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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0056
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Einleitung des Herausgebers

LV

»Dr. Thiel nun ganz offenkundig unter dem Deckmantel unbekannter Autoren (K. H.
Sarbin, W. P. Krause) seine persönlichsten Animositäten in breitester Form austrägt,
sich selbst unentwegt zitieren >läßt< und mit diesem Verfahren die Zeitschrift endgül-
tig für seine Interessen in Dienst nimmt.«132 Seinem Brief fügte Blumenberg ein frü-
heres Schreiben Thiels bei, in dem dieser ihn ohne Kenntnis des Verlages als Mithe-
rausgeber des Studium Generale zu gewinnen sucht.133 Weiterhin sei es Blumenberg
»schlechthin unbegreiflich, daß [...] eine so gegen jeden akademischen Geist ver-
stoßende, rein persönlich motivierte und gerichtete Polemik geduldet wird, wie sie
Dr. Thiel in Heft 7/1959 gegen Prof. Gadamer führen durfte, den er S. 434 mit Stalin
auf eine Stufe stellt. Ich bin überzeugt, daß es nur eines Anstoßes bedarf, um die aka-
demische Welt [...] gegen diese Diffamierung zu mobilisieren.«134 Der Verlag sah in
Thiels Aufforderung an Blumenberg zur Mitherausgeberschaft des Studium Generale
einen »schweren Vertrauensbruch«,135 der für eine Entlassung normalerweise genü-
gen würde, und begann, an einen möglichen Nachfolger in der Schriftleitung zu den-
ken.136 Umgehend verlangte man von Thiel Aufklärung über die Autoren Sarbin und
Krause.137 Der gab in einer schriftlichen Stellungnahme vor, Sarbin persönlich und
Krause dem Namen nach über Dritte zu kennen.138 In einem von Jaspers angeregten
persönlichen Gespräch vom Verlag zur Rede gestellt, verstrickte sich Thiel immer tie-
fer in Widersprüche und gestand schließlich mit fadenscheinigen Gründen die pseu-
donymen Veröffentlichungen.139
Zur gleichen Zeit beschwerte sich Gadamers Rechtsanwalt Otto von Braunbehrens
bei Ferdinand Springer darüber, dass »der Springer-Verlag seinem Schriftleiter neu-
erdings gestattet, unter dem Pseudonym Sarbin die beleidigende Polemik [...] wieder
aufzunehmen und sich übrigens eifrig selbst zu zitieren«.140 Außerdem beklagte er,
dass Thiel in einem Brief an den Winter-Verlag, den der Anwalt seinem Schreiben bei-
fügte, von einer unfairen und unwahrhaften Propaganda Gadamers spreche. Danach
beabsichtige Gadamer, Thiel aus dem Schriftleiteramt zu drängen, worauf Thiel sei-
nerseits mit der »Entfesselung eines Universitätsskandals unter Aufdeckung der an-
geblich moralischen Abwegigkeiten« Gadamers reagieren müsse.141 Gadamer fühle

132 H. Blumenberg an H. Götze, 26. Oktober 1959, in diesem Band, S. 399.
133 Vgl. M. Thiel an H. Blumenberg, 4. Juni 1959, ebd., 400.
134 H. Blumenberg an H. Götze, 26. Oktober 1959, ebd.
135 H. Götze an K. Jaspers, 28. Oktober 1959, ebd., 398.
136 Vgl. H. Götze an K. Jaspers, 4. November 1959 u. 10. Dezember 1959, ebd., 407 u. 420-421.
137 Vgl. H. Götze an M. Thiel, 4. November 1959, DLA, A: Jaspers.
138 M. Thiel an H. Götze, 30. November 1959, ebd.
139 Vgl. H. Götze an K. Jaspers, 2. Dezember 1959, in diesem Band, S. 412.
140 O. von Braunbehrens an F. Springer, 27. November 1959, ebd., 414.
141 Ebd., 413. Vgl. M. Thiel an W. Fink, 17. April 1959, ebd., 414-416. - Das Anschreiben, in dem Thiel
jene Entfesselung eines Universitätsskandals androht, ist im DLA nicht erhalten.
 
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