Antrittsrede von Klaus Blum
und Neutron und was hält die Welt im Innersten zusammen? Sind das nicht span-
nende Fragen, auf die man gerne eine Antwort hätte? Unsere Forschung hat maß-
geblich dazu beigetragen, auf den Gebieten der Atom-, Kern- und Teilchenphysik
diese grundlegenden Fragen zu beantworten.
Nun komme ich zu einem ersten Anwendungsbeispiel. Zum Verständnis un-
seres Universums und der Klüfte, die darin wirken, spielen fundamentale phy-
sikalische und chemische Konstanten eine bedeutende Rolle. Seit 2019 ist unser
Einheitensystem wie z. B. die Zeit in Sekunde und die Länge in Meter über Fun-
damentalkonstanten definiert. Insgesamt gibt es 12 Fundamentalkonstante, die von
einem weltweiten Expertengremium für wissenschaftliche Daten, der CODATA-
Gruppe, festgelegt wurden. Zusätzlich gibt es bedeutende Fundamentalkonstanten
der 2. Kategorie, d. h. deren Werte über Messungen bestimmt werden müssen.
Darunter fallen die Masse des Elektrons und des Protons. Meiner Arbeitsgruppe
ist es gelungen, mehrere Fundamentalkonstanten der 2. Kategorie mit der weltweit
höchsten Präzision entweder direkt oder indirekt zu bestimmen.
Ein zweites Anwendungsbeispiel unserer höchst genauen Messungen kommt
aus der Astrophysik bzw. der Frage nach der Entstehung der Elemente. Wegen
Einsteins berühmter Gleichung E = mc2 können wir aus einer Kernmassenmes-
sung und der Kenntnis der Massen der Kernbausteine Proton und Neutron auf
die Kernbindungsenergie zurückschließen. Wir lernen sozusagen etwas über die
Stärke des Leims, der ein Atom im Innersten zusammenhält. Wieviel Energie bei
der Kernspaltung bzw. der Verschmelzung zweier Atomkerne, der sogenannten
Kernfusion, frei wird, hängt daher in erster Linie von der Kernbindungsenergie
ab. Elemente schwerer als Wasserstoff entstehen beim stellaren Brennen bzw. bei
weiteren Nukleosyntheseprozessen, wie sie z. B. in Supernovae und Neutronen-
s ternverschmelzung ablaufen. Diese Prozesse spielen eine ganz wichtige Rolle bei
der Elemententstehung und damit bei der Erzeugung von Gold. Wo auf der Nuk-
lidkarte diese Prozesse ablaufen, hängt maßgeblich von der Kenntnis der beteilig-
ten Kernmassen und damit von unseren Messungen ab.
Damit möchte ich den wissenschaftlichen Teil der Antrittsrede beenden und
noch ein paar persönliche Worte sagen: Promoviert wurde ich im Jahre 2000 an
der Universität Mainz in der Arbeitsgruppe von Prof. Otten, einem großartigen
Doktorvater. Nach einigen PostDoc-Jahren in Stockholm, in Richland, USA,
und in Genf am CERN sowie der Leitung einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe
an der GSI Darmstadt wurde ich bereits 2007 zum Direktor ans MPI für Kern-
physik nach Heidelberg und wenig später als Honorarprofessor an die Universität
Heidelberg berufen. Seit mehr als zweieinhalb Jahren bin ich Vizepräsident der
Max-Planck-Gesellschaft und zuständig für die 32 MPIs der Chemisch-Physika-
lisch-Technischen Sektion. Meine Frau Diana und meine Kinder Immanuel und
Nathanael sind im wunderschönen Bockenau an der Nahe wohnen geblieben,
u. a. wegen unseren zwei Pferden und den vielen Schafen. Inzwischen studiert
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und Neutron und was hält die Welt im Innersten zusammen? Sind das nicht span-
nende Fragen, auf die man gerne eine Antwort hätte? Unsere Forschung hat maß-
geblich dazu beigetragen, auf den Gebieten der Atom-, Kern- und Teilchenphysik
diese grundlegenden Fragen zu beantworten.
Nun komme ich zu einem ersten Anwendungsbeispiel. Zum Verständnis un-
seres Universums und der Klüfte, die darin wirken, spielen fundamentale phy-
sikalische und chemische Konstanten eine bedeutende Rolle. Seit 2019 ist unser
Einheitensystem wie z. B. die Zeit in Sekunde und die Länge in Meter über Fun-
damentalkonstanten definiert. Insgesamt gibt es 12 Fundamentalkonstante, die von
einem weltweiten Expertengremium für wissenschaftliche Daten, der CODATA-
Gruppe, festgelegt wurden. Zusätzlich gibt es bedeutende Fundamentalkonstanten
der 2. Kategorie, d. h. deren Werte über Messungen bestimmt werden müssen.
Darunter fallen die Masse des Elektrons und des Protons. Meiner Arbeitsgruppe
ist es gelungen, mehrere Fundamentalkonstanten der 2. Kategorie mit der weltweit
höchsten Präzision entweder direkt oder indirekt zu bestimmen.
Ein zweites Anwendungsbeispiel unserer höchst genauen Messungen kommt
aus der Astrophysik bzw. der Frage nach der Entstehung der Elemente. Wegen
Einsteins berühmter Gleichung E = mc2 können wir aus einer Kernmassenmes-
sung und der Kenntnis der Massen der Kernbausteine Proton und Neutron auf
die Kernbindungsenergie zurückschließen. Wir lernen sozusagen etwas über die
Stärke des Leims, der ein Atom im Innersten zusammenhält. Wieviel Energie bei
der Kernspaltung bzw. der Verschmelzung zweier Atomkerne, der sogenannten
Kernfusion, frei wird, hängt daher in erster Linie von der Kernbindungsenergie
ab. Elemente schwerer als Wasserstoff entstehen beim stellaren Brennen bzw. bei
weiteren Nukleosyntheseprozessen, wie sie z. B. in Supernovae und Neutronen-
s ternverschmelzung ablaufen. Diese Prozesse spielen eine ganz wichtige Rolle bei
der Elemententstehung und damit bei der Erzeugung von Gold. Wo auf der Nuk-
lidkarte diese Prozesse ablaufen, hängt maßgeblich von der Kenntnis der beteilig-
ten Kernmassen und damit von unseren Messungen ab.
Damit möchte ich den wissenschaftlichen Teil der Antrittsrede beenden und
noch ein paar persönliche Worte sagen: Promoviert wurde ich im Jahre 2000 an
der Universität Mainz in der Arbeitsgruppe von Prof. Otten, einem großartigen
Doktorvater. Nach einigen PostDoc-Jahren in Stockholm, in Richland, USA,
und in Genf am CERN sowie der Leitung einer Helmholtz-Nachwuchsgruppe
an der GSI Darmstadt wurde ich bereits 2007 zum Direktor ans MPI für Kern-
physik nach Heidelberg und wenig später als Honorarprofessor an die Universität
Heidelberg berufen. Seit mehr als zweieinhalb Jahren bin ich Vizepräsident der
Max-Planck-Gesellschaft und zuständig für die 32 MPIs der Chemisch-Physika-
lisch-Technischen Sektion. Meine Frau Diana und meine Kinder Immanuel und
Nathanael sind im wunderschönen Bockenau an der Nahe wohnen geblieben,
u. a. wegen unseren zwei Pferden und den vielen Schafen. Inzwischen studiert
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