III. Veranstaltungen
man sich einig, einige bekannte Altfälle und nie zum Druck gelangte Manuskripte
endlich abzuschließen. Zehnjahre nach seiner Pensionierung in Heidelberg setzte
sich Dihle in Berlin zur Ruhe und wurde mit einem feierlichen Symposium zum
Thema „Wozu (noch) Editionen im Informationszeitalter?", bei dem Mitglieder
der Unterkommission und Mitarbeitende der Arbeitsstelle sprachen, verabschie-
det.16 Am 18. September 1999 bilanzierte Albrecht Dihle anlässlich der Übergabe
der Projektleitung an das neu zugewählte Berliner Akademiemitglied Christoph
Markschies, er habe „in den vergangen 9 Jahren mit der Berliner Akademie zwar
einigen Ärger gehabt, aber das Zusammensein mit der Crew der Arbeitsstelle war
stets eine Freude"17. Es gelang seinerzeit mit vereinten Klüften, auch gegenüber
einer skeptischen Akademieleitung unter einem eigentlich als byzantinistischen
Rechtshistoriker ausgebildeten Präsidenten die Arbeitsstelle zu retten - und so
blüht und gedeiht sie heute noch, nicht zuletzt dank des Einsatzes von Albrecht
Dihle in den kritischen Jahren des Umbruchs und der Konsolidierung im bun-
desrepublikanischen Wissenschaftssystem. Neben seinem unbestechlichen Urteil
und der stupenden Bildung rühmten insbesondere die länger gedienten Mitar-
beitenden der Akademie der Wissenschaften, wie sensibel sich Dihle auf Beson-
derheiten ihrer ostdeutschen Biographie eingelassen hatte. Ein solches sensibles
Einlassen auf diese besonderen Biographien und die entschlossene Verteidigung
gegen westdeutsche Kritik war in den Jahren nach der Wiedervereinigung durch-
aus nicht selbstverständlich und kann wieder als ein bemerkenswertes Zeichen der
„Philanthropia kai eusebeia" interpretiert werden, die Albrecht Dihle prägte.
Dihles vielfältige wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Ver-
dienste um das Forschungsfeld „Antike und Christentum" fanden selbstver-
16 Vgl. Christoph Markschies, „Einleitung/Editorial," Zeitschrift für antikes Christentum 8,
2004, 1-7 (Programm des Symposiums „Wozu noch Editionen im Informationszeitalter?" am
25.11.2000; vgl. ders., „Das Problem der praefationes," ebd., 38-58. Anlässlich des Symposi-
ums erschien auch die Faksimile-Ausgabe des Protokollbuchs der Kirchenväterkommission:
Adolf von Harnack, Protokollbuch der Kirchenväter-Kommission der Preußischen Akade-
mie der Wissenschaften 1897 - 1928. Diplomatische Umschrift von Stefan Rebenich. Ein-
leitung und kommentierende Anmerkungen von Christoph Markschies. Berlin/New York
2000 (= ND 2012).
17 Brief Dihle an Marie-Luise Werlitz vom 18.09.1999. - Dummer teilt Dihle unter Datum
vom 6.5.1993 mit, „daß wir als Mitarbeiter, wenn wir schon einmal unverbindlich gefragt
sind, uns gern Herrn Winkelmann als Akademiemitglied und in der Folge auch als Kom-
missionsmitglied wünschen würden". Der Brief macht deutlich, dass man anstelle einer
„Unterkommission GCS" in der „Altertumswissenschaftlichen Kommission" auf eine ei-
genständige „Kirchenväterkommission" hoffte (obwohl diese schon vor 1945 aufWunsch des
Vorsitzenden in „Kommission für spätantike Religionsgeschichte" umbenannt worden war).
„Im Übrigen habe ich Herrn Professor Seidensticker auch als unsere Meinung gesagt, daß
die Verbindung zur Patristischen Kommission die engste sein sollte, d.h., daß Mitglieder der
Patristischen Kommission in einer Berliner Kommission in optimaler Weise vertreten sein
müßten. ... Ein anderes Problem wird sicher sein, weiterhin zügig Argumente zu finden, daß
in unseren Arbeitsstellen nicht nur Redaktionsarbeit getrieben wird."
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man sich einig, einige bekannte Altfälle und nie zum Druck gelangte Manuskripte
endlich abzuschließen. Zehnjahre nach seiner Pensionierung in Heidelberg setzte
sich Dihle in Berlin zur Ruhe und wurde mit einem feierlichen Symposium zum
Thema „Wozu (noch) Editionen im Informationszeitalter?", bei dem Mitglieder
der Unterkommission und Mitarbeitende der Arbeitsstelle sprachen, verabschie-
det.16 Am 18. September 1999 bilanzierte Albrecht Dihle anlässlich der Übergabe
der Projektleitung an das neu zugewählte Berliner Akademiemitglied Christoph
Markschies, er habe „in den vergangen 9 Jahren mit der Berliner Akademie zwar
einigen Ärger gehabt, aber das Zusammensein mit der Crew der Arbeitsstelle war
stets eine Freude"17. Es gelang seinerzeit mit vereinten Klüften, auch gegenüber
einer skeptischen Akademieleitung unter einem eigentlich als byzantinistischen
Rechtshistoriker ausgebildeten Präsidenten die Arbeitsstelle zu retten - und so
blüht und gedeiht sie heute noch, nicht zuletzt dank des Einsatzes von Albrecht
Dihle in den kritischen Jahren des Umbruchs und der Konsolidierung im bun-
desrepublikanischen Wissenschaftssystem. Neben seinem unbestechlichen Urteil
und der stupenden Bildung rühmten insbesondere die länger gedienten Mitar-
beitenden der Akademie der Wissenschaften, wie sensibel sich Dihle auf Beson-
derheiten ihrer ostdeutschen Biographie eingelassen hatte. Ein solches sensibles
Einlassen auf diese besonderen Biographien und die entschlossene Verteidigung
gegen westdeutsche Kritik war in den Jahren nach der Wiedervereinigung durch-
aus nicht selbstverständlich und kann wieder als ein bemerkenswertes Zeichen der
„Philanthropia kai eusebeia" interpretiert werden, die Albrecht Dihle prägte.
Dihles vielfältige wissenschaftliche und wissenschaftsorganisatorische Ver-
dienste um das Forschungsfeld „Antike und Christentum" fanden selbstver-
16 Vgl. Christoph Markschies, „Einleitung/Editorial," Zeitschrift für antikes Christentum 8,
2004, 1-7 (Programm des Symposiums „Wozu noch Editionen im Informationszeitalter?" am
25.11.2000; vgl. ders., „Das Problem der praefationes," ebd., 38-58. Anlässlich des Symposi-
ums erschien auch die Faksimile-Ausgabe des Protokollbuchs der Kirchenväterkommission:
Adolf von Harnack, Protokollbuch der Kirchenväter-Kommission der Preußischen Akade-
mie der Wissenschaften 1897 - 1928. Diplomatische Umschrift von Stefan Rebenich. Ein-
leitung und kommentierende Anmerkungen von Christoph Markschies. Berlin/New York
2000 (= ND 2012).
17 Brief Dihle an Marie-Luise Werlitz vom 18.09.1999. - Dummer teilt Dihle unter Datum
vom 6.5.1993 mit, „daß wir als Mitarbeiter, wenn wir schon einmal unverbindlich gefragt
sind, uns gern Herrn Winkelmann als Akademiemitglied und in der Folge auch als Kom-
missionsmitglied wünschen würden". Der Brief macht deutlich, dass man anstelle einer
„Unterkommission GCS" in der „Altertumswissenschaftlichen Kommission" auf eine ei-
genständige „Kirchenväterkommission" hoffte (obwohl diese schon vor 1945 aufWunsch des
Vorsitzenden in „Kommission für spätantike Religionsgeschichte" umbenannt worden war).
„Im Übrigen habe ich Herrn Professor Seidensticker auch als unsere Meinung gesagt, daß
die Verbindung zur Patristischen Kommission die engste sein sollte, d.h., daß Mitglieder der
Patristischen Kommission in einer Berliner Kommission in optimaler Weise vertreten sein
müßten. ... Ein anderes Problem wird sicher sein, weiterhin zügig Argumente zu finden, daß
in unseren Arbeitsstellen nicht nur Redaktionsarbeit getrieben wird."
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