Das WIN-Kolleg
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untersuchen, also sowohl der beiden Bände Diesseits von Geschichte und Gedächtnis
und Zwischen Wissen und Politik wie auch der entstehenden Aufsätze und monogra-
phischen Studien von Frank Bezner, Kirsten Mahlke und Matthias Schöning. Wir
hoffen, durch all dies eine in sich geschlossene und sichtbare Ergänzung des For-
schungsfeldes Gedächtnis/Vergangenheit/Geschichte vorlegen zu können.
Zum anderen ermöglicht uns die Verlängerung, die andere Seite der Medaille, die
Frage nach der Konzeption eines kulturellen Europa, also die Grundfrage des
WIN-KollegS, nicht nur implizit, sondern auch systematisch im oben skizzierten
Sinne zu bearbeiten bzw. im Bereich der Kulturwissenschaften sichtbar werden zu
lassen.
Welterschließung
im Spannungsfeld von symbolischer und universalisierter Rationalität
Sprecher: Stefan Seit.
Kollegiaten:
Stefan Seit1, Pavlina Rychterovä2, Raphaela Veit1.
Mitarbeiter: Daniel Götzen, Susanne Kurz.
1 Universität Tübingen
2 Universität Konstanz
Kontakt: http://www.uni-tuebingen.de/welterschliessung/
Fragt man nach den kulturellen Grundlagen Europas, ist als eines ihrer wesentlich-
sten Merkmale das professionelle Verständnis wissenschaftlichen Wissens hervorzuhe-
ben: Daß „Wissenschaft als Beruf' begriffen wird, bedeutet zunächst einmal: Wis-
senschaft ist keine bloße Freizeit- oder Nebenbeschäftigung neben einem Brotberuf
(auch wenn sie aus diesem herauswächst und mit ihm in Verbindung steht). Sie bleibt
auch nicht der Muße derjenigen überlassen, die überhaupt keiner Erwerbstätigkeit
nachzugehen brauchen, sei es, daß sie durch ihre soziale Herkunft und ökonomische
Situation, oder daß sie als Träger insbesondere religiös-geistlicher Würden von nor-
maler Berufsarbeit völlig freigestellt sind oder diese doch nur in sehr eingeschränk-
tem Sinn ausüben. Als professionalisierte Wissenschaft ist Wissen vielmehr selbst eine
Hauptbeschäftigung, und zwar als solches, d. h. nicht lediglich als technisches Wissen,
das wiederum nur unter dem Aspekt seines Anwendungsbezugs in den Blick käme.
Professionelle Wissenschaft versteht sich insofern durchaus als eigengesetzlich und
selbstzweckhaft; ihre Träger sind also nicht nur von sonstiger (Erwerbs-)Tätigkeit, son-
dern von jeder direkten Nutzanwendung ihres Erkenntnisstrebens befreit und arbei-
ten also in Muße. Auf der anderen Seite verbinden sich wiederum gerade damit
gesellschaftliche Funktionalitäten, die von einer aus Orientierungswissen resultieren-
den Führungskompetenz dann freilich doch bis zur quasi-technischen Indienstnah-
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untersuchen, also sowohl der beiden Bände Diesseits von Geschichte und Gedächtnis
und Zwischen Wissen und Politik wie auch der entstehenden Aufsätze und monogra-
phischen Studien von Frank Bezner, Kirsten Mahlke und Matthias Schöning. Wir
hoffen, durch all dies eine in sich geschlossene und sichtbare Ergänzung des For-
schungsfeldes Gedächtnis/Vergangenheit/Geschichte vorlegen zu können.
Zum anderen ermöglicht uns die Verlängerung, die andere Seite der Medaille, die
Frage nach der Konzeption eines kulturellen Europa, also die Grundfrage des
WIN-KollegS, nicht nur implizit, sondern auch systematisch im oben skizzierten
Sinne zu bearbeiten bzw. im Bereich der Kulturwissenschaften sichtbar werden zu
lassen.
Welterschließung
im Spannungsfeld von symbolischer und universalisierter Rationalität
Sprecher: Stefan Seit.
Kollegiaten:
Stefan Seit1, Pavlina Rychterovä2, Raphaela Veit1.
Mitarbeiter: Daniel Götzen, Susanne Kurz.
1 Universität Tübingen
2 Universität Konstanz
Kontakt: http://www.uni-tuebingen.de/welterschliessung/
Fragt man nach den kulturellen Grundlagen Europas, ist als eines ihrer wesentlich-
sten Merkmale das professionelle Verständnis wissenschaftlichen Wissens hervorzuhe-
ben: Daß „Wissenschaft als Beruf' begriffen wird, bedeutet zunächst einmal: Wis-
senschaft ist keine bloße Freizeit- oder Nebenbeschäftigung neben einem Brotberuf
(auch wenn sie aus diesem herauswächst und mit ihm in Verbindung steht). Sie bleibt
auch nicht der Muße derjenigen überlassen, die überhaupt keiner Erwerbstätigkeit
nachzugehen brauchen, sei es, daß sie durch ihre soziale Herkunft und ökonomische
Situation, oder daß sie als Träger insbesondere religiös-geistlicher Würden von nor-
maler Berufsarbeit völlig freigestellt sind oder diese doch nur in sehr eingeschränk-
tem Sinn ausüben. Als professionalisierte Wissenschaft ist Wissen vielmehr selbst eine
Hauptbeschäftigung, und zwar als solches, d. h. nicht lediglich als technisches Wissen,
das wiederum nur unter dem Aspekt seines Anwendungsbezugs in den Blick käme.
Professionelle Wissenschaft versteht sich insofern durchaus als eigengesetzlich und
selbstzweckhaft; ihre Träger sind also nicht nur von sonstiger (Erwerbs-)Tätigkeit, son-
dern von jeder direkten Nutzanwendung ihres Erkenntnisstrebens befreit und arbei-
ten also in Muße. Auf der anderen Seite verbinden sich wiederum gerade damit
gesellschaftliche Funktionalitäten, die von einer aus Orientierungswissen resultieren-
den Führungskompetenz dann freilich doch bis zur quasi-technischen Indienstnah-