3. Goethe- Wörterbuch (Tübingen)
an Riemer vom 14. Januar 1813: die Zeit rutscht weg, man weiß nicht, wo sie hinkömmt,
dem man nur von ganzem Herzen zustimmen kann.
Goethes Wortschatz umfasst Fachausdrücke aus verschiedenen Disziplinen.
Neben Anatomie (Würfelbein), Mineralogie (Wülfelzeolith, Zechstein) und Botanik
(Wurzelpunkt - eine Goethe'sche Wortschöpfung, heute als Vegetationspunkt be-
zeichnet) u. a. auch Heraldik (Wappenschild, der zentrale schildförmige Teil eines
Wappens), Technik (gezähnter Bogen als Bauteil eines astronomischen Winkelmes-
sers) und Rechtswissenschaft (zedieren - etwas abtreten). Einen Eindruck von spe-
ziellen Fragestellungen der zeitgenössischen Naturforschung vermitteln Goethes
Bemerkungen, die er im Rahmen seiner galvanischen Studien zu den Mesmerischen
Wannen notierte; hierbei handelt es sich um hölzerne Gefäße, die der therapeuti-
schen Anwendung des Animalischen Magnetismus dienten.
Gelegentlich erlaubt die lexikographische Arbeit auch aufschlussreiche Ein-
blicke in den Alltag der Goethezeit: Dass Goethe zahnarztmäßig im Sinn von
marktschreierisch gebraucht, deutet darauf hin, dass die Behandlung von Zahner-
krankungen damals noch übelwiegend in der Hand von wandernden Zahnbrechern
lag, die auf Jahrmärkten ihre Dienste anpriesen. Andererseits wurden zur selben
Zeit bei zahlungskräftigen Patienten bereits ebenso ambitionierte wie schmerzhaf-
te Versuche unternommen, Lücken im Gebiss durch Zahneinsetzen, das Implan-
tieren fremder oder künstlicher Zähne, zu schließen. Wenn von den Mühen und
Beschwerden des Reisens um 1800 die Rede ist, denkt man zunächst an schlechte
Wege, ungefederte Wagen und betrunkene Kutscher, die den Fahrgästen das Leben
schwer machten. Goethe schildert darüber hinaus aus eigener leidvoller Erfahrung,
dass in Gasthöfen regelmäßig mit blutsaugendem Ungeziefer zu rechnen war, das
seinen Opfern schlimme Wanzenabenteuer und schlaflose Nächte bescherte.
Die Schlussphase unseres Projekts geht mit einer erheblichen Arbeitsverdich-
tung einher. Dies betrifft alle Mitarbeitenden, besonders aber Kornelia Wegenast,
die für Archivpflege und Sekretariat zuständig ist; neben der Aktualisierung von
Wortlisten, dem Anfertigen, Verschicken und Einordnen neuer bzw. umlemmati-
sierter Belegkarten, dem Führen von Statistiken, dem Einträgen von Synonymen
in die von der Hamburger Partnerarbeitsstelle betreuten Datenbank und vielfäl-
tigen Sekretariatsarbeiten stellen die Vorbereitungen der Drucklieferungen einen
wichtigen und zeitintensiven Aufgabenbereich dar. Durch die Umstellung des
Drucks auf Doppellieferungen sind vom Sekretariat der für die Redaktion ver-
antwortlichen Arbeitsstelle nun jeweils zwischen 900 und 1.000 Manuskriptseiten
auf formale Korrektheit und alphanumerische Konsistenz durchzusehen und von
der betreffenden Arbeitsstellenleitung im Hinblick auf inhaltliche Richtigkeit zu
prüfen. Annähernd verdoppelt hat sich für Autoren, Autorinnen und Sekretariat
entsprechend der zeitliche Aufwand für letzte Korrektur- und Kontrollarbeiten.
Auch die wissenschaftlichen Hilfskräfte leisten mit verschiedenen Vor-, Zu-
und Nacharbeiten zur Artikelarbeit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum
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an Riemer vom 14. Januar 1813: die Zeit rutscht weg, man weiß nicht, wo sie hinkömmt,
dem man nur von ganzem Herzen zustimmen kann.
Goethes Wortschatz umfasst Fachausdrücke aus verschiedenen Disziplinen.
Neben Anatomie (Würfelbein), Mineralogie (Wülfelzeolith, Zechstein) und Botanik
(Wurzelpunkt - eine Goethe'sche Wortschöpfung, heute als Vegetationspunkt be-
zeichnet) u. a. auch Heraldik (Wappenschild, der zentrale schildförmige Teil eines
Wappens), Technik (gezähnter Bogen als Bauteil eines astronomischen Winkelmes-
sers) und Rechtswissenschaft (zedieren - etwas abtreten). Einen Eindruck von spe-
ziellen Fragestellungen der zeitgenössischen Naturforschung vermitteln Goethes
Bemerkungen, die er im Rahmen seiner galvanischen Studien zu den Mesmerischen
Wannen notierte; hierbei handelt es sich um hölzerne Gefäße, die der therapeuti-
schen Anwendung des Animalischen Magnetismus dienten.
Gelegentlich erlaubt die lexikographische Arbeit auch aufschlussreiche Ein-
blicke in den Alltag der Goethezeit: Dass Goethe zahnarztmäßig im Sinn von
marktschreierisch gebraucht, deutet darauf hin, dass die Behandlung von Zahner-
krankungen damals noch übelwiegend in der Hand von wandernden Zahnbrechern
lag, die auf Jahrmärkten ihre Dienste anpriesen. Andererseits wurden zur selben
Zeit bei zahlungskräftigen Patienten bereits ebenso ambitionierte wie schmerzhaf-
te Versuche unternommen, Lücken im Gebiss durch Zahneinsetzen, das Implan-
tieren fremder oder künstlicher Zähne, zu schließen. Wenn von den Mühen und
Beschwerden des Reisens um 1800 die Rede ist, denkt man zunächst an schlechte
Wege, ungefederte Wagen und betrunkene Kutscher, die den Fahrgästen das Leben
schwer machten. Goethe schildert darüber hinaus aus eigener leidvoller Erfahrung,
dass in Gasthöfen regelmäßig mit blutsaugendem Ungeziefer zu rechnen war, das
seinen Opfern schlimme Wanzenabenteuer und schlaflose Nächte bescherte.
Die Schlussphase unseres Projekts geht mit einer erheblichen Arbeitsverdich-
tung einher. Dies betrifft alle Mitarbeitenden, besonders aber Kornelia Wegenast,
die für Archivpflege und Sekretariat zuständig ist; neben der Aktualisierung von
Wortlisten, dem Anfertigen, Verschicken und Einordnen neuer bzw. umlemmati-
sierter Belegkarten, dem Führen von Statistiken, dem Einträgen von Synonymen
in die von der Hamburger Partnerarbeitsstelle betreuten Datenbank und vielfäl-
tigen Sekretariatsarbeiten stellen die Vorbereitungen der Drucklieferungen einen
wichtigen und zeitintensiven Aufgabenbereich dar. Durch die Umstellung des
Drucks auf Doppellieferungen sind vom Sekretariat der für die Redaktion ver-
antwortlichen Arbeitsstelle nun jeweils zwischen 900 und 1.000 Manuskriptseiten
auf formale Korrektheit und alphanumerische Konsistenz durchzusehen und von
der betreffenden Arbeitsstellenleitung im Hinblick auf inhaltliche Richtigkeit zu
prüfen. Annähernd verdoppelt hat sich für Autoren, Autorinnen und Sekretariat
entsprechend der zeitliche Aufwand für letzte Korrektur- und Kontrollarbeiten.
Auch die wissenschaftlichen Hilfskräfte leisten mit verschiedenen Vor-, Zu-
und Nacharbeiten zur Artikelarbeit einen nicht zu unterschätzenden Beitrag zum
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