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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0176
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Karl Jaspers - Francke (1945-1946)

54 Ernesto Grassi an Karl Jaspers
Typoskript; DLA, A: Jaspers, hs. PS
CasaTre Cipressi, Brissago, den 20. Okt. 1945
Sehr geehrter Herr Kollege!
Durch einen glücklichen Zufall - d.h. durch die Vermittlung von Dr. Bally,I4° der wie-
derum ein Freund von Prof. Mitscherlich ist - gelingt es mir, Ihnen diesen Brief und
die zwei Bände, die Sie beiliegend finden werden,141 zukommena zu lassen.
Vor allem möchte ich Ihnen sagen, wie glücklich ich bin zu hören, dass Ihre Frau in
Ihrer Nähe ist. Mit De Rosa haben wir für das Schicksal Ihrer Frau - das auch Ihr Schick-
sal ist - gezittert.142 Und nun haben wir die schöne Nachricht. Ich weiss gar nicht, ob Sie
sich meiner erinnern: wenn ich nicht irre, war ich das letztemal in 1940 bei Ihnen mit
der Bitte, uns für den Archivio della filosofia italiana einen oder mehrere Aufsätze zu
überlassen,143 so sehr war - und heute besteht dieses mehr als je - ein reges Interesse für
Ihre Arbeiten in Italien. Wie sorgenvoll, wie verzweifelt waren unsere damaligen Gesprä-
che und ich erinnere mich, wie ich mich über Ihr inneres Gleichgewicht wunderte und
wie ich Ihre Zuversicht bewunderte: denn ich war verzweifelt und pessimistischer als je.
Da ich mir vorstellen kann, dass Sie sich über Nachrichten über De Rosa freuen
werden - gerade vorgestern habe ich einen Brief von ihm erhalten -, teile ich Ihnen
gleich mit, dass es ihm gut geht, und ich bemühe mich - was auch bald gelingen wird
-, seinem grossen Wunsch zu entsprechen, ihn nach Basel kommen zu lassen. Die
Schritte dazu habe ich schon vor ein paar Monaten eingeleitet. Er will hierher kom-
men, um Ihnen so nahe als möglich zu sein und um von hier aus - wie er mir schreibt
- sofort weiter nach Heidelberg zu gehen, wenn es möglich sein wird. Er schreibt,
dass er mehr als je - wie auch ich - der »deutschen Krankheit« verfallen ist, und er hat
nur einen Gedanken, sobald wie möglich dorthin zurückzukehren. Ich schreibe Ih-
nen dies alles, weil es doch wieder ein Beweis ist, wie - trotz allen Greuel[s] - es Men-
schen gibt, die nicht vergessen können, was sie vom »wahren« Deutschland empfan-
gen haben und wie sie mit Deutschland durch ihre Arbeit verbunden sind. Wir sind
auch keine Ausnahmen, was heute bedeutet, dass spontan unter den Menschen - trotz

a vor zukommen im Typoskript noch einmal Ihnen
 
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