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Neymeyr, Barbara; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 1/2): Kommentar zu Nietzsches Unzeitgemässen Betrachtungen: I. David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller, II. Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben — Berlin, Boston: De Gruyter, 2020

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.69926#0248
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222 David Strauss der Bekenner und der Schriftsteller

ehrlichen Suppe anfangen“ (ANG 362, 12-18). - N. grenzt sich mit polemischer
Entschiedenheit von Strauß ab: „sein Confect-Beethoven ist nicht unser
Beethoven, und sein Suppen-Haydn ist nicht unser Haydn“ (185, 2-3). In den
Exzerpten aus ANG (KGW III5/1, S. 355) findet sich die noch direkt adressaten-
bezogene Notiz N.s: „Ihr Confekt-Beethoven u. Ihr Eh<r>liche Suppe-Haydn hat
mit unserm Beethoven u. Haydn nichts zu thun.“
224, 6-7 Kant als Kaltwasseranstalt] Komprimierte Version einer von N. in
UB I DS schon an früherer Stelle verwendeten Formulierung. Hier referiert N.
die von Strauß vertretene Ansicht, „dass Schiller aus Kant wie aus einer Kalt-
wasseranstalt herausgetreten sei“ (181, 25-26). Strauß schreibt in ANG Folgen-
des über Schillers Auseinandersetzung mit der Philosophie Kants: „Wir verdan-
ken dieser Beschäftigung einige der werthvollsten unter seinen prosaischen
Schriften; auch seiner Dichtung hat er dabei die ursprüngliche Wildheit und
Gewaltsamkeit, doch zugleich auch etwas von ihrer Frische und Natürlichkeit
abgethan, und hätte er nicht das Glück gehabt, eben beim Heraustreten aus
jener Kaltwasseranstalt mit Goethe zusammenzutreffen, der ihn mit einemmale
wieder auf den Boden der Poesie, und zwar der echtesten, versetzte, so möchte
ihm die Cur nicht zum besten bekommen sein“ (ANG 325, 9-17). - Vgl. auch
Exzerpte aus ANG (KGW III5/1), S. 355. N. beanstandet in ANG nicht nur
Strauß’ inkompetente Kant-Kritik, sondern auch ein Übermaß „naiver Lobre-
den“ auf Kant (190, 13-14). So betont er, dass Strauß „mit dem vollen Muthe
der Ignoranz selbst über Kant seine Lob-Essenzen ausgiesst“ (190, 28-29). - Zu
N.s Polemik gegen die Kant-Reminiszenzen, die sich in Gestalt affirmativer Zi-
tate, jovial inszenierter Hybris oder ironischer Abwertung in Strauß’ ANG fin-
den, vgl. die ausführlichen Darlegungen in NK 191, 3-8 (auch zum Kant-Dis-
kurs in N.s persönlichem Umfeld) sowie NK 191, 8-11 und NK 191, 25 - 192, 3.
224, 7-10 „Die schweizerische Bundesverfassung verhält sich zur englischen wie
eine Bachmühle zu einer Dampfmaschine, wie ein Walzer oder ein Lied zu einer
Fuge oder Symphonie.“] Leicht verkürztes Zitat aus Strauß’ ANG 265, 20-24:
„Die schweizerische Bundesverfassung, der einzelnen Cantonalverfassungen
zu geschweigen, verhält sich zur englischen wie eine Bachmühle zu einer
Dampfmaschine, wie ein Walzer oder ein Lied zu einer Fuge oder Symphonie.“
224,10 Appellation] Anrufung einer höheren juristischen Instanz, um ein Be-
rufungsverfahren zu initiieren. Im vorliegenden Kontext (224, 10-12) zitiert N.
wörtlich aus Strauß’ ANG (258, 22-25).
224,18 „Virtuosen der Frömmigkeit in den Klöstern.“] N. zitiert hier aus Strauß’
ANG 137, 13-15: „Weder so zahlreiche Virtuosen der Frömmigkeit, wie sie da-
mals besonders in den Klöstern lebten, noch so hohe einzelne Meister darin,
 
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