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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2006 — 2006

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III. Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Das WIN-Kolleg
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1. Forschungsschwerpunkt "Gehirn und Geist: Physische und psychische Funktionen des Gehirns"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66961#0250
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262 | FÖRDERUNG DES WISSENSCHAFTLICHEN NACHWUCHSES

(1) Welche neokortikalen Gehirnareale sind bei der willkürlichen motorischen Steuerung der
oberen Extremität des Menschen beteiligt?
Eine systematische Metaanalyse von 69 funktionellen MRT-Studien an gesunden
Probanden, die einfache motorische Aufgaben untersucht haben, wurde durchge-
führt. Publikationsdatum der Studien war zwischen 1998 and 2006. Es wurden nur
Studien berücksichtigt, die die Ausführung von Bewegungsaufgaben mit einer
Ruhebedingung verglichen hatten. Zudem wurden nur Aktivierungen im frontalen
Cortex untersucht.
Entsprechend der Angaben der Autoren der Studien wurden die berichteten
Aktivierungen in fünf Kategorien eingeteilt: primär motorisch (Ml), prämotorisch
(PM), cingular motorisch („cing“), Brocas Areal und präfrontaler Cortex (PFC). Die
wahrscheinlichste anatomische Zuordnung der Aktivierungs-Maxima wurde mittels
probabilistischer anatomischer Karten ermittelt. Im Folgenden bezeichnen wir die
probabilistische Zuordnung als „tatsächliche“ Zuordnung. Die Ergebnisse sind in
Abb. 1 zusammengefasst.
Unser besonderes Interesse galt Brocas Areal — einem klassischen Sprachareal,
bei dem sich jedoch in den letzten Jahren auch die Hinweise auf eine Beteiligung
an der Steuerung von Handmotorik verdichtet haben. Von 42 Koordinaten, die
tatsächlich in Brocas Areal lokalisiert waren, waren 18 von den Autoren der jewei-
ligen Studien im Vergleich mit der probabilistischen Zuordnung falsch eingeordnet
worden. Sechs weitere Koordinaten waren unklar bezeichnet (jedoch enthielt in
diesen Fällen zumindest die Diskussion der Ergebnisse einen Hinweis auf Brocas
Areal). Die übrigen Studien hatten die entsprechende Aktivierung korrekt zugeord-
net.
Zusammenfassend weisen diese Ergebnisse darauf hin, dass Aktivität in Brocas
Areal wesentlich häufiger im Zusammenhang mit einfachen motorischen Aufgaben
auftritt, als in der verfügbaren Literatur explizit beschrieben wird. Daher erscheint
dieses Areal umso mehr als interessantes Zielgebiet auch für die Dekodierung
von Bewegungsinformationen für BMI-Forschung und -Anwendungen. Eine Meta-
analyse mit funktionellen MRT-Studien, die Hand-motorische Aufgaben untersucht
haben und die Aktivierung in der Insel berichten, wurde kürzlich separat publiziert
[6]-
(2) Existieren bewegungsbezogene Potentiale in nicht-neokortikalen Gehirnbereichen?
Um diese Frage zu untersuchen, wurden Signale aus dem Hippocampus einer 41-
jährigen Epilepsiepatientin untersucht [5], die Fingerbewegungen der rechten und
der linken Hand durchführte. Das Implantationsschema ist in Abb. 2 gezeigt. Signi-
fikante bewegungsbezogene Potentiale fanden sich im linken Hippocampus sowohl
bei Bewegungen der rechten als auch der linken Hand. Derzeit untersuchen wir, ob
ähnliche bewegungsbezogene Effekte auch bei einer größeren Zahl von Patienten
nachweisbar sind.
 
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