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Sommer, Andreas Urs; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 5,1): Kommentar zu Nietzsches "Jenseits von Gut und Böse" — Berlin, Boston: De Gruyter, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.69929#0027
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Überblickskommentar 7

der. Masken. Was ist vornehm?“ (KSB 7/KGB III/3, Nr. 687, S. 175, Z. 29-33).
Aber der Abschnitt „Masken“ findet sich in der Druckfassung von JGB ebenso-
wenig wieder wie „Das Weib an sich“; das „religiöse Genie“ weicht dort dem
„religiösen Leben“, und dazu kommen noch „Sprüche und Zwischenspiele“,
die Vorrede sowie „Aus hohen Bergen. Nachgesang“ (vgl. Röllin 2013, 49). In
KGWIX 5, W18,159 findet sich eine weitere Werkdisposition, die nicht nur das
Masken-Hauptstück anführt, sondern auch noch anfügt: „11. Die Versucher.
Philosophen der Zukunft.“
JGB ist in vielerlei Hinsicht eine Zusammenstückelung früherer Texte und
hat im Laufe seiner Entstehung mit seiner Gestalt auch seine Konzeption und
Struktur verändert. Gruppierung und Finalisierung des für JGB vorgesehenen
Materials erfolgten in der ersten Jahreshälfte 1886 und lassen sich partiell
nachvollziehen anhand des im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar unter
der Archivsignatur GSA 71/26 erhaltenen Druckmanuskripts, dem Hans Joa-
chim Mette die Signatur D 18 gegeben hat. Es handelt sich um eine Reinschrift
meist schon früher entworfener Texte, die von N. als Druckvorlage angelegt
worden ist. Ursprünglich hatte N. Foliobögen beschrieben, die er dann im Lau-
fe seiner Kompositionsarbeit teilweise zerschnitt und neu zusammenfügte. Mit
diesem Verfahren arrangierte N. die Aphorismen wiederholt neu. Röllin 2013
hat das Manuskript D 18 eingehend untersucht. Es fällt auf, dass darin die
Aphorismenzählung oft, „mitunter bis zu vier Mal geändert“ (Röllin 2013, 50)
worden ist, was es wiederum erlaubt, die letzten Buchwerdungsstufen von JGB
zu rekonstruieren (übrigens hat Heinrich Köselitz in der dritten Druckauflage
von JGB die durch N.s Umstellungen und Einfügungen entstandene Verdoppe-
lung von Aphorismen-Nummern aufgelöst, so dass in Nietzsche 1894 eine neue
Zählung zustande kam, vgl. etwa die faksimilierte Seite bei Hoffmann 1991,
766. Es ist zwar richtig, dass spätere Ausgaben wieder zur Zählung der Erstaus-
gabe von 1886 zurückgekehrt sind und Köselitzens Eingriffe rückgängig ge-
macht haben. Allerdings war Köselitz im Buchproduktionsprozess der engste
Vertraute N.s, so dass, wenn N., wie manche Interpreten glauben, der Numme-
rierung einen geheimen Hintersinn gegeben hätte, jener am ehesten darum
gewusst haben müsste. Offenkundig war diese Zählung N. gleichgültig. Vgl. zu
Köselitz’ Editionspraxis Wilamowitz-Moellendorff 2006 u. Eichberg 2009). Eine
erste im Manuskript D 18 greifbare Version, die allerdings auch eine bereits
sehr späte Stufe der Buchentstehung dokumentiert, umfasste 308 Aphorismen,
von denen nur sechs Aphorismen nicht mehr zu identifizieren sind (Röllin
2013, 52). Durch die Umstellung der Nummerierung lassen sich die ursprüngli-
che und die spätere Platzierung der jeweiligen Texte ermitteln; Röllin 2013, 61-
67 hat eine tabellarische Konkordanz der verschiedenen Platzierungen bis hin
zum gedruckten Text erstellt. Die Fassung mit den 308 Aphorismen dürfte
 
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