearbeitete ich zusammen mit dem
Soziologen Hermann Schwengel von der Universität Freiburg ein Jahresprojekt mit
dem Titel „Zeichen der Herrschaft. Archäologie und Soziologie der Macht“ im
Rahmen des vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Würt-
temberg geforderten Altertumswissenschaftlichen Kollegs Heidelberg. In dem Vorha-
ben setzten wir zwei thematische Schwerpunkte. Der erste Schwerpunkt galt den
Formen und Folgen von interkulturellem Kontakt zwischen räumlich weit entfern-
ten Gesellschaften im Zuge sich ausdehnender Austauschsysteme. Uns interessierte,
wie sich die Bedeutung von Gütern und Praktiken, wenn sie in eine andere Gesell-
schaft verpflanzt werden, verändert. Der zweite Schwerpunkt „Architektur und
Gesellschaft“ kreiste um die Frage, wie architektonische Räume die hierin stattfin-
denden Formen sozialer Interaktion prägen und wie umgekehrt im sozialen Han-
deln die Bedeutung dieser Räume immer wieder von neuem konstituiert wird.
Noch ein Paar Worte zu meinem Privatleben. Seit 1988 bin ich mit der aus
Griechenland stammenden Althistorikerin Eftychia Stavrianopoulou verheiratet.
Wir haben eine achtjährige Tochter Penelope.
Ich freue mich auf die gemeinsame Arbeit in der Akademie und danke Ihnen
erneut für das mir durch die Wahl erwiesene Vertrauen.