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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0065
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LXIV

Einleitung des Herausgebers

Jaspers war vom schnellen Absatzerfolg der Geistigen Situation der Zeit überrascht
und dankte dem Verlag, das Seine beigetragen zu haben: »Ich weiss, wie sehr der Au-
tor auf den Verlag angewiesen ist, und dass eine Wirkung in der Welt nur durch eine
Zusammenarbeit beider möglich ist.«193 Als nach wenigen Monaten schon die dritte
Auflage erforderlich wurde, hielt er es für eine »berechtigte Propaganda«, auf der
Rückseite des Titelblatts einen dezenten Hinweis auf das 21. bis 30. Tausend anzubrin-
gen.194 Anfang des folgenden Jahres kam bereits die vierte Auflage heraus, während
sich die Philosophie nur äußerst schleppend verkaufte. Springer folgerte daraus, dass
die Leser mit der kleineren Schrift als Extrakt der größeren vorliebnahmen, und fragte
deshalb vorsichtig an, »ob die Veranstaltung von neuen Auflagen des kleinen Buches
nicht zugunsten des grossen Werkes aufgegeben werden sollte, nachdem ja nun der
Zweck des kleinen Vorläufers erfüllt ist.«195 Offenbar nicht abgeneigt, brachte Jaspers
das Thema beim nächsten Treffen mit Hartmann vor, fand aber »einen so vollkom-
menen Widerstand«,196 dass er die Sache nicht weiter verfolgte.
2.2.2 Nietzsche - Descartes - Existenzphilosophie
Durch den Erfolg der Geistigen Situation der Zeit beschwingt, vereinbarten Verlag und
Autor im folgenden Jahr ein weiteres Göschen-Bändchen mit dem Titel Das geistige
Deutschland.197 Parallel erwog man die Herausgabe zweier Reihen: eine eher systema-
tisch ausgerichtete über »Ursprünge des Philosophierens« und eine eher historisch
orientierte über »wirksame Denkerpersönlichkeiten«.198 Bei den gemeinsamen Über-
legungen, welcher Bandbearbeiter am besten welchen Denker übernehmen könnte,
herrschte in vielen Punkten schnell Konsens, nicht zuletzt darin, dass man mit Nietz-
sche aufhören sollte, um sich nicht in die unliebsame Diskussion begeben zu müs-
sen, wer unter den Zeitgenossen zu den wirksamen Denkerpersönlichkeiten gehöre
und wer nicht. Gleichermaßen war man sich einig, dass das Bändchen über Nietzsche
»hinreissend« geschrieben sein müsse.199 Hartmann erhielt von Jaspers interessehal-
ber die Nietzsche-Vorlesung von 1916 zur Lektüre, während umgekehrtJaspers über
den Beratungen mit Hartmann wieder zu seiner früheren Begeisterung für Nietzsche
zurückfand. Da inzwischen die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren
und damit ein Göschen-Bändchen über Das geistige Deutschland plötzlich unter ganz

193 K. Jaspers an de Gruyter, 26. September 1931, ebd., 76.
194 K. Jaspers an K. Grethlein, 20. Dezember 1931, ebd., 78.
195 F. Springer an K. Jaspers, 1. März 1932, ebd., 338-339.
196 K. Jaspers an F. Springer, 7. März 1932, ebd., 339.
197 Vgl. K. Grethlein an K. Jaspers, 1. November 1932, und K. Jaspers an K. Grethlein, 2. November
1932, ebd., 88 u. 89. - Das vereinbarte Buch kam nicht zustande.
198 Vgl. K. Jaspers an P. Hartmann, n. April 1933, ebd., 92.
199 Vgl. P. Hartmann an K. Jaspers, 1. Mai 1932, ebd., 81.
 
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