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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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II. Die Forschungsvorhaben
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Der Akademie zugeordnete Forschungsvorhaben
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Biographie und Krankheit Ludwigs II., König von Bayern (1845-1886)
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0226
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238

TÄTIGKEITSBERICHTE

DER AKADEMIE ZUGEORDNETE FORSCHUNGSVORHABEN
Biographie und Krankheit Ludwigs II., König von Bayern (1845—1886)
Projektgruppe:
Prof. Heinz Häfner (Leiter), Prof. Paul Kirchhof und dem wissenschaftlichen Mit-
arbeiter (Hist.) Felix Sommer M.A.
Projektziel ist, wie schon im Bericht für das Jahr 2005 ausgeführt, Leben und Krank-
heit Ludwig II. von Bayern und das gegen den König geführte, mit einer psychia-
trischen Begutachtung verbundene Entmündigungs- und Festsetzungsverfahren
unvoreingenommen, kompetent und unter Nutzung aller verfügbaren Quellen dar-
zustellen.
Von zentraler Bedeutung ist dabei die Überprüfung des von vier bayerischen
Psychiatern erstatteten Gutachtens über die Regierungsfähigkeit Ludwigs II. und der
im Gutachten bezeichneten „primären Verrücktheit mit Geistesschwäche“ und
unheilbar fortschreitender Geisteskrankheit des Königs.
Unsere im Jahresbericht der Akademie (2005) publizierten Zweifel an der Dia-
gnose und an den Folgerungen der Gutachter haben sich nach den bisher erzielten
Ergebnissen unseres Quellenstudiums bestätigt.
Ein anderer Fokus der Analyse, der unter Leitung von Prof. Paul Kirchhof
bearbeitet wird, ist die Untersuchung der verfassungsrechtlichen Grundlagen des
Entmündigungsverfahrens Ludwigs II. und damit der Frage, wie die damalige Zeit
und die heutige Demokratie die Ablösung eines ungeeigneten Herrschers betrieben
und rechtfertigten.
Die im 19. Jh. auftretende Indienststellung der Psychiatrie für die Feststellung
von Regierungsunfähigkeit wegen psychischer Krankheit und zur gesicherten Weg-
schließung der abgesetzten Herrscher erweist sich als historischer Ausschnitt aus
einem zivilisatorischen Prozess der Verrechtlichung und — zunächst höchst zweifel-
haften — Humanisierung der Verfahren zur Beseitigung unerwünschter oder unge-
eigneter Herrscher. In diesem Zusammenhang werden einschlägige Vorbilder, die
teilweise bei der Planung des Verfahrens gegen Ludwig II. Beachtung fanden, zur
Darstellung gebracht.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter Felix Sommer hat unter Betreuung des Pro-
jektleiters und unter medizinhistorischer Mitbetreuung durch den Lehrstuhlinhaber
der Medizingeschichte an der Universität Heidelberg, Prof. Dr. Wolfgang Eckart, die
Erarbeitung einer Dissertation unter dem Titel „Leben und Krankheit König Lud-
wigs II. von Bayern im Spiegel prominenter Zeitzeugen“ fortgesetzt.Voraussetzung
für die Dissertation und für das Projekt als Ganzes ist ein umfangreiches Studium der
Quellen, in Besonderheit die Analyse von Dokumenten und Aufzeichnungen mög-
lichst unabhängiger Zeitzeugen, aus denen Informationen über Leben und Krank-
heit Ludwigs II. und über das angesprochene Verfahren gewonnen werden können.
Im abgelaufenen Jahr wurde das Studium der Quellen, vor allem jener aus dem
bayerischen Königreich, hauptsächlich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv und seinen
 
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