Metadaten

Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2023 — 2023(2024)

Citation link: 
https://digi.hadw-bw.de/view/jbhadw2023/0162
License: In Copyright

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
III. Veranstaltungen

das Zusammenspiel Einzelner, die einen bestimmten Bereich an Wissen und Fer-
tigkeiten bewahrten, und mehrerer unter Anleitung Helfender, die dafür einen
anderen Bereich beherrschten, konnte sich eine Gruppe plastisch dem Bedarf an-
passen und flexibel auf Unvorhergesehenes reagieren.
Die menschliche kulturelle Entwicklung ist dabei keine Geschichte ständigen
Fortschritts. Jeder Schritt in eine Richtung verändert die Perspektive auf Möglich-
keiten, Bedürfnisse, Kosten, Abkürzungen und Umwege und eröffnet damit neue
Handlungs-/Entwicklungsspielräume. Unsere Entwicklung wirkt nur vom aktu-
e llen Endpunkt aus betrachtet zielgerichtet. Viele Neuerungen wurden erst durch
vorherige Entwicklungsschritte ermöglicht, doch zwangsläufig waren sie nicht; sie
hätten an einem Punkt stagnieren oder sich in anderen Formen entfalten können.
Das Fundament unseres heutigen Handelns bilden aber ohne Zweifel die grund-
legenden Innovationen in urgeschichtlichen Lebenswelten.
PD Dr. Miriam N. Haidle studierte Urgeschichte, Vor- und Frühgeschichte, Geologie,
Anthropologie und Ethnologie in Tübingen und Basel. 1996 wurde sie an der Universität
Tübingen promoviert, wo sie sich 2006 habilitierte. Seit 2008 ist sie als Koordinatorin des
Akademieprojekts „The role of culture in early expansions ofhumans" am Senckenberg For-
schungsinstitut und Naturmuseum sowie der Universität Tübingen tätig. Seit 1995 ist sie
Lehrbeauftragte am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der
Universität Tübingen.
„Da ist doch mehr dahinter: Psychologie der Verschwörungstheorien
und unwissenschaftlicher Überzeugungen"
Mitarbeitervortrag von Dr. Martin Gerchen am 28. Juni 2023
Die Suche nach den Zusammenhängen, die in der Welt hinter Ereignissen und be-
obachtbaren Phänomenen stehen, ist sicherlich ein menschliches Grundbedürfnis
und eine der Triebfedern wissenschaftlichen Fortschritts. Wenn Menschen jedoch
unrealistische Inhalte, die akzeptierten Fakten und wissenschaftlichen Erkennt-
nissen widersprechen, als starke Überzeugungen übernehmen, kann dies schwer-
wiegende Folgen haben. So führen verschwörungstheoretische Überzeugungen
oft zu starken Konflikten im sozialen Umfeld bis zum Abbruch sozialer Kontakte.
Esoterische medizinische Überzeugungen können dazu führen, dass notwendige
Behandlungen unterbleiben. Im Vortrag wurde daher aus psychologischer Sicht
der Frage nachgegangen, warum und wie solche Überzeugungen entstehen. Da-
bei wurden die aktuellen Erkenntnisse der Psychologie über die zugrundelie-
genden Prozesse und Persönlichkeitseigenschaften, die mit der Übernahme von

162
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften