Stellenkommentar
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Verhandlungen [...] zu einem Ergebnis geführt haben oder nicht.« (K. Grethlein an R. Hoff-
mann, 12. August 1936, Durchschlag, ebd.). - In Hoffmanns Brief an Jaspers vom 27. August,
auf den sich Jaspers nun bezieht, bedauert Hoffmann das halbjährige Warten. »Ich hoffe,
dass Sie nicht etwa Verhandlungen mit dem Übersetzer der englischen Nietzsche-Ausgabe
haben, die vom Sprachlichen aus nur abmonibel [sic!] genannt werden kann. Ferner glaube
ich, dass mit dem starken geistigen Auftrieb, der hier doch zu spüren ist und den ich nach
nunmehr zehn] ährigem Aufenthalt besser beurteilen kann als selbst die Amerikaner, das Er-
scheinen Ihres Buches hier einen viel grösseren Erfolg bringen könnte als in England. Ver-
stehen Sie mich bitte recht, ich möchte das Beste in Ihrem Interesse getan sehen, und wenn
Sie einen Kandidaten haben, der in beiden Sprachen und ihren Nuancen wirklich zu Hause
ist, bin ich sehr froh, aber ein halbes Jahr untätig verstreichen zu lassen, ist nicht möglich,
und vielleicht bin ich dann mit meinem ganz ausgezeichneten Sekretär, einem geborenen
Amerikaner, vielleicht auf ein bis zwei Jahre engagiert, da ich mich dann anderen Arbeiten
zuwenden müsste, und andererseits dürfen Sie mir glauben, dass Ihr Nietzsche das Buch
wäre, das mir am kongenialsten ist, womit ich nur ganz bescheiden Kuno Fischer zitiert ha-
ben möchte.« (R. Hoffmann an Jaspers, 27. August 1936, Abschrift, ebd.). - Vgl. K. Fischer:
Gottfried Wilhelm Leibniz. Leben, Werke und Lehre, fünfte, durchgesehene Auflage, Heidel-
berg 1920,643-646 (Abschnitt über die kongeniale Betrachtungsweise im Lessing-Kapitel).
244 Möglicherweise handelt es sich hier um Paul Gottschalk, einen Vetter von Gertrud Jas-
pers, der sich 1939/40 in New York niederließ und zuvor mehrfach in die USA gereist war
und hierbei für eine englische Übersetzung der Nietzsche-Monographie eine geeignete
Person gefunden haben könnte. Bereits im Januar 1921 fuhr er nämlich in die USA, um
amerikanische Verlage für eine englischsprachige Ausgabe der neuesten Auflage der Allge-
meinen Psychopathologie zu gewinnen (vgl. Stellenkommentar, Nr. 659). - Ebenso wäre der
Rechtshistoriker und Jurist Ernst Levy (1881-1968) denkbar, 1928 ao.Prof. in Heidelberg,
der 1933 in die USA emigrierte. Dieser schrieb dem Ehepaar Jaspers aus Seattle (Washing-
ton), wo er bis 1952 lehrte: »Oben im Gebirge habe ich oft im Nietzschebuch gelesen. Um
es zu ermöglichen, haben Sie manches zum Opfer bringen müssen; aber was dasteht, ist
sicher ganz einzigartig aufschlußreich, weil noch nie zuvor der Philosoph, der Psycho-
loge und der Mediziner so uno actu zu Worte gekommen sind, und außer seinem Helden
tritt zwischen u. auf den Zeilen der Autor selbst eindrucksvoll in Erscheinung. Möchten
Sie schon jetzt an der Aufnahme des Werkes einige Freude haben!« (E. Levy an G. und K.
Jaspers, 18. Oktober 1936, DLA, A: Jaspers).
245 Hier bezieht sich Jaspers auf das Treffen mit Grethlein, das zwischen dem 5. und 12. August
in Berlin stattgefunden haben muss. Zu Jaspers’ Antwortschreiben auf Hoffmanns Brief
vom 27. August vgl. K. Jaspers an R. Hoffmann, 9. September 1936, in diesem Band, S. 115.
- Gegenüber seinen Eltern äußert sich Jaspers bzgl. Hoffmann dementsprechend: »Es ist
ein Professor in Los Angeles (California), der sehr eifrig damit ist. Aber er wirkt auf mich
etwas wie ein Projektenmacher [sic!]. Die Pointe ist Verlag und Druck: in dem Punkte ist
mir alles unklar, obgleich er einen Verlag nennt. Doch vielleicht wird es eine erfolgreiche
Sache. In Amerika kann man nie wissen, woran man ist.« (K. Jaspers an H. u. K. Jaspers se-
nior, 8. Oktober 1936, DLA, A: Jaspers).
246 Vgl. R. Müller-Freienfels: Psychologie des deutschen Menschen und seiner Kultur. Ein volks-
charakterologischer Versuch, München 1922, zweite, völlig umgearbeitete Auflage 1930. Bei
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Verhandlungen [...] zu einem Ergebnis geführt haben oder nicht.« (K. Grethlein an R. Hoff-
mann, 12. August 1936, Durchschlag, ebd.). - In Hoffmanns Brief an Jaspers vom 27. August,
auf den sich Jaspers nun bezieht, bedauert Hoffmann das halbjährige Warten. »Ich hoffe,
dass Sie nicht etwa Verhandlungen mit dem Übersetzer der englischen Nietzsche-Ausgabe
haben, die vom Sprachlichen aus nur abmonibel [sic!] genannt werden kann. Ferner glaube
ich, dass mit dem starken geistigen Auftrieb, der hier doch zu spüren ist und den ich nach
nunmehr zehn] ährigem Aufenthalt besser beurteilen kann als selbst die Amerikaner, das Er-
scheinen Ihres Buches hier einen viel grösseren Erfolg bringen könnte als in England. Ver-
stehen Sie mich bitte recht, ich möchte das Beste in Ihrem Interesse getan sehen, und wenn
Sie einen Kandidaten haben, der in beiden Sprachen und ihren Nuancen wirklich zu Hause
ist, bin ich sehr froh, aber ein halbes Jahr untätig verstreichen zu lassen, ist nicht möglich,
und vielleicht bin ich dann mit meinem ganz ausgezeichneten Sekretär, einem geborenen
Amerikaner, vielleicht auf ein bis zwei Jahre engagiert, da ich mich dann anderen Arbeiten
zuwenden müsste, und andererseits dürfen Sie mir glauben, dass Ihr Nietzsche das Buch
wäre, das mir am kongenialsten ist, womit ich nur ganz bescheiden Kuno Fischer zitiert ha-
ben möchte.« (R. Hoffmann an Jaspers, 27. August 1936, Abschrift, ebd.). - Vgl. K. Fischer:
Gottfried Wilhelm Leibniz. Leben, Werke und Lehre, fünfte, durchgesehene Auflage, Heidel-
berg 1920,643-646 (Abschnitt über die kongeniale Betrachtungsweise im Lessing-Kapitel).
244 Möglicherweise handelt es sich hier um Paul Gottschalk, einen Vetter von Gertrud Jas-
pers, der sich 1939/40 in New York niederließ und zuvor mehrfach in die USA gereist war
und hierbei für eine englische Übersetzung der Nietzsche-Monographie eine geeignete
Person gefunden haben könnte. Bereits im Januar 1921 fuhr er nämlich in die USA, um
amerikanische Verlage für eine englischsprachige Ausgabe der neuesten Auflage der Allge-
meinen Psychopathologie zu gewinnen (vgl. Stellenkommentar, Nr. 659). - Ebenso wäre der
Rechtshistoriker und Jurist Ernst Levy (1881-1968) denkbar, 1928 ao.Prof. in Heidelberg,
der 1933 in die USA emigrierte. Dieser schrieb dem Ehepaar Jaspers aus Seattle (Washing-
ton), wo er bis 1952 lehrte: »Oben im Gebirge habe ich oft im Nietzschebuch gelesen. Um
es zu ermöglichen, haben Sie manches zum Opfer bringen müssen; aber was dasteht, ist
sicher ganz einzigartig aufschlußreich, weil noch nie zuvor der Philosoph, der Psycho-
loge und der Mediziner so uno actu zu Worte gekommen sind, und außer seinem Helden
tritt zwischen u. auf den Zeilen der Autor selbst eindrucksvoll in Erscheinung. Möchten
Sie schon jetzt an der Aufnahme des Werkes einige Freude haben!« (E. Levy an G. und K.
Jaspers, 18. Oktober 1936, DLA, A: Jaspers).
245 Hier bezieht sich Jaspers auf das Treffen mit Grethlein, das zwischen dem 5. und 12. August
in Berlin stattgefunden haben muss. Zu Jaspers’ Antwortschreiben auf Hoffmanns Brief
vom 27. August vgl. K. Jaspers an R. Hoffmann, 9. September 1936, in diesem Band, S. 115.
- Gegenüber seinen Eltern äußert sich Jaspers bzgl. Hoffmann dementsprechend: »Es ist
ein Professor in Los Angeles (California), der sehr eifrig damit ist. Aber er wirkt auf mich
etwas wie ein Projektenmacher [sic!]. Die Pointe ist Verlag und Druck: in dem Punkte ist
mir alles unklar, obgleich er einen Verlag nennt. Doch vielleicht wird es eine erfolgreiche
Sache. In Amerika kann man nie wissen, woran man ist.« (K. Jaspers an H. u. K. Jaspers se-
nior, 8. Oktober 1936, DLA, A: Jaspers).
246 Vgl. R. Müller-Freienfels: Psychologie des deutschen Menschen und seiner Kultur. Ein volks-
charakterologischer Versuch, München 1922, zweite, völlig umgearbeitete Auflage 1930. Bei