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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt "Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0245
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Das WIN-Kolleg

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beim Sehen) emotional relevanten Materials in sensorischen Assoziationsarealen, mit
darauf folgender Verstärkung der frühen sensorischen Verarbeitung in sekundär sen-
sorischen Kor texarealen.
Diese Effekte entsprechen den Ergebnissen von Tierversuchen, bei denen eine
schnelle subkortikale Identifikation mit anschließend verstärkter sensorischer Ver-
arbeitung emotionaler Reize vielfach nachgewiesen wurde.
Zur Zeit untersuchen wir in zwei klinischen Studien, ob Patienten mit affek-
tiven Störungen wie 1) Depression oder 2) Posttraumatischer Belastungsstörung
(PTBS) eventuell unter einer Störung dieses schnellen Pfades mit vollständig unbe-
wusster Verarbeitung leiden. So könnten depressive Patienten unter einem Missver-
hältnis der Relevanzidentifikation von unangenehmen und angenehmen Reizen in
solcher Weise leiden, dass unangenehme Reize stets unangemessen verstärkt weiter-
geleitet werden, angenehme Reize jedoch als irrelevant erkannt und nicht fortgelei-
tet - also tatsächlich nicht wahrgenommen - werden. PTBS Patienten könnten
dagegen unter einer generellen Hyperaktivierung des schnellen Pfades bei aversivem
Material leiden. Die schnelle Identifikation eines Reizes als bedrohlich ist zwar
enorm schnell, jedoch auch sehr ungenau. Die anschließende kognitive Kontroll-
instanz der Identifikation wird jedoch möglicherweise bei stärkster Verhaltensrele-
vanz (Todesangst) unterdrückt. So könnte erklärt werden, warum PTBS Patienten
schon auf solche Reize, die nur grobe Ähnlichkeit mit traumarelevantem Material
aufweisen, mit Panik reagieren (Generalisierung).
5. Verhaltensauffalligkeiten und Veränderungen des Hirnstoffwechsels
Das von den Arbeitsgruppen in Konstanz und Tübingen entwickelte fMRI-Experi-
ment zur Verarbeitung von Adjektiven unterschiedlicher Valenz wurde auch in
Mannheim durchgeführt. Allerdings ergaben sich dabei unterschiedliche Aktivie-
rungsmuster. Die beiden Stichproben waren jedoch nicht identisch, woraus folgt, dass
weitere Faktoren die Aktivierungsmuster beeinflussen. Die beiden Stichproben
unterschieden sich hauptsächlich signifikant hinsichtlich des Alters der Teilnehmer.
Zur Ursachenforschung bezüglich der Unterschiede in den fMRI-Ergebnissen für
die beiden Stichproben in Konstanz und Mannheim wurden zusätzliche Datensätze
erhoben, um eine Altersabhängigkeit der Ergebnisse zu überprüfen.
Dabei veränderte sich das Ergebnis im Vergleich zur kleineren Stichprobe. Die
Aktivierungsunterschiede zwischen emotionalen und neutralen Adjektiven sind
weniger ausgeprägt. Die deutlichsten Aktivierungen ergeben sich beim Vergleich
von negativen zu neutralen Adjektiven (Abb.l) im Okzipitallappen (mittleres Bild),
orbitofrontal medial im Gyrus Rectus (rechtes Bild) sowie im posterioren Teil
des Gyrus Cinguli. Die deutlichste Aktivierung befindet sich im Gyrus frontalis
superior und medialis mit einer Ausweitung zum Supplement-Motorischen Areal
(linkes Bild).
Positive im Vergleich zu neutralen Adjektiven führen nur zu sehr begrenzten
Aktivierungsunterschieden teilweise in denselben Regionen wie die negativen
Items, dem sekundären visuellen Kortex (okzipital), dem Gyrus Rectus und dem
 
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