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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0023
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I Überblickskommentar
1 Entstehungsgeschichte und Textgeschichte

Nach der Fertigstellung des dritten Teils von Also sprach Zarathustra (Za III)
unterzog N. seine vorangegangenen Werke einer Durchsicht. Dabei erschienen
ihm Morgenröthe (M) und Die fröhliche Wissenschaft (FW) „als Einleitung, Vor-
bereitung und Commentar zu genanntem Zarathustra“ (N. an Franz Overbeck,
07. 04.1884, KSB 6/KGB III/l, Nr. 504, S. 496, Z. 80 f.). Zugleich beschloss er,
„eine Revision [s]einer Metaphysica und erkenntnißtheoretischen Ansichten“
in Angriff zu nehmen (ebd., Z. 71 f.). Wiederholt konsultierte N. nun seine frü-
hen Schriften (z. B. N. an Overbeck, Anfang August 1884, KSB 6/KGB III/l,
Nr. 524, S. 518, Z. 23-34). Ein Jahr später haben sich diese Selbstlektüren zum
Vorsatz verdichtet, sämtliche unverkauften Exemplare seiner bisher beim Ver-
leger Ernst Schmeitzner gedruckten Schriften in die Hand zu bekommen. „Mein
Wunsch ist groß, den ganzen Rest von Exemplaren meiner Schriften zu besit-
zen; oder vielmehr, ich sehe gar kein anderes Mittel als das angegebene, um
dazu zu gelangen, was jetzt noth thut, meine frühem Schriften neu
und wesentlich verändert herauszugeben.“ (N. an Elisabeth Förster,
kurz vor dem 15. 08.1885, KSB 7/KGB III/3, Nr. 621, S. 81, Z. 10-15) Namentlich
Menschliches, Allzumenschliches (MA) mit den Fortsetzungen Vermischte Mei-
nungen und Sprüche (VM) und Der Wanderer und sein Schatten (WS) wollte N.
„einer schleunigen neu redigirten Auflage“ (ebd., Z. 26) zuführen. Jedoch
nahm er von diesem Vorhaben im Zuge anhaltender Verlagsprobleme zunächst
wieder Abstand (N. an Overbeck, Anfang Dezember 1885, KSB 7/KGB III/3,
Nr. 649, S. 117, Z. 61-68), um sich stattdessen - so in einem Briefentwurf an
Hermann Credner, den N. gerne als Verleger gewinnen wollte, Mitte Januar
1886 (KSB 7/KGB III/3, Nr. 663, S. 140 f.) - der Ausarbeitung eines zweiten Ban-
des von M zuzuwenden. Dieses Projekt zeichnete sich wohl schon im Sommer
1885 ab (Schaberg 2002,163). Das Verfahren, älteren Werken neue Bände nach-
zuschieben, das N. bereits bei MA angewandt hatte, diente augenscheinlich
auch dazu, den nach N.s Empfinden nicht ausreichend rezipierten, früheren
Werken endlich die gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen. „Deine wie
meine Schriften liegen vollständig vergraben und unausgrabbar in die-
sem Antisemiten-Loch“, beschied N. seinem Freund Overbeck gegen Ende sei-
ner sich juristisch zuspitzenden Auseinandersetzung mit dem Antisemitica
druckenden Schmeitzner Anfang Dezember 1885 (KSB 7/KGB III/3, Nr. 649,
S. 117, Z. 48-50).
N.s Suche nach einem neuen Verleger, nicht nur für sein bisheriges Schrift-
tum, um dessen Verbreitung Schmeitzner sich nach N.s Ansicht nicht hinrei-
 
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