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Jaspers, Karl; Fonfara, Dirk [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,1): Ausgewählte Verlags- und Übersetzerkorrespondenzen — Basel: Schwabe Verlag, 2018

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https://doi.org/10.11588/diglit.69893#0323
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206

Karl Jaspers - Kohlhammer

205 Karl Jaspers an Wilhelm Zilius
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 30. November 1956
Sehr geehrter Herr Doktor Zilius!
Auf Ihre Frage, ob eine neue Schrift über die geistige Situation der Zeit gehörig wäre,
können nur Sie selbst antworten dadurch, dass Sie Ideen haben, die nach Sprachwer-
dung drängen.
Aus Ihrem Brief entnehme ich, dass Sie weniger die Situation erfassen als eine ob-
jektive Darstellung wissenschaftlicher Entwicklungen bringen wollen. Dabei fällt mir
die erste Unterredung ein, die ich mit dem Initiator der Sammlung Göschen hatte,
als er mich zu dem 1000. Bändchen aufforderte.414 Er schlug mir vor das Thema »Die
geistigen Bewegungen unserer Zeit«. Darauf ich: »Das kann ich nicht, ich übersehe sie
nicht, ich könnte höchstens über unsere geistige Situation schreiben.«415 Diese Situ-
ation hat sich in entscheidenden Punkten seit 1931 verändert. Es gibt erstens den To-
talitarismus als bisher nie gekannte Herrschaftsform und zweitens die Atombombe
als Drohung einer völligen Vernichtung der Menschheit und allen Lebens. Dagegen
scheint mir die Entwicklung der Wissenschaften in den letzten Jahrzehnten - äusser
in der Naturwissenschaft - nicht von so grundsätzlichem Belang, dass dadurch un-
sere Situation sich geistig gewandelt hätte.
Das Problem der Universität ist, wie Sie spüren, allerdings ein allgemein dringli-
ches. Für die Rettung der äusserst bedrohten Universitäts-Idee zu wirken, wäre un-
gemein verdienstvoll, setzt aber voraus ein wirkliches Leben aus dieser Idee von der
Humboldt-Zeit her und eine Kunde von den grundsätzlichen Anliegen der Wissen-
schaften und der Philosophie.
Was Sie wollen, ist vermutlich sinnvoll. Das einzige, was mich wirklich stutzig
macht, ist, dass Sie einen anderen danach fragen.
Mit den besten Grüßen
Ihr ergebener
206 Karl Jaspers an Wilhelm Zilius
Typoskript; Durchschlag: DLA, A: Jaspers
Basel, den 22. März 1957
Sehr geehrter Herr Doktor Zilius!
Ich habe Ihnen noch wegen Ihres Briefes vom 26. II. zu antworten.416 In der Tat hatte
ich Sie missverstanden, weil ich Sie für einen Autor hielt, der das erörterte Buch plant
und der im Verlag nebenbei tätig ist. Ich bitte sehr um Entschuldigung, dass ich nicht
 
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