Karl Jaspers - Noboru Hosoo
565
583 Noboru Hosoo an Karl Jaspers
Manuskript; DLA, A: Jaspers
Beigefügt sind diesem Brief einige Familien fo tos.
Tanabe, den 9. Sept. 1962
Sehr geehrter Herr Professor!
Heute ist mein siebenunddreissigjähriger Geburtstag. Von heute an möchte ich gerne
die private Übersetzungsarbeit von »Idee des Arztes« und »Arzt und Patient« begin-
nen.1345 In diesem Sommer war ich fast immer in meiner Heimat geblieben. Auf dem
Meere hier habe ich manchmal gerudert und geschwommen, um meinen Gesund-
heitszustand positiv zu verbessern, weil ich von diesem Herbst an in der Klinik mei-
ner Universität tätig sein möchte. Aber ich muss nicht wie gewöhnlich arbeiten kön-
nen. Ich muss dort meine eigene Weise der Arbeit finden. Hier und jetzt übersetze ich
immer Stück für Stück Ihre »Atombombe«.
Vor etwa drei Monaten habe ich Ihnen einen Brief geschrieben, in dem ich fragte,
ob ich den Inhalt meines Gespräches mit Ihnen (Ihre freundliche Antwort auf meine
Frage, z.B. über Psychopathologie usw.) für [eine] kleine Zeitschrift von uns gebrau-
chen darf, weil ich von Herrn Professor Suzuki und lijima darum gebeten wurde, für
sie etwas zu schreiben.1346
Da ich aber bis jetzt keine Antwort von Ihnen bekommen konnte, habe ich darauf
völlig verzichtet. Stattdessen habe ich einen kleinen Essay geschrieben. Das Thema
lautet: »Erinnerungen von ausländischem Studium«. Darin schrieb ich natürlich
über Erinnerungen von Ihnen, Universität und einigen Reisen, z.B. nach Sils Maria,
Kopenhagen und Italien. Ich schrieb auch über Ihren zukünftigen Plan der Schrif-
ten, da ich vorher nur über diesen Punkt Ihr Einverständnis bekommen habe. Wenn
es auch noch nicht vollkommen bestimmt ist, ob Herr Professor Suzuki meinen Es-
say gebraucht, möchte ich gerne Ihnen diese Zeitschrift schicken, wenn sie erscheint.
Ich höre manchmal die Aufnahme Ihrer Vorlesung und Ihrer freundlichen Ant-
wort auf meine Frage.1347 Sie ist gewiss eine unendlich schöne Erinnerung von Ihnen.
Ich danke Ihnen herzlich nochmals für Ihre grosse Freundlichkeit.
Ich und meine Familie wünschen herzlich, dass Sie und Ihre gnädige Frau sich
schonen, möglichst lang leben und uns weitere schöne Werke lesen lassen.
Bitte grüssen Sie Ihre gnädige Frau und Fräulein Möhrle von mir und meiner Fa-
milie!1348
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Noboru Hosoo
P.S. Ich habe zugleich mit der Extrapost Ihnen einige Photographien von mir, meiner
Nichten und Neffen auf dem Meere meiner Heimat geschickt.
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583 Noboru Hosoo an Karl Jaspers
Manuskript; DLA, A: Jaspers
Beigefügt sind diesem Brief einige Familien fo tos.
Tanabe, den 9. Sept. 1962
Sehr geehrter Herr Professor!
Heute ist mein siebenunddreissigjähriger Geburtstag. Von heute an möchte ich gerne
die private Übersetzungsarbeit von »Idee des Arztes« und »Arzt und Patient« begin-
nen.1345 In diesem Sommer war ich fast immer in meiner Heimat geblieben. Auf dem
Meere hier habe ich manchmal gerudert und geschwommen, um meinen Gesund-
heitszustand positiv zu verbessern, weil ich von diesem Herbst an in der Klinik mei-
ner Universität tätig sein möchte. Aber ich muss nicht wie gewöhnlich arbeiten kön-
nen. Ich muss dort meine eigene Weise der Arbeit finden. Hier und jetzt übersetze ich
immer Stück für Stück Ihre »Atombombe«.
Vor etwa drei Monaten habe ich Ihnen einen Brief geschrieben, in dem ich fragte,
ob ich den Inhalt meines Gespräches mit Ihnen (Ihre freundliche Antwort auf meine
Frage, z.B. über Psychopathologie usw.) für [eine] kleine Zeitschrift von uns gebrau-
chen darf, weil ich von Herrn Professor Suzuki und lijima darum gebeten wurde, für
sie etwas zu schreiben.1346
Da ich aber bis jetzt keine Antwort von Ihnen bekommen konnte, habe ich darauf
völlig verzichtet. Stattdessen habe ich einen kleinen Essay geschrieben. Das Thema
lautet: »Erinnerungen von ausländischem Studium«. Darin schrieb ich natürlich
über Erinnerungen von Ihnen, Universität und einigen Reisen, z.B. nach Sils Maria,
Kopenhagen und Italien. Ich schrieb auch über Ihren zukünftigen Plan der Schrif-
ten, da ich vorher nur über diesen Punkt Ihr Einverständnis bekommen habe. Wenn
es auch noch nicht vollkommen bestimmt ist, ob Herr Professor Suzuki meinen Es-
say gebraucht, möchte ich gerne Ihnen diese Zeitschrift schicken, wenn sie erscheint.
Ich höre manchmal die Aufnahme Ihrer Vorlesung und Ihrer freundlichen Ant-
wort auf meine Frage.1347 Sie ist gewiss eine unendlich schöne Erinnerung von Ihnen.
Ich danke Ihnen herzlich nochmals für Ihre grosse Freundlichkeit.
Ich und meine Familie wünschen herzlich, dass Sie und Ihre gnädige Frau sich
schonen, möglichst lang leben und uns weitere schöne Werke lesen lassen.
Bitte grüssen Sie Ihre gnädige Frau und Fräulein Möhrle von mir und meiner Fa-
milie!1348
Mit herzlichen Grüssen
Ihr Noboru Hosoo
P.S. Ich habe zugleich mit der Extrapost Ihnen einige Photographien von mir, meiner
Nichten und Neffen auf dem Meere meiner Heimat geschickt.