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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0191
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Stellenkommentar UB I DS 7, KSA 1, S. 195-196 165

hat: „Moral predigen ist leicht, Moral begründen schwer“ (Schriften zur Natur-
philosophie und zur Ethik, Hü 103). Dieses Motto übernimmt Schopenhauer als
Selbstzitat aus seiner Schrift Ueber den Willen in der Natur.
195, 33 Fundamentalsatz Darwins] Auf der Basis seiner Abstammungslehre
vertrat Charles Darwin die These von der prinzipiellen biologischen Gleichran-
gigkeit von Mensch und Tier, die sich im Zuge desselben Evolutionsprozesses
entwickelt haben. Zu den Theorien Darwins vgl. auch NK 194, 25-26.
195, 34 -196, 5 „Vergiss“ sagt Strauss, „in keinem Augenblicke, dass du Mensch
und kein blosses Naturwesen bist, in keinem Augenblicke, dass alle anderen
gleichfalls Menschen, das heisst, bei aller individuellen Verschiedenheit, dasselbe
wie du, mit den gleichen Bedürfnissen und Ansprüchen wie du, sind — das ist der
Inbegriff aller Moral.“] Zitat aus Strauß’ ANG 238, 25 - 239, 2 (mit marginalen
Abweichungen).
196, 18-19 „benimm dich so, als ob es keine individuellen Verschiedenheiten
gebe!“] Auch hier zitiert N. aus Strauß’ ANG (238-239).
196, 23-28 „Vergiss in keinem Augenblick, dass du und Alles, was du in dir und
um dich her wahrnimmst, kein zusammenhangloses Bruchstück, kein wildes Cha-
os von Atomen und Zufälligkeiten ist, sondern dass alles nach ewigen Gesetzen
aus dem Einen Urquell alles Lebens, aller Vernunft und alles Guten hervorgeht —
das ist der Inbegriff der Religion.“] Zitat aus Strauß’ ANG 239, 3-9 (mit margina-
len Abweichungen).
196, 34 - 197,11 „unser Gott nimmt uns nicht von aussen in seinen Arm (man
erwartet hier als Gegensatz ein allerdings sehr wunderliches Von innen in den
Arm nehmen!), sondern er eröffnet uns Quellen des Trostes in unserem Innern.
Er zeigt uns, dass zwar der Zufall ein unvernünftiger Weltherrscher wäre, dass
aber die Nothwendigkeit, d. h. die Verkettung von Ursachen in der Welt, die Ver-
nunft selber ist“ (eine Erschleichung, die nur die „Wir“ nicht merken, weil sie in
dieser Hegelischen Anbetung des Wirklichen als des Vernünftigen, das heisst in
der Vergötterung des Erfolges gross gezogen sind). „Er lehrt uns erken-
nen, dass eine Ausnahme von dem Vollzug eines einzigen Naturgesetzes verlan-
gen, die Zertrümmerung des All verlangen hiesse.“] Hier zitiert N. aus Strauß’
ANG (365,18-25): „Unser Gott nimmt uns nicht von außen in seinen Arm, aber
er eröffnet uns Quellen des Trostes in unserem Innern. Er zeigt uns, daß zwar
der Zufall ein unvernünftiger Weltherrscher wäre, daß aber die Nothwendig-
keit, d. h. die Verkettung der Ursachen in der Welt, die Vernunft selber ist.
Er lehrt uns erkennen, daß, eine Ausnahme von dem Vollzug eines einzigen
Naturgesetzes verlangen, die Zertrümmerung des Alls verlangen hieße.“
Indem N. von der „Hegelischen Anbetung des Wirklichen als des Vernünf-
tigen“ spricht (197, 7-8), rekurriert er auf Prämissen der idealistischen Ge-
 
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