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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0154
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128 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

chard Wagner’s Grössenwahnsinn theoretisch nachzuweisen und zu zerglie-
dern versucht“ (KSA 1, 795, 14-16). Vgl. dazu die psychiatrische Studie von
Theodor Puschmann 1873 (nicht in NPB). N. fühlte sich durch Doves positive
Reaktion auf Puschmanns Buch seinerseits zu scharfen Attacken auf Dove ver-
anlasst (KSA 1, 796-797).
182, 23-26 im Gegenteil hat diese Wärme für Lessing bei Strauss mir immer
etwas Verdächtiges gehabt; dieselbe verdächtige Wärme für Lessing finde ich,
bis zur Erhitzung gesteigert, bei Gervinus] In seinem fünfbändigen Hauptwerk
Geschichte der poetischen National-Literatur der Deutschen (1835-1842) geht Ge-
org Gottfried Gervinus in einem eigenen Kapitel auf den Aufklärer Lessing ein
(vgl. Gervinus 1873, Bd. 4, 353-395). Zu Gervinus und zu N.s Kritik an ihm vgl.
NK 181, 11-12.
182, 28-32 was loben sie eigentlich an Lessing? Einmal seine Universalität: er
ist Kritiker und Dichter, Archäolog und Philosoph, Dramaturg und Theolog. So-
dann „diese Einheit des Schriftstellers und des Menschen, des Kopfes und des
Herzens.“] Als Quelle für N. fungiert hier Strauß’ ANG (§ 90, S. 300): „Welch
ein Segen für das deutsche Volk darin liegt, daß am Eingang seiner classischen
Literaturepoche ein Mann wie Lessing steht, ist nicht zu ermessen. Das ist noch
das Mindeste, daß er so universell auftritt: Kritiker und Dichter, Archäolog und
Philosoph, Dramaturg und Theolog; und daß er auf allen diesen Gebieten neue
Gesichtspunkte fand, neue Wege wies, tiefere Schachte erschloß; sondern die-
se Einheit des Schriftstellers und des Menschen, des Kopfes und des Herzens
ist das Herrliche an ihm. Seine Gesinnung ist so lauter wie sein Gedanke, sein
Streben so rastlos wie sein Stil.“
183, 11-14 „Bedauert doch, ruft uns Goethe zu, den ausserordentlichen Men-
schen, dass er in einer so erbärmlichen Zeit leben, dass er immerfort polemisch
wirken musste.“] Das Zitat, in dem N. eine längere Partie ausgelassen hat,
stammt aus Goethes Gespräch mit Eckermann vom 7. Februar 1827. Hier kriti-
siert Goethe „gewisse Kritiker“, die „ungehörige Forderungen“ an Lessing stel-
len, und äußert sich selbst so über ihn: „Bedauert doch den außerordentlichen
Menschen, daß er in einer so erbärmlichen Zeit leben mußte, die ihm keine
besseren Stoffe gab als in seinen Stücken verarbeitet sind! - Bedauert ihn
doch, daß er in seiner Minna von Barnhelm an den Händeln der Sachsen und
Preußen Teil nehmen mußte, weil er nichts besseres fand! - Auch daß er im-
merfort polemisch wirkte und wirken mußte, lag in der Schlechtigkeit seiner
Zeit“ (Goethe: FA, Abt. II, Bd. 12 (39), 234-235).
183,14 - 184, 5 Wie, Ihr, meine guten Philister, dürftet ohne Scham an diesen
Lessing denken, der gerade an eurer Stumpfheit, im Kampf mit euren lächerlichen
 
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