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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0157
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Stellenkommentar UB I DS 5, KSA 1, S. 183-185 131

stehungszeit von UB I DS attestiert N. dem kurz zuvor ausführlich thematisier-
ten Aufklärer Lessing (vgl. 182, 21 - 183, 19) die urwüchsige Vitalität eines Ti-
gers, indem er erklärt: „Lessing hat die gewaltige, unruhige, ewig spielende,
in schwellenden Muskeln überall sichtbare Kraft eines jugendlichen Tigers“
(NL 1873, TI [35], KSA 7, 597).

5.
184, 30-31 als Epopt und Priester eines Haydnischen Mysterienkultus] In der
Mysterien-Terminologie galt als Epopt, als ,Schauender4, ein Teilnehmer der
Eleusinischen Demeter-Mysterien, der auf der höchsten Stufe der Einweihung
das Mysteriengeheimnis ,schauen4 durfte. Auch in der Geburt der Tragödie ver-
wendet N. diesen Begriff, und zwar im Zusammenhang mit einer Darstellung
der Dionysos-Mysterien (KSA 1, 72, 25-29). - Der Komponist Joseph Haydn
(1732-1809) hinterließ ein umfangreiches musikalisches CEuvre und gilt als ein
wichtiger Repräsentant der Wiener Klassik.
184, 31 - 185,1 dabei aber Haydn mit einer „ehrlichen Suppe“, Beethoven mit
„Confect“ (und zwar in Hinblick auf die Quartettmusik) vergleicht] N. zitiert hier
aus Strauß’ ANG 362, 12-18: „Schade, daß man in unsern Quartettsoireen sel-
ten mehr dieses Programm eingehalten findet, daß insbesondre gerade Haydn,
der Grund- und Eckstein der Quartettmusik, so gerne weggelassen wird. Man
fängt dann mit Mozart, oder gar gleich mit Beethoven an, als wollte man eine
Mahlzeit mit Champagner und Confect, statt mit einer ehrlichen Suppe anfan-
gen.44 - Vgl. Exzerpte aus ANG (KGWIII5/1), S. 355. Hier findet sich N.s Notiz:
„Ihr Confekt-Beethoven u. Ihr Eh<r>liche Suppe-Haydn hat mit unserm Beetho-
ven u. Haydn nichts zu thun.“ - Ludwig van Beethoven (1770-1827) gilt nach
Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart als dritter bedeutender Kom-
ponist der Wiener Klassik; er bahnte bereits den Übergang zur Romantik. -
In Menschliches, Allzumenschliches II (Text 298) versucht N. vier bekannte
deutschsprachige Komponisten auch selbst zu charakterisieren. Hier betont er
„Beethoven’s edle einsiedlerische Resignation, Mozart’s Anmuth und Grazie
des Herzens, Händel’s unbeugsame Männlichkeit und Freiheit unter dem Ge-
setz, Bach’s getrostes und verklärtes Innenleben“ (KSA 2, 501, 3-7). Zu Beetho-
vens Bedeutung für Wagner und N. vgl. die ausführlichen Belege in NK 185,
31-33 sowie NK 492, 3-9 und NK 492, 17.
185, 8 von Riehl’scher Hausmusik] In UB I DS ist bereits an früherer Stelle vom
Philister die Rede, der „in Riehlscher Hausmusik-Manier“ redet (175, 34). Und
schon während der Entstehungszeit von UB I DS notierte N.: „Die absichtli-
 
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