SchriftRaum Kloster (WIN-Konferenzen)
2. SchriftRaum Kloster. Zur Präsenz von Inschriften in religiösen
Gemeinschaften des Mittelalters
WIN-Konferenz vom 4. bis 6. Oktober 2023
Veranstalter: Dr. Wolf Zöller 1 und Prof. Dr. Mirko Breitenstein 2
1 SFB 933 „Materiale Textkulturen"/Historisches Seminar, Universität Heidelberg
2 Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG), TU Dresden
Klöster, Stifte und andere geistliche Einrichtungen fungierten über weite Strecken
des Mittelalters als primäre Stätten der Produktion und Rezeption von Schriftzeug-
nissen unterschiedlichster Art. Sie prägten den Alltag der Religiösen und verwan-
delten ihren Lebensmittelpunkt in veritable Bühnen, Labore und Resonanzräume
der Inszenierung und Diskursivierung von Schrift. Dies gilt für klassische Text-
quellen auf Pergament oder Papier, mit denen sich die internationale Forschung
zur mittelalterlichen vita religiöse seitjeher schwerpunktmäßig beschäftigt hat, aber
ebenso für Inschriften, deren Präsenz im SchriftRaum Kloster die im Oktober
veranstaltete WIN-Konferenz systematisch zu kartieren suchte.
Zur vergleichenden Analyse der Zurschaustellung und Rezeption von Schrift
sowie der Durchdringung des Alltags mit Schrift bediente sich die WIN-Konferenz
der heuristischen Kategorie SchriftRaum Kloster. Diese bezeichnet ein engma-
schiges, kommunikatives Netz aus sprachlichen Zeichen und miteinander verwo-
benen Schriftpraktiken, welche entscheidend zur Stabilisierung der korporativen
Eigenheiten der verschiedenen monastischen bzw. klerikalen Institutionen beitru-
gen. Zu den zentralen Diskussionspunkten der Tagung zählten die Funktion und
Platzierung von schrifttragenden Artefakten im SchriftRaum Kloster sowie deren
Einbettung in divergierende Handlungsmuster und Raumkonfigurationen.
Die erste Sektion des Treffens diente der methodischen sowie forschungsthe-
oretischen und -geschichtlichen Standortbestimmung im Spannungsfeld der drei
zentralen heuristischen Koordinaten Schrift, Artefakt und Institution. Nach einer
kurzen konzeptionellen Einleitung durch die Organisatoren MIRKO BREITEN-
STEIN (Dresden) und WOLF ZÖLLER (Heidelberg) überblickte CHRISTINA
ANTENHOFER (Salzburg) systematisch das Spektrum der Mensch-Objekt Be-
ziehungen im Kloster und dessen sozialen Umfeldern. Hierbei unterstrich sie,
erstens, die Zentralität von Preziosen als Fokus des sozialen Interaktionsraums
zwischen dem Klarissen- und Minoriten-Doppelkloster Königsfelden und seinen
habsburgischen Benefaktoren sowie, zweitens, Aussagekraft und Zeugniswert von
Listen und Inventaren als unterschätzten Quellengattungen innerhalb der mediä-
vistischen, materialitätsorientierten Forschung. GERT MELVILLE (Dresden) be-
tonte danach in seinem Vortrag die gestalterischen Potenziale und Kapazitäten von
Schrift im Kontext der Institutionalisierungsprozesse im mittelalterlichen Ordens-
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2. SchriftRaum Kloster. Zur Präsenz von Inschriften in religiösen
Gemeinschaften des Mittelalters
WIN-Konferenz vom 4. bis 6. Oktober 2023
Veranstalter: Dr. Wolf Zöller 1 und Prof. Dr. Mirko Breitenstein 2
1 SFB 933 „Materiale Textkulturen"/Historisches Seminar, Universität Heidelberg
2 Forschungsstelle für Vergleichende Ordensgeschichte (FOVOG), TU Dresden
Klöster, Stifte und andere geistliche Einrichtungen fungierten über weite Strecken
des Mittelalters als primäre Stätten der Produktion und Rezeption von Schriftzeug-
nissen unterschiedlichster Art. Sie prägten den Alltag der Religiösen und verwan-
delten ihren Lebensmittelpunkt in veritable Bühnen, Labore und Resonanzräume
der Inszenierung und Diskursivierung von Schrift. Dies gilt für klassische Text-
quellen auf Pergament oder Papier, mit denen sich die internationale Forschung
zur mittelalterlichen vita religiöse seitjeher schwerpunktmäßig beschäftigt hat, aber
ebenso für Inschriften, deren Präsenz im SchriftRaum Kloster die im Oktober
veranstaltete WIN-Konferenz systematisch zu kartieren suchte.
Zur vergleichenden Analyse der Zurschaustellung und Rezeption von Schrift
sowie der Durchdringung des Alltags mit Schrift bediente sich die WIN-Konferenz
der heuristischen Kategorie SchriftRaum Kloster. Diese bezeichnet ein engma-
schiges, kommunikatives Netz aus sprachlichen Zeichen und miteinander verwo-
benen Schriftpraktiken, welche entscheidend zur Stabilisierung der korporativen
Eigenheiten der verschiedenen monastischen bzw. klerikalen Institutionen beitru-
gen. Zu den zentralen Diskussionspunkten der Tagung zählten die Funktion und
Platzierung von schrifttragenden Artefakten im SchriftRaum Kloster sowie deren
Einbettung in divergierende Handlungsmuster und Raumkonfigurationen.
Die erste Sektion des Treffens diente der methodischen sowie forschungsthe-
oretischen und -geschichtlichen Standortbestimmung im Spannungsfeld der drei
zentralen heuristischen Koordinaten Schrift, Artefakt und Institution. Nach einer
kurzen konzeptionellen Einleitung durch die Organisatoren MIRKO BREITEN-
STEIN (Dresden) und WOLF ZÖLLER (Heidelberg) überblickte CHRISTINA
ANTENHOFER (Salzburg) systematisch das Spektrum der Mensch-Objekt Be-
ziehungen im Kloster und dessen sozialen Umfeldern. Hierbei unterstrich sie,
erstens, die Zentralität von Preziosen als Fokus des sozialen Interaktionsraums
zwischen dem Klarissen- und Minoriten-Doppelkloster Königsfelden und seinen
habsburgischen Benefaktoren sowie, zweitens, Aussagekraft und Zeugniswert von
Listen und Inventaren als unterschätzten Quellengattungen innerhalb der mediä-
vistischen, materialitätsorientierten Forschung. GERT MELVILLE (Dresden) be-
tonte danach in seinem Vortrag die gestalterischen Potenziale und Kapazitäten von
Schrift im Kontext der Institutionalisierungsprozesse im mittelalterlichen Ordens-
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