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Stellenkommentar
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sen begründete und als solche vererbliche Krankheit.« - Wie ein Text Edgar Salins belegt,
war Jaspers über die Intervention des Verlages sehr verstimmt: »Sein Gewissen belastet
hat die Tatsache, daß er durch seinen damaligen Verleger sich bestimmen ließ, im Buch
über >Nietzsche< eine ihm wichtige Stelle zu ändern. Er hatte als Psychiater, der er gewesen
war, und in Kenntnis der Medizin, der er verbunden blieb [...], das Leben Nietzsches ge-
nau durchforscht. Hierbei war er zu dem Ergebnis gekommen, daß Nietzsche mit Sicher-
heit an einer syphilitischen Erkrankung gelitten hat, von der schon zu Beginn der acht-
ziger Jahre ein heftiger Stoß zu spüren war und der er schließlich zum Opfer gefallen ist.
Nachdem die Nazis aber Nietzsche, völlig mißverstehend, zu ihrem Idol erkoren hatten,
war für den Verlag eine solche Aussage >untragbar<. Infolgedessen hat Jaspers sich genö-
tigt gesehen, diese Ausführungen damals zu streichen.« (E. Salin: »Freundschaftliche Er-
innerungen an Karl Jaspers«, in: K. Piper, H. Saner (Hg.): Erinnerungen an Karl Jaspers, Mün-
chen, Zürich 1974,13-23, hier: 16).
Elisabeth Förster-Nietzsche (1846-1935) war nicht daran gelegen, dass der Nachwelt die
Erkrankung ihres Bruders, insbesondere an Syphilis, überliefert wird. Vgl. E. Förster-Nietz-
sche: »Die Zeit von Nietzsches Erkrankung bis zu seinem Tode. Briefe von Dr. phil. h.c. Eli-
sabeth Förster-Nietzsche an den Verfasser«, in: P. Cohn: Um Nietzsches Untergang. Beiträge
zum Verständnis des Genies, Hannover 1931,121-159.
K. Jaspers: Nietzsche, 95 (6,134). Vgl. F. Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle
und Keinen (Nietzsche’s Werke, Erste Abteilung, Bd. 6), Stuttgart 1921, 134 (KJB Olden-
burg: KJ 3900).
Vgl. K. Jaspers: Nietzsche, 196: »Wir >Erkennenden< sind nachgerade mißtrauisch gegen alle
Art Gläubige« (7, 467). Vgl. F. Nietzsche: Zur Genealogie der Moral (Nietzsche’s Werke, Erste
Abteilung, Bd. 7), Leipzig 1923, 467 (KJB Oldenburg: KJ 3911).
Diese Stelle hat Jaspers daraufhin offenbar gestrichen, da sie sich nicht mehr in der pub-
lizierten Version der Nietzsche-Monographie findet.
Wie voriger Stellenkommentar.
In leicht abgemilderter Form lautet der Passus später: »In dem Wiederkunftsgedanken ist
also nicht das Schwanken zu übersehen, einmal als eine definierbare Lehre bestimmten
Inhalts aufzutreten, dann wieder ein unbestimmtes Glaubenssymbol zu werden, einmal
wie ein Gegenstand physikalischen Wissens sich zu geben, das andere Mal wissenslose Be-
deutungsfunktionen der Existenz zu erfüllen.« (K. Jaspers: Nietzsche, 351).
Dasselbe gilt für folgende Stelle: »Wenn man Nietzsche Atheismus zum Vorwurf macht
und auf seinen >Antichrist< verweist, so ist doch Nietzsches Atheismus keine eindeutig
platte Gottesleugnung, und auch nicht die Gleichgültigkeit einer Gottferne, für die Gott
nicht ist, weil sie ihn gar nicht sucht.« (Ebd., 431).
Vgl. P. Cohn: Um Nietzsches Untergang. Beiträge zum Verständnis des Genies.
Vgl. H. Büttner: »Die philosophische Lage des Abendlandes«, in: Völkischer Beoabachter,
5. Januar 1936, Münchner Ausgabe, Beilage »Deutsches Schrifttum«. - Zu den Groninger
Vorlesungen über Vernunft und Existenz vgl. D. Kaegi: »Einleitung des Herausgebers«, in:
K. Jaspers: Schriften zur Existenzphilosophie, KJG1/8, VII-XLVIII, hier: XV-XXII.
Zu Genieaffen vgl. auch I. Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, AA VII, 226.
Möglicherweise beziehen sich die Bedenken Grethleins auf K. Jaspers: Nietzsche, 135 (letz-
ter Absatz in Kleindruck), dort allerdings in einer offenbar abgemilderten Version.
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sen begründete und als solche vererbliche Krankheit.« - Wie ein Text Edgar Salins belegt,
war Jaspers über die Intervention des Verlages sehr verstimmt: »Sein Gewissen belastet
hat die Tatsache, daß er durch seinen damaligen Verleger sich bestimmen ließ, im Buch
über >Nietzsche< eine ihm wichtige Stelle zu ändern. Er hatte als Psychiater, der er gewesen
war, und in Kenntnis der Medizin, der er verbunden blieb [...], das Leben Nietzsches ge-
nau durchforscht. Hierbei war er zu dem Ergebnis gekommen, daß Nietzsche mit Sicher-
heit an einer syphilitischen Erkrankung gelitten hat, von der schon zu Beginn der acht-
ziger Jahre ein heftiger Stoß zu spüren war und der er schließlich zum Opfer gefallen ist.
Nachdem die Nazis aber Nietzsche, völlig mißverstehend, zu ihrem Idol erkoren hatten,
war für den Verlag eine solche Aussage >untragbar<. Infolgedessen hat Jaspers sich genö-
tigt gesehen, diese Ausführungen damals zu streichen.« (E. Salin: »Freundschaftliche Er-
innerungen an Karl Jaspers«, in: K. Piper, H. Saner (Hg.): Erinnerungen an Karl Jaspers, Mün-
chen, Zürich 1974,13-23, hier: 16).
Elisabeth Förster-Nietzsche (1846-1935) war nicht daran gelegen, dass der Nachwelt die
Erkrankung ihres Bruders, insbesondere an Syphilis, überliefert wird. Vgl. E. Förster-Nietz-
sche: »Die Zeit von Nietzsches Erkrankung bis zu seinem Tode. Briefe von Dr. phil. h.c. Eli-
sabeth Förster-Nietzsche an den Verfasser«, in: P. Cohn: Um Nietzsches Untergang. Beiträge
zum Verständnis des Genies, Hannover 1931,121-159.
K. Jaspers: Nietzsche, 95 (6,134). Vgl. F. Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Ein Buch für Alle
und Keinen (Nietzsche’s Werke, Erste Abteilung, Bd. 6), Stuttgart 1921, 134 (KJB Olden-
burg: KJ 3900).
Vgl. K. Jaspers: Nietzsche, 196: »Wir >Erkennenden< sind nachgerade mißtrauisch gegen alle
Art Gläubige« (7, 467). Vgl. F. Nietzsche: Zur Genealogie der Moral (Nietzsche’s Werke, Erste
Abteilung, Bd. 7), Leipzig 1923, 467 (KJB Oldenburg: KJ 3911).
Diese Stelle hat Jaspers daraufhin offenbar gestrichen, da sie sich nicht mehr in der pub-
lizierten Version der Nietzsche-Monographie findet.
Wie voriger Stellenkommentar.
In leicht abgemilderter Form lautet der Passus später: »In dem Wiederkunftsgedanken ist
also nicht das Schwanken zu übersehen, einmal als eine definierbare Lehre bestimmten
Inhalts aufzutreten, dann wieder ein unbestimmtes Glaubenssymbol zu werden, einmal
wie ein Gegenstand physikalischen Wissens sich zu geben, das andere Mal wissenslose Be-
deutungsfunktionen der Existenz zu erfüllen.« (K. Jaspers: Nietzsche, 351).
Dasselbe gilt für folgende Stelle: »Wenn man Nietzsche Atheismus zum Vorwurf macht
und auf seinen >Antichrist< verweist, so ist doch Nietzsches Atheismus keine eindeutig
platte Gottesleugnung, und auch nicht die Gleichgültigkeit einer Gottferne, für die Gott
nicht ist, weil sie ihn gar nicht sucht.« (Ebd., 431).
Vgl. P. Cohn: Um Nietzsches Untergang. Beiträge zum Verständnis des Genies.
Vgl. H. Büttner: »Die philosophische Lage des Abendlandes«, in: Völkischer Beoabachter,
5. Januar 1936, Münchner Ausgabe, Beilage »Deutsches Schrifttum«. - Zu den Groninger
Vorlesungen über Vernunft und Existenz vgl. D. Kaegi: »Einleitung des Herausgebers«, in:
K. Jaspers: Schriften zur Existenzphilosophie, KJG1/8, VII-XLVIII, hier: XV-XXII.
Zu Genieaffen vgl. auch I. Kant: Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, AA VII, 226.
Möglicherweise beziehen sich die Bedenken Grethleins auf K. Jaspers: Nietzsche, 135 (letz-
ter Absatz in Kleindruck), dort allerdings in einer offenbar abgemilderten Version.