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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Contr.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0158
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132 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

ehe Oberflächlichkeit - er kann alles besser. Riehlsche Hausmusik“
(NL 1873, TJ [41], KSA 7, 599). Vgl. auch NK 175, 34.
185, 10-11 Er soll neun Symphonien gemacht haben, von denen die Pastorale
„die wenigst geistreiche“ sei] Hier zitiert N. eine Ansicht von David Friedrich
Strauß, der sich in ANG 358, 30 - 359,12 kritisch über Beethovens Sechste Sym-
phonie, die Pastorale, äußert. Diese Passage endet mit der Behauptung, dass
„die Pastoralsymphonie, bei aller Fülle des Wohllauts, [...] die wenigst geistrei-
che ist.“ Vgl. dazu das ausführliche ANG-Zitat und die Erläuterung zum Werkti-
tel Pastorale in NK 185, 18-25.
185,12-13 drängte es ihn, „über den Strang zu schlagen und ein Abenteuer zu
suchen“] Zitat aus Strauß’ ANG 356, 17-21: „Nämlich allemal über zwei Sym-
phonien hielt es Beethoven aus, bei aller Weiterbildung im Einzelnen, doch im
Allgemeinen sich der hergebrachten Art zu fügen; jedesmal bei der dritten aber
drängte es ihn, über den Strang zu schlagen und ein Abenteuer zu suchen.“
185, 14-17 In Betreff einer gewissen „Eroica“ wird jenem Centauren ernstlich
zugesetzt, dass es ihm nicht gelungen sei auszudrücken, „ob es sich von Kämpfen
auf offenem Felde oder in den Tiefen der Menschenbrust handele“.] Eroica ist
der Beiname für die Dritte Symphonie in Es-Dur (op. 55), die Ludwig van Beet-
hoven 1804 komponierte und zunächst Napoleon zudachte. Vgl. den Kontext
in Strauß’ ANG 358, 2-6: „Heroische Empfindungen und Stimmungen kann al-
lerdings auch die wortlose Symphonie darstellen, aber dabei wird es unbe-
stimmt bleiben, ob es sich von äußerem oder inneren Heldenthum, von Kämp-
fen auf offenem Felde oder in den Tiefen der Menschenbrust handelt.“ Vgl.
Exzerpte aus ANG (KGWIII5/1), S. 356. - In der griechischen Mythologie kom-
men Kentauren als fabelhafte Mischwesen vor, die einen Pferdeleib mit
menschlichem Oberkörper haben.
185,18-25 In der Pastorale gebe es einen „trefflich wüthenden Sturm“, für den
es doch „gar zu unbedeutend“ sei, dass er einen Bauerntanz unterbräche; und
so sei durch das „willkürliche Festbinden an dem untergelegten trivialen Anlass“,
wie die ebenso gewandte als correcte Wendung lautet, diese Symphonie „die we-
nigst geistreiche“ — es scheint dem klassischen Magister sogar ein derberes Wort
vorgeschwebt zu haben, aber erzieht vor, sich hier „mit gebührender Bescheiden-
heit“, wie er sagt, auszudrücken.] Mit „der Pastorale“ meint N. Ludwig van Beet-
hovens Sechste Symphonie in F-Dur (op. 68), die 1807/08 entstand und Aspekte
der späteren Programmmusik antizipiert. Durch den Titel „Pastorale“ greift der
Komponist auf die Gattungsbezeichnung für ein Instrumentalstück oder ein
kleines ländlich-idyllisches Singspiel zurück und überträgt den Terminus auf
die Großform der Symphonie. Dass die Gemeinsamkeit dabei in der ländlichen
 
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