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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt "Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0243
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Das WIN-Kolleg

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liebte die Emotion ihres Partners zwar nicht besser erkennen als Fremde, jedoch die
Hirnaktivität ihres Partners in emotions-relevanten Arealen genauer widerspiegeln
und die Emotion ihres Partners stärker mitfühlen.
Seit Mitte des Jahres besteht eine enge Kooperation mit der Universität Stock-
holm und dem Karolinska Institutet, Stockholm. Im Rahmen dieser Kooperation
werden Verhaltensstudien und fMRI-Untersuchungen zur Verarbeitung nicht be-
wusst wahrgenommener (maskierter) emotionaler furcht- oder ekelerregender Tiere
durchgeführt. Dabei sollen Hirnregionen und Netzwerke identifiziert werden, die
möglicherweise auch bei der unbewussten Verarbeitung mimischer Gesichtsaus-
drücke eine Rolle spielen.
4. Affektive Konditionierung beim Hören und Sehen
Zum Schutz vor Überflutung unseres zentralen Nervensystems mit irrelevanten
Reizen verfugt unser Gehirn über Mechanismen, unbedeutende Stimuli — wie das
Geräusch unseres Computers am Arbeitsplatz — auf frühester Stufe zu unterdrücken.
Umgekehrt wird die nervöse Verarbeitung bedeutsamer Reize, wie ein zähneflet-
schender Hund, sehr früh verstärkt. Die emotionale Bedeutung der meisten Reize
ist nicht angeboren, sondern wird im Verlauf unseres Lebens durch Konditionierung
erlernt: ein zähnefletschender Hund ist verhaltensrelevant, da mich dieser kurze Zeit
später gebissen hat.
Die Untersuchung der zugrunde liegenden neuronalen Mechanismen solch
schneller Identifizierung verhaltensrelevanter Reize sowie deren Störungen ist
Gegenstand unserer aktuellen Forschung.
Zum Studium der frühen Verstärkung emotionaler Reize beim Hören haben
wir einen ursprünglich neutralen und sehr kurzen Ton wiederholt mit unangeneh-
men Umweltgeräuschen (wie Schmerzensschreien) gepaart dargeboten und - diesem
eigentlich neutralen Reiz - damit emotionale Bedeutung zugewiesen. Ein anderer
Ton wurde mit angenehmen Geräuschen (wie Kinderlachen) und ein dritter mit
neutralen Geräuschen konditioniert. Vor und nach einem Konditionierungsdurch-
gang wurden den Versuchspersonen die einzelnen neutralen Töne vielfach präsen-
tiert, während ihre Gehirnströme mittels Vielkanal-Ganzkopf-Magnetenzephalogra-
phie (MEG) detektiert wurden. Entsprechend unserer Hypothese, sollten diejenigen
Töne, welche mit emotionalen Geräuschen gepaart worden waren, nach der Kondi-
tionierung stärker verarbeitet werden als jene Töne, die mit neutralen Geräuschen
gepaart wurden. Damit sollte eine Modulation der Gehirnströme in Arealen des
Hörkortex in Abhängigkeit der Verhaltensrelevanz nachweisbar werden.
Tatsächlich konnten wir nachweisen, dass diejenigen Töne, welche als emotio-
nal bedeutsam erlernt worden sind, eine verstärkte Verarbeitung gegenüber jenen
erfuhren, die als unbedeutend erkannt wurden. Die Modulation der Aktivierung im
auditorischen Kortex war schon auf frühester Stufe nach etwa 50ms beobachtbar
(P50m in Abbildung 1). Die Bedeutsamkeit des auditorischen Reizes wird dabei
schon bereits nach 20 bis 30 ms und zwar von frontalen Hirnstrukturen identifiziert
(P20m).
 
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